Belastende Ereignisse in den letzten Wochen klingen noch in mir nach. Umso mehr freue ich mich, heute wieder frohgemut am Schreibtisch im Obergeschoss unseres Hauses zu sitzen. Es beginnt einzudunkeln. Zur Adventsstimmung passt sehr gut die schlichte weiße Kerze auf meinem Fensterbord. Sie begleitet mich mit ihrem ruhigen Schein in den verdämmernden Tag und vermag sich gewiss auch in zunehmender Dunkelheit zu behaupten. Noch sind aber die Umrisse unserer drei Fichten im Garten gut zu erkennen. In inniger Zwiesprache bringen mich diese Gefährten beim Anblick wieder einmal, wie so oft im Verlaufe des Jahres, vom Nachsinnen ins Stauen über das Geheimnis der „Heiligsten Dreifaltigkeit“. Gilt doch nicht nur den drei Grazien im Blickfeld sondern auch ihrem Schöpfer Lobpreis und Dank für so viele Wohltaten.
Heute möchte ich ein in der Not gegebenes Versprechen einlösen, und dem Herrn für alle die Menschen, tüchtigen Ärzte, Therapeuten, Schwestern und Pfleger danken, die sich so um mich kümmerten, dass ich wieder schreiben kann. Habe ich mir doch vorgenommen, dass ich, wenn Gott mir Zeit gewährt, meine Helfer nicht vergessen, und mehr als zuvor auf die Gesundheit achten werde. Aber nicht nur mir, sondern auch Ihnen, liebe Leser, wünsche ich einen gesegneten Advent und dass Sie in der Zeit des Wartens viel Vorfreude auf das kommende Fest erleben dürfen. Nun habe ich aber noch etwas zu erzählen: In der vergangenen Nacht beschäftigten mich, als ich zwischenzeitlich wach lag, sehr viele Sorgen, die alle mit den Beziehungen der Menschen zu einander zu tun haben. Wie sehr wünschte ich, dass gute Engel in unseren unruhigen Tagen alle die geplagten Flüchtlinge, und die aus ihrer Heimat Vertriebenen, begleiten möchten. Kennen wir doch auch in Deutschland, ja in ganz Europa das leidvolle Schicksal vieler Menschen, die sich in der Folge von Konflikten, eine neue Heimat suchen mussten. Es bereitet mir Unwohlsein und Kummer, sehen zu müssen, dass Menschen auch in unserer Zeit weltweit unter Streit, Kriegen, Naturkatastrophen, Hass und ideologischen Grausamkeiten, Not und Elend leiden. Mein Herz zittert angesichts dieser nicht zu übersehenden Schrecken; Gott sei´s geklagt! Aber die kleine Kerze auf meiner Fensterbank leuchtet dennoch und hält mutig dagegen: Da gibt es in der gegenwärtigen Adventszeit doch auch viele Frauen Männer und Kinder, die dabei sind, ihren Angehörigen und Freunden kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten zukommen zu lassen. Die Postdienste kommen kaum nach, um alle Päckchen rechtzeitig den Empfängern zuzustellen. Zugegeben, auch ich kann mich nicht nur entspannt in meinem Sessel zurücklehnen, wenn ich das geschäftige vorweihnachtliche Treiben in unseren Städten beobachte. Ist da noch etwas zu spüren von der Freude auf IHN den Retter, der nicht nur zu Weihnachten, sondern immer unter uns weilen will, als Trost im Warten, und Grund aller Hoffnung? Es bleiben daher Fragen auch an uns: Wo finden die Vielen in Not und Sorgen Trost und ein Zuhause? Wer kann unseren Verantwortlichen in Kirche und Gesellschaft raten und beistehen bei all den drängenden Entscheidungen? Wie finden Menschen, trotz ihrer Geschäfte, Räume der Stille und Muse, damit ihre Herzen nicht im Umtrieb ersticken? Und ich könnte mit derlei Überlegungen fortfahren. Die kleine Kerze auf meiner Fensterbank, die Tränen und Trübsal nicht zu spüren scheint, setzt aber ein Zeichen in der Dunkelheit und mahnt uns, nicht bei der Klage stehen zu bleiben. So komme ich zum zweiten Teil meiner Betrachtung:
Ich habe mich in der Unruhe der letzten Nacht entschieden, zu versuchen, Dir Mensch, Dir Mann oder Frau, Euch Kindern, Alten, Gesunden oder Kranken, Euch Trauernden, Besorgten, Überforderten oder Müden, etwas Wichtiges zu sagen. Es geht mir dabei um ein Weihnachtsgeschenk für Euch ganz persönlich: Ich schaue Euch allen tief in die Augen und mein Blick erkennt Eure wahre Gestalt -hört gut zu!- Ich entdecke Eure eigene Schönheit und Bedeutung, als meine Gefährten sozusagen „wie Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch“. Wenn Ihr so wollt, wie Brüder und Schwestern, ob nah oder fern. Ich erkenne Eure unaussprechliche Würde als Personen, die von Ewigkeit gesegnet, für gut befunden und zu einem glückenden Leben bis in alle Ewigkeit bestimmt ist. Nichts kann Euch diesen kostbaren Schmuck „Mensch zu sein“ rauben, wo immer Ihr lebt und wohnt; selbst wenn Ihr Euch nicht gefallen könntet, oder wenn andere Menschen Euch ein Leid zufügten. Eure gottgegebene schöne Gestalt als „Menschen“ leuchtet wie meine Kerze auf der Fensterbank im Widerschein des ewigen Lichts. Daher seid Ihr in meinen Augen so wertvoll, dass ich mich tief vor Euch verneige; denn mir fehlen die Worte, um den nötigen Respekt auszudrücken, der Euch zukommt. Niemand hat das Recht, Euch zu missbrauchen, zu verletzen oder Schaden zuzufügen – Gott der Herr sieht es! Es gibt kein unwertes Leben. Ich kann zwar nicht überall sein und sitze, von ärgster Not befreit, so zu sagen im „Trockenen“, aber ich bin traurig und bekümmert, wenn es Euch nicht gut geht. Meine kleine weiße Kerze will mit Ihrem milden Schein auch Eure Tränen wegwischen, und ein wenig Licht in jegliche Dunkelheit bringen. Lass daher bitte zu, dass diese Strahlen wie Boten der Liebe, bei Dir ankommen dürfen, Du Mein Bruder und Du, meine Schwester! Ja, mein unruhiges Herz und meine Liebe brauchen Dich, wollen bei Dir sein, Dich einfach bei der Hand nehmen, als Pilger auf unserem gemeinsamen Lebensweg. Wie viel Trost, Dank und Anteilnahme durfte auch ich in schwierigen Stunden von meiner Familie und besorgten Menschen erfahren, die sich um mich kümmerten. Diese tröstlichen Erfahrungen klingen mit, wenn ich Euch einen frohen und gesegneten Advent wünsche, wohl wissend, dass Warten zu lernen, Geduld zu üben, wahrlich keine leichte Aufgabe ist. Auch daher brauchen wir einander, kennt doch niemand den Tag und die Stunde, in der das Leben im stets wandelnden Prozess uns immer wieder neue Aufgaben stellt. Jetzt kommt beim Schreiben Freude in mir auf, die jede Notdurft sprengt, und den engen Lebensraum weitet, als könne sie Grenzen überschreiten, um alles was uns lieb und teuer ist, vor Unbill zu schützen. Darum sag ich´s noch einmal: Schön bist Du und mir teuer, Du Menschenbruder, Du Menschenschwester – unendlich wertvoll!
Darf ich Dich an dieser Stelle für einen Augenblick zur Stille einladen, zu einem dankbaren Gedenken, dass wir dann, wenn wir miteinander leben, lieben, hoffen, beten und danken, erfahren können, dass wir in Wahrheit Gottes Lieblinge sind. Denn der Herr hat uns fest zugesagt, dass ER SEIN Volk nicht als Waisen zurücklasse. Der Erlöser und Retter ist allezeit nahe, und wirkt auch durch uns. Wie Zeugen anbrechenden Heils wollen meine Worte Euch daher berühren, und zusammen mit dem milden Schein meiner kleinen weißen Kerze auch Eurem Advent ein wenig Glanz verleihen. Gehören wir doch alle zur großen Menschheitsfamilie. Und niemand im Schöpfungsgarten Gottes, soll sich von unserer Freude und Liebe ausgeschlossen fühlen. Wir Christen sind ja nicht dazu berufen, uns mit einsamer Glückseligkeit zufrieden zu geben. Erst wenn jegliches Leben durch „die kleine Kerze – „unseren Herrn Jesus Christus“ von SEINEM Licht erleuchtet ist, herrscht wahrer Friede und Versöhnung. Ein Kind in der Krippe wird das sein, das heranwächst, um uns auf SEINEN Weg der Wahrheit und der Liebe zu führen. Und alle Welt ist berufen, nicht nur das Kind zu verehren, sondern auch vor dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn die Knie zu beugen. Lassen wir uns daher im Advent, in der Zeit des Wartens, wieder neu einstimmen, IHM treu zu folgen in der Gewissheit SEINER durch nichts zu erschütternden, immer währenden, gegenwärtigen Liebe. Mein Namenspatron Franziskus hat nicht gezögert, auf seine Weise dem Herrn zu folgen. Unser heutiger Papst erhebt ebenso tröstlich seine Stimme, und setzt bedeutsame Zeichen. Ein Lachen zeichnet sein Gesicht. Auch mir gelingt ein Lächeln, wenn ich Euch anschaue und im Lichte der Sonne der Gerechtigkeit strahlen sehe. Und noch etwas Wichtiges ist zu sagen: Unser Heiliger Vater bittet um das Gebet. Er lädt uns zur Demut und Einsicht ein und bekennt, dass wir alle immer wieder Anlass haben, vor Gott dem Barmherzigen unsere Schuld einzugestehen und auch unseren Mitmenschen allezeit zu vergeben. Im Stufengebet vor der Heiligen Messe und in der Heiligen Beichte haben wir das in meiner Jugend immer getan und bekannt, Böses getan und Gutes unterlassen zu haben. Heute, da es nicht mehr so leicht ist, einen Beichtvater zu finden, bete ich für mich und für alle meine Geschwister öfters das Stufengebet. Denn Gott lässt nicht davon ab, uns allen durch SEINE Priester immer wieder das: „Ego te absolvo“ zuzusprechen. Und nichts kann Gott, unseren Vater hindern, SEINEM Volk und daher jedem Einzelnen von uns, zu einem beglückenden Leben zu verhelfen. In Abwandlung eines Schlagertextes singe ich daher mit und für Euch: Durch Dich wird dieser Tag erst schön, weil jeder Tag, den DU mir schenkst, ein „Sonntag“ ist.