Der alte Mann und die Frau

Gelegentlich begegne ich dem alten Mann, der aufrecht und nachdenklich seinen Weg geht. Seine erkennbaren körperlichen Beschwerden, scheinen ihn nicht besonders zu beeindrucken. Blickt er mich mit seinem von Falten zerfurchten Gesicht, der markanten Nase, dem energischen Kinn und den leicht abstehenden, auf Empfang gestellten Ohren freundlich an, empfinde ich Sympathie und Respekt. Seine fragenden, zugewandten Augen, in denen Güte, Weisheit und Kraft aufleuchtet, fesseln mich immer wieder. Manchmal wirkt er, wenn er ruhig und bestimmt vorwärts schreitet, mitgenommen. Es entsteht aber nie der Eindruck, als könne er in schwierigen Zeiten seine Ziele aus den Augen verlieren. Mit einem Wort: Der alte Mann fasziniert mich. Er scheint ein gutes Herz zu haben. Bei unseren Begegnungen kann ich mich immer ein wenig an ihm aufrichten. Seine Erscheinung ermutigt ohne Worte. Ab und zu wirkt er in sich gekehrt, als ob ihn viele Gedanken bewegten. Ich frage mich immer mehr, was ihn beschäftigt, aus welchen Quellen er lebt und handelt, welche Ziele er verfolgt? Er könnte sicher manche Geschichte aus seinem Leben erzählen. Vielleicht lässt er sich bei unserer nächsten Begegnung ein wenig in seine Seele blicken?

Es überrascht mich nicht sonderlich, den alten Mann, der mich auf meiner Wanderung beschäftigt, nach einer Wegbiegung in der Ferne wirklich zu sehen. Wir sind offensichtlich in der gleichen Richtung unterwegs. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen anzunehmen, es könne ihm in seinen Sportschuhen an Tempo gelegen sein. Im Gegenteil. Heute wirkt sein Gang beschwerlicher als sonst, müder aber nicht kraftlos. Langsam, als sei jeder Schritt kostbar, geht er mit Hilfe von Stöcken vorsichtig voran. Der Rücken könnte ihm Beschwerden bereiten. Ab und zu wandern seine Blicke in die umgebende Natur, die gerade jetzt im Sommer wie eine reife Frau ihre volle Schönheit entfaltet. Die Felder, Wiesen und Wälder stehen stolz in der Tracht ihrer farbenfrohen Gewänder. Ich kann beobachten, wie der Alte die emsigen Bauern freundlich grüßt. Er scheint mit ihnen ebenso vertraut, wie mit den Vögeln, der wärmenden Sonne, dem Plaudern des Baches, den leuchtenden Blumen und duftenden Gräsern am Wegrand. Der alte Mann scheint sich die Zeit zu gönnen, um all die Gaben des Sommers dankbar zu betrachten und die vielfältigen Stimmen der Natur zu genießen. Es ist unvorstellbar für mich, ihn zu einer rascheren Gangart bewegen, zu wollen, denn das könnte ihn ja bei seinen „Geschäften“ stören. Ganz sicher würde er, eine solche Aufforderung ruhig und bestimmt mit der Bemerkung ablehnen, dass er schon oft in gleichem Schritt und Tritt gegangen und angehalten wurde, Tempo aufzunehmen und dies nun getrost den Jungen überlassen könne.

Wenn ich seine trotz des höheren Alters durch trainierte Gestalt vor mir sehe, legt sich der Gedanke nahe, dass ihm Sport und Bewegung von Kindesbeinen an vertraut sind. Es würde mich gar nicht überraschen, wenn er mir ruhig und stolz erzählte, dass er auch heute noch jeden Tag Gymnastik treibe. Ob er Sportgeräte in seiner Wohnung hat? Überhaupt, wo und wie er wohnt, beginnt mich zunehmend zu interessieren. Ich halte ihn offen gestanden auch für einen Geistessportler und kann mir gar nicht vorstellen, dass er zu Hause nur vor dem Fernseher sitzen könnte. In solchen Gedanken befangen, kommen wir beide uns auf unserem Weg näher.

Es fällt mir immer wieder auf, dass der alte Mann im Gegensatz zu den vielen Frauen, die mir unterwegs begegnen, wenig daran interessiert scheint, sich ein attraktives jugendliches Aussehen zu geben. Er trägt, wie so oft, eine Cordhose und ein leichtes, blaues Wollhemd. Die locker das Haupt umspielenden, leicht schütteren weißen Haare, harmonieren gut mit Blau. Heute lächelt er mich besonders einladend an. Dabei treten seine Lebensringe, die Gesichtsfalten besonders deutlich hervor. Wie viele Jahre mochte er auf dem Buckel haben? Obwohl die Oberlieder der Augen nach Unten drücken, behindern sie seinen freimütigen Blick nicht. Wird es heute zu einem Gespräch kommen? Ich war mehr als bereit dazu. Das zugewandte Antlitz ließ einiges erwarten.

Ich lasse die leichte Beklemmung und Unsicherheit, die mich als wir uns auf Augenhöhe begegnen befällt, beiseite und grüße in der mir möglichen Offenheit mit einem freundlichen »Grüß Gott!«. Er wendetsich mir voll zu und antwortet mit sonoren Stimme:» Grüß Gott, ein wunderschöner Tag ! Sie sind auch schon unterwegs, wie die Bauern auf dem Feld, die zu diesen Wiesen und Äckern gehören!«. Ich hatte mich nicht getäuscht. Er hatte tatsächlich mit den Bauern gesprochen und scheint sie gut zu kennen. Offensichtlich kommt er auch mir sehr entgegen. Der alte Mann scheint sich auf ein Gespräch mit mir zu freuen und sich dabei gut zu fühlen. Seine Hände und Arme, sind von der Sonne gebräunt, das Gesicht leicht gerötet. Der Blick ist zugewandt auf mich gerichtet, als modelliere er meine Gestalt. Ich frage mich, wie alt er sei? Der jugendliche Scharm und die lebhaften Gesten, die seine Worte begleiten, erschweren es, mich ihn auf eine Jahreszahl fest zu legen.

Ich gebe es schließlich auf, zu rätseln, wie ein Gespräch zwischen einem mehr als ein halbes Menschenleben Älteren und mir verlaufen könnte, welche Regeln da zu beachten wären, und ob er an einem Gedankenaustausch mit mir Interesse haben könnte. Meinen ganzen Mut, die Distanz zu überbrücken, lege ich in die Worte:» Wir sind uns nun schon so oft begegnet und heute begrüßen sie mich besonders einladend, so dass ich mir erlaube, sie zu fragen, ob wir nicht ein wenig gemeinsam wandern könnten? Er schien meine Bitte erwartet zu haben und gab freundlich zurück: Er kenne mich auch nur vom Sehen, das müsse uns aber nicht hindern, mit einander ein wenig zu wandern und zu plaudern, Ihm sei im Moment danach. Der Bann war gebrochen; nun konnte mich nichts mehr hindern mit dem alten Mann zu reden.

Er schlug vor, uns Zeit zu lassen, um das auch mir sehr vertraute Tal hinauf durch den Wald den Berg hinan über Zell zurück nach Oppen- weiler zu gehen. Ich gab mir Mühe, mich auf sein Tempo einzustellen. Es war nicht einfach für mich, da ich sehr wohl eine raschere Gangart gewöhnt bin. Er schien dies zu bemerken und sagte:» Ist es Ihnen unangenehm, langsam zu gehen? « Ich fühlte mich ein wenig ertappt, sah aber keinen Anlass, etwas zu verheimlichen und antwortete wahrheitsgemäß:» Ich gehe zwar allein viel schneller. Um mich mit Ihnen zu unterhalten, könnte ich mich aber auf ihren langsameren Schritt gut einstellen«. Wir wanderten nun geruhsam den uns bekannten Weg zum Brückle und die Steigung hinauf in den Wald. Der alte Mann nahm mir die Bürde ab, das Gespräch zu beginnen, und verwies auf seine beiden Stöcke:» Diese Hilfen benötige ich erst seit zwei Jahren. Nun wohne
ich mit meiner Familie seit über fünfunddreissig Jahren hier in Oppenweiler. Den Weg, den wir zusammen gehen, bin ich früher im flotten Tempo gerannt. Mir ist fast jede Grasnarbe am Weg bekannt. Ich hatte mir damals mein Laufpensum in Intervalle eingeteilt. Es war mir wichtig, den Weg möglichst in immer kürzerer Zeit zu bewältigen. Ich stieg auch gern auf mein Rennrad, vergnügte mich beim Schwimmen, Tennisspiel und mit Wintersport. Gut dass ich das alles kenne, denn von all dem sind heute nur die tägliche Gymnastik und das geruhsame Wandern übrig geblieben. Es hat mich sehr gekränkt, als ich nach und nach alle die mir lieben Sportarten nicht mehr ausüben konnte. Nun bin ich so weit, Ihnen und denen, die schneller gehen oder rennen können, dies Vergnügen von Herzen zu gönnen, denn ich entdeckte, dass ich beim langsamen Gehen sehr viel mehr erleben kann. Erst in diesem Jahr habe ich all das, was auf einem gemütlichen Spaziergang geschehen kann, in einer Erzählung beschrieben«. Der alte Mann kam so richtig in Fahrt, als er von seinen vielen Sportarten erzählte, die ihm offensichtlich früher Freude bereiteten. Er schien dabei gar nicht zu bemerken, dass uns beide mehr als ein halbes Menschenleben trennt. Dies ermutigte mich, ihm zu gestehen, dass ich mir bereits überlegt hätte, ob er sportlich interessiert sein könnte und dass ich mich schon länger frage, wie alt er wirklich sein könnte. Er gab mir zur Antwort:» Mit fünfundsiebzig Jahren habe ich meine berufliche Tätigkeit beendet und die Praxis abgegeben. Nun bin ich im Ruhestand und ununterbrochen dabei zu lernen, mit der zur Verfügung stehenden Zeit sinnvoll um zu gehen. Bei einer meiner mir sehr wichtigen Beschäftigungen, den Wanderungen um Oppenweiler herum, haben wir uns ja kennen gelernt. Wenn Sie wollen, dann schenke ich Ihnen gerne eine Erzählung von mir, damit Sie entdecken können, was dieser Weg mit dem Blick auf die „Reichenberg“ und über Zell zurück im Wechsel der Jahreszeit zu bieten hat «.

Ich war nun doch überrascht. Kaum zu glauben, dass dieser lebhafte und interessierte Mann schon so alt sein sollte. Für einen Moment wünschte ich mir selbst, dass ich einmal ebenso lebendig und bei Kräften sein dürfte, wenn ich in seinem Alter wäre. Ich gab ihm wahrheitsgemäß zur Antwort:» Ich hatte erwartet, dass Sie höchstens auf achtzig Lebensjahre zu gehen. Umso erfreulicher sei es für mich, so miteinander reden zu können, als gäbe es keinen Altersunterschied zwischen uns. Ich spüre auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Ihrer Lebenssituation:» Seit Jahren bin ich in einem ständigen Lernen und stehe mit meinem Biologie- und Chemiestudium zur Zeit im Examen mit all seinen Unwägbarkeiten und den Problemen, die auch danach auf mich zukommen. Es gibt noch eine weitere Ähnlichkeit. Bei meinen zeitlich aufwendigen Studien komme ich selten zum Ausgleichssport. Es wäre schon viel gewonnen, wenn ich wie Sie, täglich gymnastische Übungen durchführte. Daher nehme ich mir jetzt wieder fest vor, für sportliche Interessen mehr Zeit einzuplanen, damit ich mir später den Vorwurf ersparen kann, etwas versäumt zu haben.

Das Eis war gebrochen. Das unterschiedliche Alter spielte nun keine Rolle mehr. Ich war wie befreit von einer Last. Der alte Mann hatte wirklich eine Fähigkeit, Distanz abzubauen, um ein offenes Gespräch zu ermöglichen. Er schien auch keine Scheu zu haben, mich als junge Frau ernst zu nehmen. Im Gegenteil. Er empfand offensichtlich Vergnügen dabei mit mir Erfahrungen auszutauschen. Das nun spürbare Vertrauen erlaubte mir eine weitere Frage zu stellen:» Ich habe mehrfach beobachtet, dass Sie mit den Bauern auf dem Feld reden. Es schien so, als ob Sie deren Tätigkeit zu schätzen wüssten. Er schaute mich wohlwollend an und erklärte: » Das wäre eine längere Geschichte. Wenn sie wollen, dann schenke ich Ihnen eine Erzählung, die davon berichtet, wie ich in den Kriegsjahren bei meinen Verwandten auf dem Hotzenwald die Arbeit in der Landwirtschaft in Feld und Wald rund ums Jahr kennen lernte. Sie haben richtig beobachtet, ich schätze die fleißigen Bauern unserer Umgebung sehr und lasse keine Gelegenheit aus, sie das spüren zu lassen. Kenne ich doch die Mühen und Liebe zur Scholle aus eigener Erfahrung. Dies gilt übrigens für alle „Werktätigen“ hier am Ort. Ohne die Menschen in den Betrieben Büros, der Verwaltung, im Gesundheitswesen und den Behörden, ohne unsere Lehrer, Mütter Putzfrauen und Müllmänner könnten wir nicht so leben, wie wir es heute gewohnt sind. Davon, schränkte er ein, steht aber wenig in den Gazetten. Und auch die Medien sprechen kaum von diesen Helden des Alltags, die sich engagiert in Staat und Gesellschaft einsetzen«. Ich erschrak ein wenig bei dem Gedanken, dass so viele Menschen auch für mich tätig sind, an die ich bisher wenig gedacht hatte. Gab dann etwas betroffen zur Antwort:» Offensichtlich hatte ich Sie richtig eingeschätzt, denn ich bemerkte, wie freundlich Sie mit den Bauern sprachen. Dass Ihnen die vielen anderen Berufstätigen aber genau so wichtig sind, hat mich sehr berührt. Denn offen gestanden, darüber habe ich bisher wenig nachgedacht«. Der alte Mann verzog sein Gesicht zu einem gnädigen Schmunzeln und entgegnete:» Seien Sie unbesorgt, in Ihrem Alter, sie haben mir ja noch nicht gesagt, wie jung Sie wirklich sind, machte ich mir über manches, was mich heut bekümmert, ebenso wenig Gedanken. Da hatte auch ich andere Interessen. Sie haben ja noch ausreichend Zeit vor sich und sollten sich keine Vorwürfe machen«.

Der alte Mann stand für mich plötzlich nicht mehr auf einem Sockel. Wir begegneten uns auf „Augenhöhe“. Er verlor zwar einige Lorbeerblätter aus dem Kranz meiner Idealisierung, den ich ihm aufgesetzt hatte, gewann dafür aber umso mehr menschliche Züge. Es brauchte sicher einige Jahrzehnte, um nicht nur weiße Haare sondern auch diese Altersweisheit zu bekommen. Wie tröstlich für mich. Ich gab zur Antwort:» Es ist schön zu wissen, dass ich neben dem Leistungsstress im Studium nicht auch noch in einen Wettkampf zur Aneignung von Altersweisheit einsteigen muss und dass mir dazu mit meinen funfundzwanzig Jahren -jetzt wisen sie auch wie alt ich bin- noch genügend Zeit bleibt. Ich kann mir jetzt bei Begegnungen mit älteren Menschen, die ich gelegentlich bewundere sagen, dass sie alle auch einmal jung waren. Noch mehr: Dass Älterwerden nicht dazu führen muss, jeglichen jugendlichen Elan und Scharm zu verlieren. Eine durchaus tröstliche Vorstellung.

Der alte Mann blieb unvermutet stehen, wirkte sehr nachdenklich und sagte:» Wissen Sie das mit „Jung und Alt“ ist so eine Sache. Ich erinnere mich sehr gut an die Zeit, als ich mit fünfundzwanzig Jahren Stadtrat war und eine kleine Partei führte. Damals hatte ich mir -bildlich gesprochen- bereits die Pantoffeln nicht zu verändernder Grundhaltungen eines Opas übergestreift. Demgegenüber bin ich heute trotz fester Überzeugungen in einer weltoffenen Haltung wieder jünger geworden. Es gibt offensichtlich „alte Junge und junge Alte“. Ein Grund mehr, um über die Altersgrenze hinweg miteinander im Gespräch zu bleiben. Übrigens geschieht das gerade eben im Kontakt mit Ihnen «.

Dieser spontane Dialog mit dem jungen-alten Mann hatte es für mich in sich. Ich kannte Diskussionen über die „Älteren“ in unseren Kreisen bisher nur unter der Fragestellung, welche Einschränkungen es für uns „Junge“ bringen müsse, die immer größere Zahl der Rentenempfänger durch zu füttern. Hier tauchte nun eine völlig neue Sicht der Begegnungen und des Austausches zwischen den Generationen auf. Ich gab zur Antwort:» Offensichtlich gilt es zu prüfen, wer von den Alten oder Jungen die Pantoffeln festgelegter Meinungen in der jeweiligen Situation angelegt hat. Hoffnung macht mir allerdings der Gedanke, dass sich Vorstellungen ausgleichen und unter Umständen verändern lassen. Ich frage mich im Moment auch, ob wir es uns gesellschaftlich auf Dauer leisten können, auf die Lebenserfahrungen anderer oder älterer Menschen zu verzichten «.

Jetzt fiel mir der jung gebliebene Alte spontan ins Wort mit der Bemerkung:» Das mit dem Lernen gilt sicher auch in umgekehrter Richtung: Eine sehr wichtiger Erfahrung beim Einstieg in den Ruhestand war für mich der Umgang mit den neuen Medien. Ich muss ehrlich gestehen, dass meine Töchter mit dem PC, Handy, Fernsehen und deren Speichermedien, mit Digitalkameras etc. beneidenswert gut um zu gehen verstehen. Es ist nicht zu beschreiben, wie oft ich bei meinen Jungen in die Lehre ging, um nur einige der wichtigsten Funktionen, der Geräte zum Medienzugang und damit zum Kontakt mit anderen Menschen zu erlernen. Das gilt natürlich querbeet für alle Bereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Es ist zur Bewältigung der vielfältigen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Probleme überlebenswichtig, dass wir uns in einem lebenslangen Lernen mit anderen Menschen auszutauschen. Ich bin Ihnen aber vorhin ins Wort gefallen. Wollte sie jedoch bei Ihrem Gedankengang nicht völlig unterbrechen«. Ich gab zur Antwort:» Es hat mich nicht sonderlich gestört, eher erfreut zu hören, dass wir Jungen auch etwas zu bieten haben und dass wir mit unseren Fähigkeiten gebraucht werden. Ich kenne die Notwendigkeit zur Arbeit in der Gruppe und dem erforderlichen Informationsaustausch sehr gut vom Studium her. Wir werden dort sorgfältig auf die Vernetzungen im beruflichen Umfeld und die Teamarbeit vorbereitet. Weniger bekannt waren mir bisher die Probleme des Ausstiegs aus dem Berufsleben in den Ruhestand. Aber das hat ja noch seine Zeit. Der junge-alte Mann entgegnete:» Wenn es unseren Spaziergang nicht zu sehr beeinträchtigt und Sie Interesse haben, erzähle ich Ihnen gern etwas von den Hauptproblemen beim Wechsel in den Ruhestand:

Zunächst fällt beim Übergang in den Ruhestand, der zuvor im beruflichen Alltag vorgegebene Zeitrahmen mit all den im Arbeitsumfeld gegebenen Kontakten weg. Es wird schmerzlich deutlich, wie sehr der Beruf nicht nur belastete sondern auch geliebt wurde. Dieser Abschied und die Trennungserlebnisse können Trauer und depressive Verstimmungen auslösen. Dann sind Bewältigungsstrategien angesagt: Es gilt eine neue Struktur des Tagesablaufs mit Sinn füllenden Aufgaben in der verfügbaren Zeit aufzubauen. Gesundheitliche Beeinträchtigungen und sie begleitende Kränkungserlebnisse schränken den Verhaltensspielraum zusätzlich ein. Neue Kontakte und tragfähige Beziehungen zu Mitmenschen sind zu beleben oder auf zu bauen. Die Auseinandersetzung mit der letzten Lebensphase und den damit verbundenen Grenzen, letztlich dem unausweichlichen Tod, stehen auf der Tagesordnung. Hinzu kommen zunehmend Erlebnisse mit einer Vielfalt verinnerlichter Erfahrungen aus der eigenen Vergangenheit und ein Universum von Möglichkeiten im äußeren Umfeld. Dies alles ist verbunden mit gelegentlich starken Stimmungsschwankungen, notwendigen Begrenzungen und Entscheidungen. Es gilt zudem den eigenen Haushalt zu führen oder in Arbeitsteilung mit dem Partner neu zu definieren. Die Umstellung in den Ruhestand betrifft die ganze Person und erfordert stetige Anpassungsprozesse, um die eigene Identität immer wieder neu zu stabilisieren. Es ergeben sich zudem bedeutsame Veränderungen in der Familienstruktur. Die Beziehungsmuster zu den selbstständigeren eigenen Kindern und Enkeln sind immer wieder neu den aktuellen egebenheiten anzupassen und müssen mit der eigenen Rolle als Großeltern harmonisiert werden. Die Gespräche mit Gleichaltrigen zum Austausch über die anstehenden Fragen gewinnen an Bedeutung. Bedürfnisse nach Erlebnissen in Kunst, Musik, Literatur, Wissenschaft und Politik sind mit anderen Erfordernissen des Alltages auszugleichen. Fragen der weltanschaulichen und religiösen Bindung, des eigenen Wertesystems, des Sinnes im Ganzen des Daseins und Erfahrungen des Verlustes von Personen durch Tod im Umfeld bei gelegentlich zunehmenden eigenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen müssen verarbeitet werden. Hinzu kommt die Sorge um die Zukunft der Nachkommen, der Werteordnung in unserer Gesellschaft und die Sicherung der finanziellen Basis. Ein allzu sanftes Ruhekissen ist der „Unruhestand“ nicht. Ich bin nun seit vielen Jahren nicht mehr im Beruf tätig, mit all diesen Fragen aber noch keineswegs im Gleichgewicht. Hierfür brauche ich sicher noch mehr Zeit. Es ist aber wichtig, darüber gelegentlich zu sprechen und es hat mir sehr wohl getan, Sie mit „ diesen reichlichen Andeutungen“ nicht erkennbar überfordert zu haben. Es ist von mir geplant, diesen Kontext noch einmal in einem Essay für Betroffene zu untersuchen und ausführlicher dar zu stellen«.

Ich musste während der engagierten Erzählung des jungen-alten Mannes mehrmals tief Luft holen, hätte Fragen stellen, Einzelheiten erfahren wollen, hatte aber nicht den Mut, ihn zu unterbrechen, denn ich bemerkte, wie bedeutsam dies alles für ihn ist. Da sprach kein dem Leben abgewandter alter Mann, sondern ein engagierter Mensch, der mit wachem Bewusstsein die ihm altersgemäß gestellten Aufgaben zu bewältigen sucht. Ich fühlte mich ihm sehr nahe, denn in meiner anders gearteten Lebenszeit stellen sich auch mir eine Fülle von Fragen, die nicht nur das Studium, sondern auch die Lebensgestaltung unter sich stetig ändernden Umgebungsbedingungen betreffen. Ich erkannte im Gespräch mit dem alten Mann wieder verstärkt, dass wir auf allen Ebenen unserer Gesellschaft mehr mit einander reden sollten, nicht nur um unser Wissen zu erweitern, sondern um uns gegenseitig bei der Bewältigung der Lebensprobleme beizustehen. Die Hoffnung wurde im Dialog mit dem jungen-alten Mann bestärkt, dass wir im gegenseitigen Austausch von den unterschiedlichen Erfahrungen profitieren könnten.

Ich gab zur Antwort:» Wie sie sicher auch bemerkten, sind wir auf
unserer gemeinsamen Wanderung eben eine Weile stehen geblieben. Ihre Ausführungen waren so spannend. Ich war verschiedentlich versucht, nachzufragen. Das muss aber auf diesem unserem heutigen Spaziergang nicht mehr geschehen. Ich danke Ihnen sehr für Ihr Vertrauen, mir das alles zu erzählen. Nie habe ich Sie in diesem Gespräch in einem belehrenden, mich beschämenden Tonfall erlebt. Ich sah mich eher als Ihre Gesprächspartnerin, mit der es sich auch für Sie lohnt, sich mit mir zu unterhalten. Wann und wie es aus diesem Gespräch konkrete Ansatzpunkte gibt, von denen ich profitieren kann, ist im Moment noch nicht zu erkennen. Die Vorstellung vom alten Mann und meinen Möglichkeiten als junger Frau hat sich aber
geändert. Ich kann mir nach diesem Gespräch eher vorstellen, dass wir alle von einander lernen können. Es gibt für mich nicht nur den Generationen-Konflikt sondern auch die Chance zu einem gewinnbringenden Dialog, getragen von gegenseitigem Respekt und Achtung.Ich schlage vor, die verbleibende Wegstrecke schweigend miteinander zu wandern. Und sollte noch eine Frage auftauchen, dann mag sie

ruhig ausgesprochen werden. Aber einen Wunsch habe ich: Ich möchte bei passender Gelegenheit mit Ihnen wieder einmal um Oppenweiler herum spazieren«. Der junge-alte Mann schaute mich sehr freundlich an sagte nur: danke! Ich bin mit Ihrem Vorschlag einverstanden«. Innerlich „Hand in Hand“ gingen wir beide schweigend weiter. Ich bat ihn beim Abschied, nicht zu vergessen, mir die versprochenen Erzählungen zu geben. Er sagte erfreut zu

Der Habenichts

Aus einem tiefen, gesunden Schlaf erwachend, geriet Habenichts in eine innere Erregung wie vor einem wichtigen Ereignis. Obwohl die Sonne schon zaghaft den jungen Tag ankündete schloss er die Augen wieder. Zu schön und kostbar war das, was sich seinen inneren Augen darbot. In staunender Betrachtung verfolgte er wie sich wie von Hand eines Künstlers, Bild an Bild reihte: Habenichts befand sich träumend im hohen Mittelschiff einer himmelwärts strebenden, gotischen Kathedrale. Tief beeindruckt von den Altären und Kunstwerken, verweilte er in einer Kirchenbank. Da bemerkte er in einer Seitenempore, einen betenden Mönch, der mit gesenktem Kopf, das den Raum füllende Orgelspiel in sich aufnahm. Plötzlich schien es Habenichts, als könne auch er die Orgelklänge hören, die sich mit den hochstrebenden Pfeilern des Kirchenschiffes, zu einem feierlichen Lobgesang vereinigten. Und es weitete sich sein innere Schau: Habenichts erinnerte sich an die schönsten Augenblicke seines Lebens, in denen er die Nähe Gottes fühlen durfte. Der Gesang und die Musik schienen nun, wie auf Engelsflügeln, den Kirchenraum zu verlassen. Alles sollte nun mitsingen, dachte Habenichts, in seiner kindlichen Freude, die ihn ergriff.

Was war nun auf wunderbare Weise mit seinen Ohren und Augen geschehen? Die Sterne am Himmel begannen zu klingen, Quellen und Wasserläufe stimmten auf ihre Weise mit ein. Ein Windstoß bewegte wie von Geisterhand, die Blätter von Büschen und Bäumen zu einem großen Rauschen. Die Tiere und alle Lebewesen gerieten im Licht der aufgehenden Sonne in Erregung. Habenichts fühlte sich in seinem Federbett ruhend, reich beschenkt und wagte es nicht, zu erwachen, um ja nichts von diesem Erlebnis zu versäumen. Still im ruhigen Atmen, war er bereit, all das Schöne geschehen zu lassen. Raum und Zeit verloren ihr Maß: Seine feinen Ohren vernahmen sogar den harmonischen Gesang und die feierliche Musik von Männern, Frauen und Kindern, in allen Sprachen der Menschen. Es schien Habenichts, als stimme das ganze Universum in den Lobgesang ein, und auch er sei berufen, seine Freude hinaus zu jubeln. Erwachend und vor Freude zitternd begann er leise und dann mit immer festerer Stimme zu singen: „Ad Deum ad Dominum, ad Deum ad Dominum, ad Deum ad Deum oremus!“

Heilig heilig heili heilig ist der Herr

Die Geburt

Sie atmet kurz, Schweißperlen stehen auf ihrer Stirn; ihre langen blonden Haare säumen klebrig-feucht den Kopf. Im schmalen, von Anstrengung gezeichneten Gesicht, beginnen sich die Falten ein wenig zu glätten. Der zuvor schmerzliche Ausdruck weicht. Mit bleichem Gesicht liegt sie in den weißen Kissen. Erschöpft fallen ihr im Sekundenschlaf die Augenlieder immer wieder zu. Es scheint, als benötige sie Ruhe, Zeit, viel Zeit, sich zu erholen und zu begreifen, nun Mutter zu sein. Soeben bringt ihr die Schwester den gesunden Sohn zum Stillen. Nach bangen Monaten des Wartens, legt sie ihn zum ersten Mal glücklich an ihre Brust.

Ein junger Mann, eilig unterwegs, stolpert durch die Drehtür des Krankenhauses; beinahe wäre er gestürzt. Er hält sorgsam einen Blumenstrauß in Händen. Die Sekretärin in der Rezeption, sitzt vor ihrem Bildschirm und gibt mit schlanken Fingern Daten ein, als ob sie den Besucher nicht bemerke. Nach einiger Zeit wendet sie sich ihm routiniert zu. Ihre Stimme gleicht einer Fahrplanansagerin, als sie sich erkundigt, was er wünsche?

Empfand der Mann in freudiger Erregung zunächst Sympathie für die hübsche Frau hinter der Glasscheibe, so hält ihn deren emotionslose Stimme nun auf Abstand. In spontanem Ärger antwortet er ebenso kühl und distanziert: „Wo finde ich die Gynäkologie?“ Wie aus einem Automaten tönt es ihm entgegen: „Zwei Treppen hoch, dann rechts und geradeaus. Sie können auch den Aufzug benutzen. In der Eingangshalle finden sie einen Stationsplan.“ Verstimmt in sich gekehrt steigt er die Treppen nach oben. In der Mitte eines langen Flures findet der junge Mann das Zimmer des Pflegepersonals. Eine freundliche Schwester erklärte ihm, dass seine Frau in einem ruhigen, dem Garten zu gelegen Einzelzimmer liege. Man habe ihr soeben das Baby zum Stillen gebracht. Er könne sie aber getrost besuchen. Die Geburt sei normal verlaufen, Mutter und Kind befänden sich wohlauf. Diese Worte beruhigen ihn. Wollte er doch unbedingt bei der Geburt dabei sein. Nach ersten Wehen hatte er seine Frau besorgt ins Krankenhaus gefahren, sich dann aber auf Rat der Ärzte wieder nach Hause begeben. Nachdem ihn die Nachricht von der Geburt eines gesunden Kindes erreichte, fährt der glückliche Vater sofort verkehrswidrig schnell zum Krankenhaus, um den Sohn und seine Frau zu besuchen. Hatte er sich doch sehr auf ihr erstes Kind gefreut und manchmal mit eigenen Händen gespürt, wie kräftig es sich im Mutterleib bewegte. Nun würde er endlich in wenigen Minuten seinen Sohn sehen können. Er klopft erregt an die Türe. Eine müde Stimme antwortet: „Ja, bitte!“ Dann tritt er ein.

Im Sonnenlicht durchfluteten Raum lächelt ihm seine Frau entgegen. Sie wirkt noch müde und deutet auf das in Windeln gepackte kleine Bündel Leben auf ihrer Brust. Nur der Kopf mit einer Andeutung von Haaren, das faltige Gesicht und die Hände mit den winzigen Fingern des Kindes sind frei. Die Augen des Babys sind nach anstrengendem Stillen geschlossen. Das ist er, unser Sohn, flüstert seine Frau, um das Kind nicht zu wecken. Er tritt näher. Zum ersten Mal sieht der glückliche Vater seinem Sohn. Nach einigen erfüllten Minuten des Schweigens, findet er seine Sprache wieder und es bricht aus ihm heraus: „So habe ich mir den kleinen Mann vorgestellt, genauso!“ Und zu seiner Frau gewandt: „Wie ist es möglich, unseren Sohn schon zu kennen, bevor ich ihn zum ersten Mal sehe?“ Sie lächelt ihrem Mann still und glücklich zu, als er ihr etwas verlegen näher kommt und sie liebevoll küsst. Genau in diesem Augenblickt bewegt das Baby die Lippen und der stolze Vater bemerkt zu seiner Frau gewandt: „Er lächelt schon ein wenig!“ Die Mutter entgegnet weise: „So ist das Leben, so sind die Männer!“ und legt mit einem strahlenden Lächeln ihren Sohn zum ersten Mal in die Arme seines Vaters. Nach diesem Besuch im Krankenhaus verabschiedet sich der Mann liebevoll von Frau und Kind im Bewusstsein ihren Sohn nicht mehr aus den Augen zu lassen. Bester Laune, ein Lied summend, winkt er der Dame in der Rezeption beim Verlassen des Krankenhauses freundlich zu. Diese bemerkt lachend zu ihrer Kollegin: „Da kannst DU einen stolzen Vater sehen, der nach der Geburt eines gesunden Kindes auf Wolke-Sieben schwebt.“

Das Kreuz

Mir wurde in der Fastenzeit die Gnade zuteil, auf den Kreuzweg meines Lebens zurück blicken zu dürfen. Ich bin dabei auf selbstisch ungeordnete und auch auf wahre Liebe gestoßen. In schmerzlichen Trennungen von lieben Menschen, beim Leiden unter den Grenzen unseres Daseins, in Angst, Schuld und Einsamkeit, hat es mir oft die Sprache verschlagen. Aber auch im schmerzlichen Verstummen blieb noch die Hoffnung, dass Gott der Herr, unsere Klagen hören, und alles zum Guten wenden könne. Ich kenne aber auch Situationen, in denen mich der Schmerz so gefangen nahm, als gäbe es nur mein überwältigendes Leid. Jeder Mensch erfährt wie ich, in seinem Leben unausweichlich sein eigenes Kreuz. Wir Christen dürfen aber darauf vertrauen, dass uns der Herr in allem beisteht und uns hilft, die Last zu tragen. Vielleicht möchte uns der liebende Gott durch Kreuz und Leiden auch nur von ungeordneten Strebungen befreien. Ich kann mir Gott den Herrn, der seine Schöpfung für gut befindet nur als „deus caritas est“ vorstellen. Mich erschreckt jedoch zutiefst, dass wir der Versuchung erliegen könnten, unser Kreuz, das uns mit Jesus Christus verbindet, zu verleugnen. Dies wäre das reine Entsetzen, ein Abweichen von Gottes Wegen, um Götzen zu dienen.

Wohin uns die Anbetung fremder Götter nach „unserem Bild und Gleichnis“ führen kann, das ist auch in unseren Tagen auf vielfache Weise zu beobachten. Scheint doch die Verweltlichung, und Abkehr der Menschen von Gott, wie allgegenwärtig. Wir können das uns auferlegte Kreuz im Zerbrechen von Beziehungen, bei gegenseitiger Entwürdigung, im Leid, Elend und all unseren Grenzen im Alltag hautnah erleben. Und das nicht nur bei Anderen, sondern auf schmerzliche Weise auch in uns selbst. Wie wohl tut es dann, wenn Christen bei einander wohnend sich die Hand reichen, das Mögliche unternehmen, sich gegenseitig trösten, Gott unsere Not klagen, und SEIN Erbarmen anrufen. Wie nötig ist doch im Leid das tröstende Wort, die bergende Hand oder ein verständnisvolles Schweigen. Dass auf diese Weise manchmal ein Stück Himmel auf Erden, Gottes Reich wahrer Liebe ein wenig aufleuchten kann, habe ich viele Male in der Arbeit als Psychotherapeut und in anderen Begegnungen mit Menschen erfahren. Dadurch kann man gelegentlich erkennen, was es bedeutet, wenn einer der anderen Last trägt.

Das ist aber für uns Christen noch nicht die ganze Wahrheit. Denn aus allem Scheitern und Leiden erwächst ja auch immer wieder neue Hoffnung, Vertrauen und Liebe zu einander, und zu Gott unserem Vater. Er vermag in uns die Barmherzigkeit, und das Mitleid für einander zu erwecken, dessen es bedarf, um SEIN Reich des wahren Friedens aufzubauen. Unser Herr und Meister Jesus Christus geht uns auf diesem Weg voran und lehrt uns IHM mit unserem eigenen Kreuz zu folgen. Dabei kann es geschehen, dass wir manchmal mehr unser eigenes, und nicht so sehr Jesu und Gottes Leid sehen und beklagen. Wer aber vermag zu ermessen, was der Herr an physischer umd psychischer Gewalt bei SEINER Kreuzigung erlitt, und immer wieder erleidet, wenn wir IHM die kalte Schulter zeigen, als müssten wir einen Störenfried aus unserem Leben beseitigen. Gott aber lässt trotz allem nicht ab von SEINER Liebe. Mit offenen Armen geht er immer wieder auf uns zu, oder trägt uns wie ein verirrtes Schaf, auf Seinen Schultern ins Reich des Friedens zurück.

Das Kreuz und Leid in unserem Leben erinnert uns immer wieder daran, wie nötig wir den Herrgott brauchen. Lassen wir daher vom göttlichen Winzer die ungeordneten Strebungen in uns beschneiden, damit der wahre Gott, der Gegenwärtige, uns in der Auferstehung Seines Sohnes begegnen, und im Heiligen Geist trösten, beleben und stärken kann. Aller Willkür und dem Spott ausgeliefert, fragt uns der Herr vom Kreuz herab, ist einer da, der Mitleid mit mir hat. Ich sage: Ja mein Herr und mein Gott „ adsum“. Immer wieder habe ich schwer darunter gelitten, wenn man DIR, einem meiner Brüder oder den Schwestern ein Leid zufügte. Erbarme Dich meiner, erbarme Dich unser. Ich höre wie von ferne DEINE Worte: „Heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein“. Lassen wir Kreuzträger diese tröstenden Worte Jesu tief in unsere geschundenen Herzen dringen. Welch ein Jubel, welch ein Trost für uns alle. Hängen wir das Kreuz, das Zeichen unserer Erlösung durch Jesus Christus. den Gottessohn, nie ab, und bleiben wir mit unserem Glauben Hoffen
und Liebenden in der Gemeinschaft aller Gläubigen ik der Erlösung durch denVater Sohn und Heiligen Geist verbunden.

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung

Das Große Gebet

Lasst uns mit allen, die Gott unseren Vater, in SEINER unerforschlichen, unendlichen, ewigen Barmherzigkeit, Huld, Gegenwart und göttlichen
Liebe aus dem Nichts ins helle Licht, zum Leben bestimmten Geschöpfen versammelt, um den Heiligen Geist bitten, uns mit der Gott gebührenden Erkenntnis, Andacht und Liebe zu begnaden.

Der Heilige Geist möge uns beistehen, und unsere Herzen in göttlicher
Liebe entzünden, dass wir durch IHN mit IHM und in IHM alles Glauben, Erhoffen und Lieben, was in der Heiligen Schrift über unseren Allerheiligsten Vater und SEINEN eingeborenen Sohn, den Menschensohn, Erlöser, Gottessohn und Weltenrichter geweissagt, und in den Evangelien und im Dienst der Kirche verkündet wird.

Komm Heiliger Geist, durch den wir stets erneuert und bestärkt werden, und entzünde in uns das Feuer göttlicher Liebe, die Gnadenquelle ewiger göttlicher Zuwendung, unendlichen Erbarmens, und Wachsens in der Liebe zum Vater, Sohn, unseren Brüdern und Schwestern in der Einheit der katholischen, alle Menschen und Geschöpfe umfassenden Kirche.

Komm Heiliger Geist, und erfülle uns mit allem Segen des Himmels und der Erde, den uns der Allerheiligste Wille Gottes im Himmel und auf Erden schenken will. Heiliger Geist atme, wirke, lebe, gestalte, bete. heile, segne. liebein und durch uns, dass Gottes Reich der Gerechtigkeit und des Friedens immer mehr wachse, und wir mit allen Geschöpfen, Gott dankend zu singen wagen: Großer Gott wir loben DICH, Herr wir preisen DEINE Stärke, vor DIR beugt die Erde sich und bewundert DEINE Werke.

Komm Heiliger Geist

Betrachtung

O Gott hilf uns beten und reden. Wir sind zutiefst berührt und betroffen vom österlichen Geheimnis und versuchen Worte zu finden, um auch nur andeutungsweise zu sagen, was sich in uns und für uns ereignet. Gott Vater Sohn und Heiliger Geist öffne DU unseren Mund, das Herz und alle Sinne, um über das österliche Geheimnis, dass DU bist zu sprechen. Wohin wir schauen, was uns bewegt und erfreut ist erfüllt vom österlichen Licht DEINER Gnade und Herrlichkeit. Andächtiges Lauschen und Staunen über alles was durch DICH geschieht und Hoffnung, dass wir uns zu DIR und zueinander öffnen, erfüllt uns. DU allein kannst den schweren Stein, der Sprachlosigkeit und Armut von unseren Seelen wälzen.

DEIN Sohn, Jesus Christus, den DU uns geschenkt hast, hat unsere Menschennatur im Gehorsam und Hingabe an SEINEN und unseren Vater angenommen. Aus Liebe zu uns hat ER alle unsere Not, Schuld und Sünde in SEINEM Leben und im bitteren Tod bis zur Gottverlassenheit gesühnt. Wie unendlich bitter ist es, dass wir DICH durch Lieblosigkeit entehrt und ans Kreuz geschlagen haben. Eine himmelschreiende Schuld und Sünde der Menschen bis auf den heutigen Tag ruft um Vergebung. Sie tobt sich aus am unschuldigen Gottessohn, dem Allerheiligsten, der aus Liebe zu uns und allen Geschöpfen gekommen ist, damit die heilige Liebe zum Vater, Sohn und Heiligen Geist wieder auferstehen kann. Denn Gott unser ewiger Vater konnte es nicht zulassen, dass wir mit SEINEM Sohn im Grab des Todes bleiben. Dem Vater unserem Schöpfer, dem Sohn unserem Erlöser, und dem Heiligen Geist, unserem Beistand und Tröster verdanken wir alles, was wir sind und haben, unseren Leib und unsere Seele, alle Menschen und Geschöpfe, den Makro- und Mikrokosmos und das ganze Universum der Liebe Gottes als Wohnung und Kirche. In jeder Heiligen Messe erneuert sich der kostbare Tausch, dass der Herr uns SEINEN Leib zur Speise gibt, dass wir SEIN Blut zur Vergebung unserer Sünden empfangen, und ER unsere Liebe zu Gott, den Menschen und allen Geschöpfen darbringt. Tun wir dies zum Gedächtnis des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes, bis der Herr wieder kommt, um Gericht zu halten über Lebende und Tote. Christus ist erstanden, von des Todes Banden schwebt er frei und auf SEIN Grab schaut er mit Triumpf herab. Lasst uns IHN bekennen, Herrn und Gott IHN nennen. Alleluja, Alleluja.

Die Auferstehung der ewigen Liebe.

Dem Heiligen Geist

Innige Freude und Dankbarkeit drängt sich aus einer meditativen Stille ins Wort. Im Anfang war das Wort und es wirkt in unser aller Leben in Zeit und Ewigkeit. Es ist der unfassbare und zugleich wirkmächtigste Geist Gottes, der Heilige Geist, von dem ich zu reden wage. Wir können nur SEINE Wirkungen erkennen. ER weht wo und wann ER will. Alles ist aber durch IHN belebt. Der Heilige Geist erneuert, drängt, bestärkt, durchwaltet uns Menschen und alles Geschaffene um es nach Gottes Willen in Form zu bringen. In der Stille der Seele und im Handeln, fast unmerklich, wirkt diese kraftvolle Stimme, die unsere Herzen und den Verstand in alle Wahrheit einführt, und unsere schöpferischen Kräfte zum Dienst an einander in unserer Zeit ausrichtet. Es ist der Geist, der uns als Einzelne befähigt, das Wohl des Ganzen im Blick zu behalten. Der Heilige Geist der uns in der Liebe vereint und Standfestigkeit im Leben verleiht. ER vermag unser Vertrauen auf Gottes Wort und die Hoffnung auf ein ewiges Leben zu bestärken. Der Heilige Geist möge mir verzeihen, dass ich SEIN lebendiges Wirken in meinem und unser aller Leben in Zeit und Ewigkeit so spät gewürdigt habe. Uns allen wünsche ich die Fülle SEINER Gaben.
Gott befohlen.
Euer Franz aus Oppenweiler

Komm Heiliger Geist

Dem Ewigen

Aus tiefer Andacht des Schweigens und der Not aller Geschöpfe, wagen wir die Augen zu erheben, und DICH über alles geliebter Vater, Sohn und Heiliger Geist, den die Himmel und das Universum nicht fassen, zu bitten, uns beten zu lehren. DIR, unerforschlicher, ewig neuer Anfang allen Lebens und Betens, bekennen wir unsere, durch nichts anderes zu stillende Sehnsucht nach DIR. DU bist unser Schöpfer, und DIR allein verdanken wir in DEINEM ewigen „Ich bin der ich bin da“, den immer neuen, schöpferischen Anfang allen SEINS. Ohne DICH, und DEINE unendlich gegenwärtige Liebe, existiert nichts. Bewahre uns, um DEINER Liebe und DEINES heiligen Namens willen davor, DICH mit DEINEN Werken zu verwechseln, die als Spuren auf DICH verweisen, und allem Bestand, Ordnung, Wert und Zeit gewähren. DU, über alles geliebter Vater, Sohn und Heiliger Geist, bist in uns, um uns und über uns, bis zum Ende der Zeit, und in DEINER Ewigkeit unsere wahre und einzige ewige Heimat.

Wir danken DIR für alle Spuren, die DU in uns, um uns und über uns, in das Universum DEINER Werke eingeschrieben hast. Nichts, Allmächtiger, Gegenwärtiger, Ewiger, ist ohne DICH, nicht einmal das „Nichts“. Entziehst DU Deine Existenz gewährende Gegenwart, fehlt uns das Licht und die Luft, zum Atmen und Leben. Nicht vorstellbar, aber manchmal in schrecklichen Stunden der Einsamkeit, ist eine Spur des Entsetzens, der Nacht des „Ohne DICH“ erfahrbar. DU aber, über alles Geliebter, bist auch dann noch unser Atem, unser Herzschlag und unser Schweigen in DIR. DEINE unendliche gegenwärtige Liebe, hat uns jedoch im Heiligen Geist aus Maria, DEINER Erwählten, DEINEN eingeborenen Sohn geschenkt. ER hat uns aus der Finsternis in das Licht SEINER Liebe zu DIR berufen, aus aller Not erlöst, und in SEINEM Leben, Tod und Auferstehen alles vollbracht, was wir nicht vermögen, aber DIR, der Quelle aller Heiligkeit und Herrlichkeit gebührt. In IHM, durch IHN und mit IHM, sind wir DEINE Söhne Töchter und Erben himmlischer Vater, und die geliebten Brüder und Schwestern DEINES Sohnes. In IHM, mit IHM und durch IHN den Eckstein, sind wir lebendige Bausteine der Kirche, im Heiligen Geist. Gottes Wohnung des Glaubens Hoffens und Liebens in der Zeit, der Ort und Hort der Verehrung, Andacht, Dankbarkeit, Einheit und Gemeinschaft, der Versöhnung des Betens Redens und Schweigens, des Trostes Heiles und Segens, in dem wir in Zeit und Ewigkeit, vor allem Bösen bewahrt sind.

Vater, Sohn und Heiliger Geist, verleihe DU meinen armen Worten Segen und Heil, damit allen Menschen in Not und Gottferne unserer Zeit, Hoffnung erwache, dass Gottes ewiges Gebet der Liebe für uns, auch in ihnen die Dankbarkeit für alles was es gibt, zum Leben auferstehen kann. DEIN Gebet, Vater Sohn und Heiliger Geist, für alles was DU erschaffen und belebst, DU ewig junger gegenwärtiger Anfang, sei und bleibe in meinen Worten und in uns allen, die belebende Liebe und Sehnsucht nach DIR unsere Heimat in Zeit und Ewigkeit.

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung
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