Mitten in einer schöpferischen Phase in der ich einen Literaturblog einrichten konnte, der es mir erlaubte, meine bisherigen Werke einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, machte ich eine seltsame Erfahrung. Ausgangspunkt bildete ein Traum:
In diesem Traum kam es zu einem Kampf, der sich als ein Gespräch eines Gegensatzes von Gut und Böse darstellte. Ich füge hinzu, dass es sich um eine Erfahrung handelte, für die im Traum keine Objekte festzumachen waren. Daher schloss ich daraus, dass es sich um bewegende Kräfte(Antriebe) in mir selbst handeln müsse und dass ich beide Seiten sehr gut kenne. In einem Gespräch darüber sprachen wir deutend von Eros und Thanatos. Wenn eine dieser Seiten das Bestreben ist mit allem, was es gibt Verbindung zu halten, dann kann die andere Seite als eine Kraft gelten, die positiv gesehen, alles für sich behalten will. Mir fallen im Moment auch die Stichworte: „Lieben und geliebt werden ein“
Bei unserem Gespräch fiel mir in diesem Zusammenhang das Buch von Zagermann 1985 : „Eros und Thanatos“ ein. Ich habe danach kurz Einblick genommen in diese Arbeit, die sich psychoanalytisch mit diesem Thema befasst. Da es mir in meiner augenblicklichen Verfassung aber nicht hilfreich erschien, mich mit dieser Theorie zu beschäftigen, las ich nur einige Auszüge, die sich auf die christliche Lehre von Tod und Auferstehung bezogen, und ließ bald davon ab. Ich bemerkte aber, als ich am Rechner arbeitete und Fragen entstanden, die ich nicht lösen konnte, eine zunehmende Verwirrung und Anspannung, die ich als den Zustand kenne, wenn mich früher eine Schreibstörung behinderte. Ich konnte mich aber zunächst wieder davon lösen und einem Vortrag einer methodistischen Bischöfin von Kirche im Dialog, zur christlichen Kirche in globaler Welt mit einigem Interesse folgen. Die Verwirrung nahm aber danach wieder zu. Ich gab noch einen Text in den Literaturblog ein und begab mich zu Bett:
Nach einer unruhigen Einschlafphase und dem Nachtgebet erwachte ich mehrfach, verwirrender Trauminhalte wegen. Es stellte sich danach ein Traum ein, in dem ich mit anderen Personen zusammen auf einem Schiff bin. Die näheren Inhalte des Traums sind mir entfallen. Gegen morgen hatte ich die Fantasie, dass ich, wenn ich ein Tänzer wäre, die dunkle verwirrende Seite in ihrer Begrenzung tanzen lassen würde, in der sie sich als eine verwirrend richtungslos in sich gewendet Kraft bewegte. Dann kam es zu einer Begegnung mit einem anderen Tänzer,der sich frei und kreativ im Raum entfaltete. Begleitet war die Vorstellung des Tanzes von Licht und Dunkelheit von der Fantasie, als ob sich der Lichttänzer der Dunkelheit in Liebe zuwende, um sie zu befreien. Ich spüre im Moment auch beim Schreiben, dass ich mich dieser armen, richtungslosen Seite meiner selbst im Mitleid zuwende. Ich entwickelte dabei auch die Vorstellung, dass es einer Art Regie bedürfe, die außerhalb der beiden Kräfte wirken sollte, um beiden Seiten Daseinsberechtigung zu ermöglichen.
Dies führte mich zum Gedanken eines Dritten, der weder Dunkelheit noch Licht sondern Dialog, Geist, Berührung ist. Möglicherweise könnte ich im Anschluss an unser Gespräch über den Kampftraum erfahren haben, dass sich in mir etwas Neues, ein Dialog, eine Beziehung zu beiden Seiten entwickelt(die Raupe; die sich entpuppt). Eine eigenständige dritte Kraft, die in anerkennender Berührung das eigene Wesen von Licht und Dunkelheit, Eros und Thanatos vor Spaltung und Verschmelzung bewahrt und deren Beziehung als Einheit im Geist der Liebe sichert.
Könnte das die dritte Kraft sein, die wir im christlichen Verständnis als Heiligen Geist ansprechen? Aber nun verstanden und erfahren als ein zutiefst in mir wirkendes Geschehen, das Spaltung und Verschmelzung überwindend, eine neue Einheit bildet? Die dritte Kraft würde alle Teile(Gut und Böse, Dunkelheit und Licht, Eros und Thanatos etc.) liebend anerkennend berühren, ihrer Eigenständigkeit sichern, und im Geist von Dialog und Beziehung zur Einheit befrieden.
Ich musste alles heute wie in einem Tagebuch festhalten, um es dann mitteilen zu können, denn an die dritte Kraft des Heiligen Geistes in mir, der Einheit und Vielfalt sichert, muss ich mich erst noch gewöhnen. Die Jünger des Herrn brauchten nach Ostern ja auch einige Zeit, um sich an die Auferstehung des Herrn zu gewöhnen.