Das Kreuz

Jeder Mensch erfährt im Leben unausweichlich sein eigenes Kreuz. Wir Christen vertrauen aber darauf, dass uns der Herr in allen Nöten beisteht, und uns im Heiligen Geist hilft, die Last zu tragen. Vielleicht möchte Gott im Kreuz und Leid nur die Hoffnung auf Hilfe durch IHN zum Leben erwecken. Ich kann mir Gott unseren Herrn, der Seine Schöpfung für gut befindet, nur als „DEUS CARITAS EST“ vorstellen.  Mich erschreckt daher zutiefst, dass wir der Versuchung erliegen könnten, unser Kreuz, das uns mit Jesus Christus verbindet, zu verleugnen.  Dies wäre das reine Entsetzen, ein Abweichen von Gottes Wegen, um anderen Götzen zu dienen.

Wohin uns die Anbetung fremder Götter nach „unserem Bild und Gleichnis“ führen kann, das ist in unseren Tagen auf vielfache Weise zu beobachten. Scheint doch der Tanz ums goldene Kalb, die Verweltlichung und Abkehr der Menschen von Gott allgegenwärtig. Wir können das uns auferlegte Kreuz im Zerbrechen von Beziehungen, bei gegenseitiger Entwürdigung, in Leid, Elend und den Grenzen unserer Hilfen im Alltag, hautnah erleben. Wie wohl tut es dann, wenn Menschen bei einander wohnend, sich die Hand reichen, das Mögliche unternehmen, sich gegenseitig trösten, und Gott in unser Not, um Hilfe und Erbarmen anrufen. Wie nötig ist im Leid auch ein tröstendes Wort, die bergende Hand oder ein verständnisvolles Schweigen. Dass auf diese Weise manchmal ein Stück Himmel auf Erden, aufleuchten kann, durfte ich in der Arbeit als Psychotherapeut und in vielen Begegnungen mit Menschen erfahren. Einander beim Lasttragen zu helfen, ist aber für uns Christen noch nicht die ganze Wahrheit. Denn aus allem Scheitern und Leiden erwächst immer wieder neue Hoffnung, Vertrauen und Liebe zu einander und zu Gott unserem Vater. Er vermag in uns Barmherzigkeit, Mitleid und Hilfsbereitschaft zu erwecken, deren es bedarf, um SEIN Reich des Friedens aufzubauen. Unser Herr und Meister Jesus Christus geht uns auf diesem Weg voran und lehrt uns, IHM vertrauensvoll  mit unserem Kreuz zu folgen. Dabei kann es jedoch geschehen dass, wir manchmal mehr unser eigenes und nicht so sehr Jesu und Gottes Leid sehen und beklagen. Wer aber vermag zu ermessen, was unser Herr an physischer  Gewalt bei Seiner Kreuzigung und durch die Ablehnung Seiner Liebe und Sendung für uns gelitten hat? Wie sehr muss Gott, unser Vater, menschlich gesprochen, immer wieder leiden, wenn wir IHM die kalte Schulter zeigen, als müssten wir einen Störenfried aus unserem Leben beseitigen. Gott aber lässt trotz allem nicht ab von SEINER Liebe. Mit offenen Armen geht er immer wieder auf uns zu oder trägt uns wie verirrte Schafe auf SEINEN Schultern ins Reich des Friedens zurück.

Das Kreuz und Leid in unserem Leben erinnert uns immer wieder daran, wie nötig wir den Herrgott brauchen. Lassen wir daher vom göttlichen Winzer die ungeordnete Strebungen in uns beschneiden, damit der wahre Gott, der Gegenwärtige, uns im Kreuz und der Auferstehung Seines Sohnes begegnen, und im Heiligen Geist trösten, beleben und stärken kann. Aller Willkür und dem Spott ausgeliefert, fragt uns der Herr vom Kreuz herab, ist einer da, der Mitleid mit mir hat. Ich sage: Ja mein Herr und mein Gott „ adsum“. Es hat mich immer erschüttert, wenn Menschen DIR o Gott die kalte Schulter zeigten und einander Leid zufügten. Herr erbarme DICH meiner,  erbarme Dich unser. Wie von fern höre ich die Worte „heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein“. Lassen wir Kreuzträger diese tröstenden Worte Jesu tief in unsere geschundenen Herzen dringen.  Bleiben Sie im Segen!

Ihr Franz Schwald aus Oppenweiler

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung

 

Der Brückenbauer

Mit dem Eintritt in den Ruhestand begann für mich ein neuer Weg ins Offene. Ich war schon immer ein nachdenklicher Mensch und verfasste Texte. Eigene Gedichte und Aufsätze begleiteten meinen Lebensweg, die Studienzeit, und berufliche Arbeit in Klinik und eigener Praxis. Die Beziehungen zu Menschen in der Familie, Politik, Kirche und Gesellschaft, prägten mich zutiefst. Mit der Abgabe der Praxis ergaben sich Freiräume, die neuen Erfahrungen in den nächsten Jahren zu überdenken und meinen Weg als Schriftsteller zu begleiten. Die ersten drei Bücher „Geschichten und Gedanken“ geben Einblick in die Themenvielfalt. Seit einigen Jahren nutze ich die digitalen und sozialen Medien für meine Botschaften. Dankbar für die Anregungen und Begegnungen, die mir das Leben bot, verstand und verstehe ich mich mit meinen Beiträgen als ein Brückenbauer zu den Menschen in unserer auf Zukunft offenen Lebenswelt. Im meinem höheren Lebensalter beherrschen mich besonders existenzielle Fragen und Aufgaben, die durch aktuelle Ereignisse in Deutschland, Europa, der Welt und unseren gegenwärtigen und künftigen Lebensbedingungen geprägt sind. In Verantwortung vor unserer Geschichte, den realen Ereignissen und der Gestaltung unserer universal offenen Zukunft, verstehe ich mich als Brückenbauer. Einer reichen Erfahrung im Leben und umfangreichen Studien verdanke ich die analytischen Kenntnisse, die bei der Beurteilung der Lage, den gegenwärtigen und künftigen Aufgaben hilfreich sind. In Verbindung mit anderen Menschen übernehme ich Verantwortung gegenüber allen unseren Ressourcen, zur Lösung der anstehenden Fragen aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das weltweite Datennetz und die Instrumente der Datenverarbeitung dienen mir, um meinen Beiträgen, thematisch geordnet, Gehör zu verschaffen. Die deutsche Geschichte im Lebensraum Europa der Welt, in einem Universum von Bedrohungen und Veränderungen erfordern eine jeweils eine verständliche Diagnose und Überprüfung der Mittel und Wirkung zur Lösing der anstehenden Fragen und Probleme. Aktuell stehen Themen wie die Pandemie, Kriege, politische Konflikte Migration und die Klimaveränderungen und deren wirtschaftlichen, politischen und religiösen Folgen zur Beurteilung an.

Die Frage der Philosophen nach dem Sinn des Lebens „warum gibt es dies alles und nicht nichts“, bewegte nicht nur die Vorsokratiker, sondern auch heute nachdenkliche Menschen. Obwohl sie manche Zeitgenossen als ein nicht beweisbarer Tatbestand zur Seite schieben, führte sie auch mich zum Nachdenken über den Anfang und das Ende des Daseins in unserem Universum und damit zur Frage nach Gott, dem Schöpfer allen Lebens, auch über den Tod hinaus. Der Nachweis einer möglichen humanen Lebensführung unter diesen existenziellen Bedingungen, stand und steht bis zum heutigen Tag im Zentrum meines Interesses für die Natur- und Geisteswissenschaften Befragen wir hierzu unseren Brückenbauer:

Ich hatte das Glück, von Jugend an eingebettet in die katholische Glaubenstradition, nicht nur den Führerkult im dritten Reich, sondern auch andere mächtige Verlockungen zu überleben. In Erwartung des nahenden Lebensendes, drängen sich aber religiöse Erfahrungen einer sinngebenden Lebenspraxis und Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode in meine Texte. Auf allen Kanälen im digitalen weltweiten Verbund, bekenne und bezeuge ich daher, was mir geholfen hat, fünfundneunzig Jahre alt zu werden. Im nicht zu überbietenden Geschenk des Glaubens an Gott den Vater, Sohn und Heiligen Geist, den Schöpfer Himmels und der Erde, fand ich im Glauben Hoffnung und Liebe der Katholischen Kirche, eine Heimat für meine Sehnsucht und Wünsche. Es schmerzt mich aber, dass viele katholische und evangelische Christen zurzeit aus der Kirche austreten. Möglicherweise sind die Kirchenaustritte den Debatten über innerkirchliche Strukturen, Missstände oder anderen Glaubenszweifeln geschuldet. Sie könnten Ausdruck einer tiefen Verunsicherung sein, ob der christliche Glaube und Gott in unserer modernen Zeit noch nötig seien. Dass Glauben, Hoffen und Lieben, auch in unserem Alltag wichtig sind, beantwortet sich von selbst. Ohne diese tragenden Kräfte würde unser Gemeinwesen in allen Bereichen nicht funktionieren. Selbst in Forschung, Technik, der digitalen Welt, dem Gesundheitswesen, und im öffentlichen und privaten Leben, sind diese Impulse nicht zu entbehren. Auch in der christlichen Lebenspraxis kommt dem Glauben, der Hoffnung und Liebe, eine zentrale Bedeutung zu. In der Auslegung der Heiligen Schrift, in den Sakramenten, in der Liturgie, und im Alltag der Gläubigen wird Gott als Vater und Schöpfer des Himmels und der Erde bezeugt. Damit ist für uns Christen die umfassendste Frage nach dem Anfang und dem Ende des Universums beantwortet. Durch das Leben, den Tod und die Auferstehung des Gottessohnes Jesus Christus, so bekennen wir, wird alles Böse und der Tod entmachtet. Die Liebe Gottes offenbart ein Leben in Gottes Reich der Gerechtigkeit und des Friedens im Heiligen Geist, die eine Auferstehung zu ewigem Leben und eine neue Schöpfung am Ende der Zeiten zusagt. Unser Dasein, die ganze Welt- und Kirchengeschichte, erhält im Glauben Hoffen und Lieben der Kirche einen universellen und überdauernden Sinn, als eine von Gott geschaffene, geliebte und getragene, ewigen Ordnung. Wir Menschen sind deshalb nicht ins Dasein geworfen, einem blinden Schicksal ausgesetzt, sondern als Gottes Söhne und Töchter, irdische Gefäße, die ER in seiner Güte mit Wohltaten für uns alle füllt.  Der Glaube, die Hoffnung und Liebe, erscheint wie eine Tür, durch die unser himmlischer Vater, der Sohn und Heilige Geist zu uns kommt, um uns das Leben in Fülle, durch die Zeit bis in die Ewigkeit zu schenken. Der christliche Glaube, die Hoffnung und Liebe, halten uns in der Einheit der Kirche in der Gott geschuldeten Ehrfurcht und erneuert, bestärkt und festigt im Heiligen Geist unsere Liebe zu IHM und zu einander. Gott unser Vater, der Sohn und Heilige Geist selbst, ist die wunderbare, alle Vorstellungen sprengende Gabe, die ich mit allen Gläubigen im Glauben Hoffen und Lieben der Kirche feiere. In diesem Gotteshaus haben noch viele Menschen Platz, auch alle, die fern sind von Gott, oder ihr Vertrauen zur Kirche verloren haben. Der Segen, das Heil, die Freude an Gott, die Dankbarkeit für das Leben und eine Heimat im erfüllenden Glauben, Hoffen und Lieben, komme herab auf uns und bleibe bei uns immerdar.

Wege zu einander

 

 

 

 

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Heimat und Herkunft

Seit 1975 bin ich Pensionär. Der Übergang vom arbeitsreichen Berufsleben in den Ruhestand war teilweise mühselig und belastend. Hatte ich mir doch vorgenommen, mich nicht in voreilige Aktivitäten zu stürzen. In aller Ruhe wollte ich überlegen, welche Aufgaben im nächsten Lebensabschnitt anstehen. Im Vertrauen darauf, dass mir schon das richtige einfallen könnte, setzte ich mir zunächst keine bestimmten Ziele. Aus der folgende Unruhe und einem unerklärlichen  „Drängen“, entwickelte sich nach und nach die Vorstellung, die mir noch geschenkte Zeit zu nutzen, um nun in freierer Form genau das zu  tun, was mein Leben und Handeln immer schon bestimmte. Ich wollte mit anderen Menschen über Gott, die Welt, und unser aller Leben reden. Das zunächst abwägende Zögern, war mir aus ähnlichen Situationen bei Entscheidungen bekannt. Als aber die Lust zu erzählen, fabulieren, dichten und schreiben sich verstärkte, überwand ich in Gesprächen mit einem Freund die Bedenken, eigene Gedanken und Geschichten zu erzählen. So entstanden in mehreren Jahren drei Bücher, in denen ich immer wieder auf die Liebe als Band der „Einheit und Vielfalt“ in den Phänomenen unseres Daseins verwies.

Erfahrungen von Liebe und Fürsorge in meiner Familie und das Staunen über die vielfältige Natur und die rechtschaffenen Menschen am Oberrhein, der Rheinebene Mittelbadens, den Vogesen und im Schwarzwald, begleiteten mich vor, während und nach dem Studium. Anregungen von Professoren und anderen vorbildlichen Menschen zu eigenständigem Lernen und Handeln, schufen die Voraussetzung, um mich auch in nördlichen Regionen zu Hause zu fühlen. So lernte ich als Badener im Laufe der Jahre die Lebensart der Westfalen in und um die traditionsreiche Stadt Münster und von dort auf Reisen, Holland, die Nordseeküste mit Duhnen, Hamburg, und die Insel Sylt schätzen und lieben. Nach einigen ereignisreichen Jahren im „ hohen Norden“, freute ich mich aber sehr, als sich aus beruflichen Gründen eine Chance bot, mit der Familie wieder nach Baden-Württemberg zurück zu kehren. In Oppenweiler, einem kleinen reizenden Ort an der Murr, in der Nähe von Stuttgart, sind wir nun seit vielen Jahren mit zu Hause. Es ist ein Segen, wieder im Lebensraum unserer Vorfahren wohnen, reisen, der Tradition begegnen und am kulturellen und kirchlichen Leben teilnehmen zu können. Die Tatsache, dass unsere älteste Tochter mit ihrer Familie in Den Haag und unsere beiden jüngeren in Hamburg wohnen und arbeiten, hilft uns, den „hohen Norden“ nicht ganz zu vergessen.

Wenn ich heute als Pensionär ab und zu auf unser arbeitsreiches Leben zurückblicke, wird mir manchmal sehr bewusst, in welchem Ausmaß die vielen Aktivitäten beim Studium, in Beruf und Familie, den Raum zum Erleben des eigenen Befindens einengten. Denn der Abschied von der Heimat, die Trennung von vertrauten Menschen, sowie das Beheimaten in anderen Regionen und die neuen Aufgaben, waren nicht immer leicht zu bewältigen und daher von gemischten Gefühlen begleitet. Inzwischen ist aber das Vertrauen gewachsen, miteinander ohne Angst über all die Nöte, das Schöne und Gute im Leben reden zu können. Erfüllt sich doch in jedem guten Gespräch, ein wenig die Sehnsucht nach Geborgenheit. Bauen wir doch bei all unserem Tun und Lassen, um mit Rilke zu sprechen, auf diese und andere Weisen auch „wie Werkleute, Jünger, Knappen, Meister, am „hohen Mittelschiff“. Mögen uns allzeit gute Engel helfen „den schweren Stein vom Grabe zu wälzen“, der uns manchmal hindert, unbefangen auf unser eigenes Leben und die tröstlichen Zeugnisse unserer Vorfahren zu schauen. Bei der Rückschau auf meine eigene Herkunft und Heimat liegt mir daher sehr daran, einige der „übrig gebliebene Stücke des Erlebens“ noch einmal „in die Hand zu nehmen“, um sie beim Schreiben vor dem Vergessen zu bewahren. Dass ich allen Vorfahren, die ihr Bestes gaben, nicht mehr persönlich danken kann, gehört zum schmerzlichen Bestand meiner Erfahrung. Hätten wir einander doch viel zu erzählen. Umso mehr drängt es mich, deren Leben, ihre und unsere Heimat zu würdigen
Heimatstadt und Umland
Rheinfelden(Baden), mein Geburtsort, entwickelte sich nach dem Baudes ersten Flusskraftwerkes in Europa, zu einer stetig aufstrebenden Industriestadt. Die nötigen Voraussetzungen hierzu waren gegeben, als es gelang. elektrischen Strom über weite Entfernungen zu leiten. Nach dem in Regie der Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG erstellten Bau, wurde das Werk im Juni 1899 in Betrieb genommen. In meinen Büchern habe ich näher ausgeführt wie viel ich Freunden und Bürgern unserer Stadt im privaten, politischen und kirchlichen Leben verdanke. Der Rhein gibt unserer engeren Heimat das landschaftliche Gepräge. Die Ausläufer des Dinkelberges und Tafeljuras eröffnen einen weiten Raum zur Besiedlung, dem Städtebau, den Industrieanlagen und den rechts- und linksrheinischen Verkehrswegen. Die natürliche Beschaffenheit des Rheinbeckens bei Rheinfelden erleichterte in früher Zeit die Überbrückung des Flusses, sodass ein Verkehrsknotenpunkt entstehen konnte. Beim Bau der heutigen Brücke(1911/12) aus Beton und Natursteinen arbeitete mein Großvater Emil noch mit. Die erste Holzbrücke wurde bereits in zeitlicher Nähe zur Stadtgründung des heutigen Schweizer Rheinfelden, in der Mitte des 12. Jahrhunderts unter den „Zähringern“ erbaut. Unsere Schweizer Nachbarn können auf eine reiche und bewegte Geschichte zurückblicken. Die besondere Lage ihrer Stadt in der Nähe Basels, und die heutige Brücke mit den Resten eines Kastells, bildete, mit Ausnahme der Kriegsjahre, die Basis vielfältiger Kontakte für die Bewohner beidseits des Flusses. Die Häuser der Altstadt hallen wider, wenn Trommler und Pfeifer eine Woche nach der Basler Fastnacht einzeln oder in Gruppen stolz durch die engen Gassen ziehen. Bunt beflaggte weiße Schiffe spucken an Sommertagen viele Gäste aus, die es sich nach der Besichtigung der mittelalterlichen Stadtanlage und des Museums bei Salmen- oder Feldschlösschen-Bier in einem der gemütlichen Restaurants wohl ergehen lassen. Man braucht von „Badisch-Rheinfelden“ aus nur wenige Minuten zu gehen, um jenseits des Rheines Touristen zu begegnen, die sich im Schweizer- und Alemannischen Dialekt, in Französisch, Italienisch oder Englisch unterhalten. Weltoffen geht es zu an der Grenze zur Schweiz. Auf Spaziergängen in Begleitung unserer Mutter, später allein, oder mit Freunden, erschlossen sich mir mit den Jahren viele Winkel unserer geschichtsträchtigen Heimat beidseits des Flusses. Etwas gruselig war es für uns Knaben schon, wenn wir über die obere Brücke des alten Kraftwerkes spazierten und durch die Ritzen der aufgelegten Bohlen unter uns den rauschenden Fluss sehen und hören konnten. Wie befreiend war es dann, wenn wir am andern Ufer angelangt, wieder das beruhigende Summen der Turbinen des Kraftwerkes vernehmen konnten. Ein wenig versetzt, entstand an Stelle des alten, das neue im Jahre 2010 in Betrieb genommene moderne Wasserkraftwerk.In der einen oder anderen meiner Erzählungen, ist zu erkennen, welch tiefe Spuren das Leben mit der Brücke über den Rhein in meiner Seele hinterließ, bis mich der Lebensweg in andere Regionen führte. Dreißig prall gefüllte beziehungsreiche Jahre begleiten mich bis heute.Leben im Dreiländereck
Wer -wie ich- das Glück hatte, lange Zeit den Reichtum an Bergen, Tälern und Seen im südlichen Schwarzwald und die Region am Hochrhein bis zum Bodensee, den Oberrhein bis Straßburg und das Brauchtum der Bewohner, zu erleben, der bleibt diesem „Garten Eden“ tief verbunden. Jedes Mal, wenn wir uns auf späteren Reisen Rheinfelden näherten, konnte ich nur noch alemannisch reden. Über die Brücke zu spaziere, mich vom Rauschen des Flusses bezaubern, oder mit meinen Freunden im Dialekt Erinnerungen auszutauschen, das öffnete mein Herz wie der Klang schöner Musik. Manchmal aber auch, wenn mich die Sehnsucht nach der Heimat und dem alten „Bruggeschtuck“ beim Kastell überfiel und mich zu Versen oder Texten in alemannischer Mundart veranlasste. Freunde rieten mir übrigens bei unserem Aufenthalt in Westfalen dringend davon ab, wie die Münsteraner sprechen zu wollen, denn es wäre aussichtslos, meinen „badischen Zungenschlag“ verbergen zu wollen. Die Leser können daher sicher nachvollziehen, dass echte „Rheinfelder“ auch dem Heimatdichter Johann Peter Hebel verbunden sind, der zu seiner Zeit Gedichte und Prosatexte in alemannischer Mundart schrieb. Den Rhein aufwärts gelangt man zum nahe gelegenen Bad-Säckingen mit dem Fridolinsmünster, den beschaulichen Gassen der Altstadt und der überdachten, erstmals 1272 urkundlich erwähnten Holzbrücke über den Rhein. Es gehörte zu den bescheidenen Vergnügen meiner Mutter, mit mir an Sonntagen diese Stadt zu erkunden. Ich muss abergestehen, dass mein Interesse zu dieser Zeit mehr dem leckeren Kuchen in einem Kaffee als den Sehenswürdigkeiten galt. Meine in Säckingen geborene Schwägerin Marlies und Alice mit ihren Kindern zugewandert, halfen mir, den Charme der alten Fischergasse zu entdecken. Der Dichter Joseph Victor von Scheffel verhalf der Stadt mit seiner Erzählung „der Trompeter von Säckingen“ zu literarischen Ehren. Dem Fluss in Richtung „Schwäbischem Meer“ folgend, verbindet eine Brücke das im Jahre 1173 erstmals urkundlich erwähnte Laufenburg mit den Nachbarn in der Schweiz. Seit dem Jahr 1386 prägt dort die Narro-Altfischerzunft das fastnächtliche Treiben. Tag für Tag nahm ein ehemaliger Kollege die weite Bahnreise hin und zurück in Kauf, um als Buchhalter in Rheinfelden zu arbeiten. Er ließ es sich aber nie nehmen, jedes Jahr an Fastnacht ins Narrenkleid der „Altfischer“ zu schlüpfen. Weiter stromaufwärts lässt sich, wenn man die vielen Touristen nicht scheut, der Rheinfall von Schaffhausen, mit dem in Spektralfarben zerstiebende Gischt aus der Nähe bewundern. Ein Erlebnis, das selbst unsere heran wachsenden Töchter beeindruckte. Singen im Hegau ist nicht nur von den Resten der auf 686 Metern erbauten Festung Hohentwiel bekannt. Auch die Maggi- und Aluminium Walzwerke trugen mit zur Stadtentwicklung bei. Dort wohnte meine Tante Emma mit Sohn und Tochter. Bei ihr verbrachte ich meine Schulferien. Erinnerlich ist mir ihre obskure Kunst des Kartenlesens. Auch eine kleine Reise auf der glatten Holzbank einer Bimmelbahn sitzend, vor allem die auf einem Bahnsteig mit gesundem Appetit verzehrte leckere Wurst mit Brötchen, habe ich bis heute nicht  vergessen. Singen erlebte ich aber auch auf andere Weise: Nach einem kurzen Aufenthalt bei meiner Tante,  gelangte ich als junger Deserteur nach den Wirren des letzten Krieges nach einem Marsch über den Randen, Waldshut und Säckingen, endlich wieder wohlbehalten bei meiner Mutter in Rheinfelden an. Konstanz am Bodensee und dessen Hafen, liegt in einer mir sehr vertrauten, historisch und landschaftlich reizvollen Gegend des Alpenvorlandes. Das restaurierte Konzilsgebäude erinnert an das bedeutende kirchengeschichtliche Ereignis in den Jahren 1414-1418. Einer meiner besten Freunde stammt aus Konstanz. In ihm und seiner Familie begegnet mir eindrücklich die Bodenhaftung, Lebensfreude und Gestaltungskraft  der Menschen am See. Für Konstanz könnte ich mir keinen besseren Werbeträger vorstellen. Orte wie Überlingen, mit Stadtrechten seit 1211, der Günzoburg und dem Münster St.Nikolaus aus dem 14. Jahrhundert, die Inseln Mainau und deren Schloss, Kirche und Gartenanlagen, sowie die Klosterinsel Reichenau mit den romanischen Kirchen aus dem 11.Jahrh undert erkundeten wir näher, als unsere älteste Tochter mit ihrer Familie für längere Zeit in dieser Gegend wohnte. Die bis 1806 ehemalige Reichsstadt Lindau, das Tor zu Österreich und der Schweiz mit seinem Hafen, dem Blick auf den See und die Berge, ist eine Reise wert. Das Münster, die Stadtanlagen, das Theater, Museum, alte Rathaus und ein gut geführtes kleines schwäbisches Restaurant, in dem der Wirt das Glas Most nur randvoll ausschenkt, lernte ich über einige Jahre ausgiebig während der Lindauer Psychotherapie-Wochen kennen und schätzen. Dort wohnte auch meine Tante Sofie. Seit ihrem Tod halten wir mit meinem Cousin Siegfried, einem begeisterten Amateurfunker, und dessen Frau Kontakt Dem Rhein abwärts folgend, gelangt man nach Kaiseraugst in der Schweiz. Ein Römerhaus und das Museum mit seinem Silberschatz bewahren dort die Erinnerung an die im Jahre 45 v.Chr. gegründete, älteste römische Siedlung in der Schweiz. Basel im Dreiländereck aber war und blieb in meiner Heimat bis heute der kulturelle Mittelpunkt. Diese Stadt mit ihrer ehrwürdigen Tradition, dem Münster, alten Rathaus, dem Blick von der mittleren Rheinbrücke auf die Stadt, seinem Kunstmuseum mit der berühmten Holbein-Sammlung, den schönen Konzerten und den ewig schicken, modisch gekleideten Baslerinnen, zog mich immer wieder an. Die zwischen den Vogesen und dem Schwarzwald eingebettete Rheinebene, die schon Goethe in Dichtung und Wahrheit inspirierte, das Elsass mit den vielen romanischen Kirchen, Weinorten und der berühmte Isenheimer Altar in Colmar, erschlossen sich mir aber erst im Lauf der Jahre. Die Reize des Markgräfler Landes und seine erlesene Gastronomie, Freiburgs Münster und die Umgebung der Stadt, das Kloster St.Peter auf der Höhe mit seiner berühmten Orgel, sowie den mittleren und nördlichen Schwarzwald, lernte ich nach und nach während des Studiums und auf späteren Reisen schätzen. Höhepunkt war für mich aber der Aufenthalt in Straßburg. Als wir plötzlich in der engen Gasse vor dem himmelhoch aufragenden Münster standen, war ich sprachlos und konnte dieses Kunstwerk nur noch staunend bewundern. Meine angrenzende Heimat im Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Frankreich, bewahrt ein reiches kulturelles und geschichtliches Erbe, dem ich mich verpflichtet fühle. Ich freue mich auf jede Reise in diese vertraute Region. Dass viele Menschen, wie ich, meine nähere Heimat, den südlichen Schwarzwald, die Hornisgrinde, den Feldberg, Titisee und Schluchsee den Hotzenwald und Dinkelberg zu allen Jahreszeiten schätzen, zeigen die Besucherzahlen. Die an Wäldern, Tälern und Flora  reiche Gegend Diue Lebensbedingungen, kalten, schneereichen Winter und kurzen Sommer prägten die dort ansässigen Menschen im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert. Wer damals hier leben wollte oder musste, brauchte starke Hände, Herz und Ausdauer. Zu Recht bezeichnet man bis heute die mehrheitlich katholischen „Wälder“ als Dickschädel.
Emil und Magdalena
Mein Großvater Emil, Holzbildhauer, 1863 in Todtmoos-Prestenberg geboren, hatte drei Brüder. Er war politisch interessiert und nach dem ersten Weltkrieg als Liberaler Anhänger der Politik Stresemanns. Seine aus dem nahe gelegenen Ort Engelschwand am Fuß der 998 Meter hohen Gugel stammende Frau Magdalena schenkte ihm vier Töchter und drei Söhne. Wie sich meine Großeltern kennen und lieben lernten und wie sie von Todtmoos nach Murg am Hochrhein gelangen bleibt für mich, wie so manches im Leben im Verborgenen.Eine Erbschaft meiner Großmutter ermöglichte aber den Umzug der  Familie von Murg bei Säckingen nach Rheinfelden(Baden) und den Kauf eines vierstöckigen Wohnhauses. Die schwere Wirtschaftskrise nach dem ersten Weltkrieg zerstörte aber die Erwartung meines Großvaters, in der aufstrebenden Industriestadt in der Nähe von Basel, eine gesicherte Existenz als Holzbildhauer aufbauen zu können. Er gab aber den Ton an in der Familie. Ich erinnere mich an ihn als einen stattlichen Mann mit langem Vollbart, der stolz seine Uhr an einer Kette in der Weste trug und mich als Kind mit Bananen versorgte. Auf einer Reise vor Jahren erlebte ich noch meine rüstige Großtante Frieda in Todtmoos, die stolz ihren “Kolonial-Laden-Schwald“ führte, in dem es zu kaufen gab, was das Herz begehrte und der Alltag brauchte. Um unterwegs bei Kräften zu bleiben versorgte sie uns, der Sitte gemäß, beim Abschied mit einer ansehnlichen Wegzehrung. mit, um unterwegs bei Kräften zu bleiben. Der Ort wird 1275 urkundlich als Besitz der Habsburger erwähnt. Damals gehörte der Hotzenwald zu Vorderösterreich.
Lorenz und Anna
Mein Großvater väterlicherseits war Stadtbaumeister in Amberg Oberpfalz in Ostbayern. Seine Frau Anna gebar ihm 10 Kinder. Er starb in jungen Jahren. Meine Großmutter Anna konnte nur unter großen Entbehrungen die Kinder erziehen. Sie musste damals um einen Rentenanspruch bei der Stadt Amberg kämpfen. Mein Onkel Hans, der jüngste Sohn berichtete, dass seine Mutter oft selbst auf das Nötigste verzichtete, hungerte und manchmal nachts weinte. Die familiären Umstände erlaubten es mir nicht sie näher kennen zu lernen. Übereinstimmend mit meinem Cousin Volker, der sie auch nicht kennen lernte, waren aber unsere Erfahrungen, dass wir uns in späteren Jahren in Bayern immer wohl fühlten. Ich erinnere mich an eine Reise mit meiner Familie in das 1034 zum ersten Mal urkundlich erwähnte Amberg, mit den noch gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen. Ab 1269 wurde Amberg unter der Herrschaft der Wittelsbacher nach 1329 Hauptstadt der Oberen Pfalz. Im Dreißigjährigen Krieg fiel Amberg 1620 an Bayern und wurde wieder katholisch.
Ein historischer Rekurs
Es bedurfte für mich ein lebenslang aufmerksames Studium der uns alle betreffenden Veränderungen in Politik, Gesellschaft, Kultur,  Philosophie und Religion der letzten zweihundert Jahre europäischerGeschichte, um ihr und unser Leben, in den wechselnden Bedingungen unseres Daseins zu verstehen. In einer Familienbibel,  die ich in den Händen meiner Großmutter Magdalena sah, zeigt ein Eintrag, dass sie meinem Großvater Emil gehörte. Auch mein Großvater Lorenz und seine Familie haben katholische Wurzeln. Ihr Kreuzweg und alle durchkreuzten, das Böse entfesselnde Treiben in unserer europäischen Familiengeschichte, kann ich nur ertragen, wenn ich auf alle Zeichen der Auferstehung aus Ruinen achte. Ja es gab sie, die entfesselte Gewalt zweier entsetzlicher Bruderkriege. Nicht nur meine Großeltern sondern auch ich haben hier tiefe Wurzeln im heute katholischen Kernland.Mein Großvater mütterlicherseits stammt aus Todtmoos, meine Großmutter Magdalena aus Engelschwand einige Kilometer östlich. An erster Stelle bin ich meiner Mutter Emilie dafür Dank schuldig, dass sie bereit war, mir im Jahre 1929 trotz aller Schwierigkeiten das Leben zu schenken. Als Mutter eines unehelichen Kindes musste sie damals noch mit rigiden gesellschaftlichen Vorurteilen rechnen. In jener Zeit ging es aber noch nicht um Fragen gleichgeschlechtlicher Liebe oder um die Bedingungen zur Adoption von Kindern in solchen Beziehungen. Jugendämter gab es aber schon. Dem Amtsvormund oblag es, die Rechte unehelicher Kinder zu schützen und deren Ansprüche zu unterstützen. In welcher Weise meine  Mutter und Vorfahren dazu beitrugen, dass mein Leben gelingen konnte, möchte ich versuchen darzustellen. Ich habe ein Leben lang nie vergessen, welche Liebe und Sorge sie mir und nach der Ehe mit meinem Stiefvater auch meinen vier Jahre jüngeren Bruder Hans erwies. Dankenswerter Weise erlebten wir Betroffenen weder im familiären, noch gesellschaftlichen oder kirchlichen Umfeld je direkte Vorbehalte. Wohl aber habe ich lange Zeit in der Befürchtung tradierter rigider Normen schamhaft über alles geschwiegen. Meine Mutter hingegen und ich selbst haben an den Folgen unehelicher Geburt sehr viel Leid ertragen müssen. Darüber wird noch zu sprechen sein. Betrachten wir nun unsere Verwandten mütterlicher- und väterlicherseits. Die Tatsache dass sie schon alle gestorben sind erleichtert mir eine objektivere Sicht auf ihr Leben undwie ich hoffe die innere Verbindung, um sie in ihrer Eigenart würdigen zu können.Sehr lang ist es schon her, seit ich nach meiner Geburt in der Werderstraße in Rheinfelden(Baden) von Mutter und Großmutter umsorgt, zusammen mit Bruder Hans eine fröhliche aber nicht konfliktfreie Kindheit erleben durfte.  Nichts konnte uns unter den Fittichen der beiden Frauen aus der Bahn werfen oder den späteren Zusammenhalt unserer Familie gefährden. Wenn ich als Knabe hungrig war legte die „Großmame“ das Messer an ein Bauernbrot, Schnitt eine ordentliche Scheibe ab und bestrich sie mit Butter und Erdbeermarmelade. Reichlich gesättigt begab ich mich dann wieder auf Entdeckungsreisen in heimischer Umgebung. Mit allen Sinnen schloss ich Freundschaft mit meiner Umgebung. Ab meinem  vierten Lebensjahr gehörte Hans mit dazu. Sobald mein Bruder spielfähig war, gehörte er mit zur großen Kinderschar. Nichts entging unseren Blicken und Sinnen. Wir kannten jeden Obstbaum unserer Nachbarn  ebenso die Werkstätten der Handwerker, unsere Bäcker, Metzger und Lebensmittelhändler. Wie wuselige kleine Hunde beschnupperten wir das Gras auf den Spielwiesen, ließen uns zur Winterszeit im Licht der Straßenlaternen die Schneeflocken auf der Zunge zergehen oder schlitterten solange auf der Straße  bis sich eine Eisbahn gebildet hatte  und unsere Hosen steif gefroren waren. Mit den Jahren erprobten wir spielerisch unsere Kräfte in immer größeren Exkursionen. In den Familien der Nachbarn waren wir wohl gelitten. Die Mütter und Großeltern übernahmen damals, als unsere Väter im Krieg waren die Aufgabe, uns Kindern die nötigen Grenzen. Wir waren aber auch gefordert, bei Aufgaben nach unseren Kräften bei Aufgaben mit zu helfen. Tief prägte sich mir die Gestalt und das Wesen meiner Großmutter, deren Frömmigkeit ihr Bibelstudium und das Rosenkranzgebet  ein. Durch ihr Vorbild durfte ich erfahren, was es heißt zu lieben und geliebt zu werden. Gott gehörte vor jeder Reflexion wie selbstverständlich zu meinem kindlichen Alltag und diese Glaubenserfahrung hat mich lebenslang begleitet. Wenn sie in der Stille betend auf ihrem Stuhl saß oder mich zur Nacht mit Weihwasser segnete, bestärkte das meine Vorstellung von der Gegenwart eines guten und barmherzigen Gottes. Insofern wurde unsere Großmutter für mich zu einer ersten Glaubenszeugin. Meine kindliche Sehnsucht nach Gott und Eintracht unter einander erfuhr eine für mein Leben grundlegende Bestätigung. Hat das Gott nicht gut gemacht? Alles andere kam dazu. Wenn dann ab und zu unser Pfarrer zu einem Krankenbesuch kam, mit uns betete und ihr die konsekrierte Hostie zur Speise gab, waren das für mich erhabene Momente. Ein kleiner Tisch mit einem Kreuz und zwei Kerzen, war unser Hausaltar. Ich beobachtete staunend und tief berührt das Geschehen. In meinen kleinen Kopf ging es nicht hinein, dass Gott, ein so hoher Gast, in unsere bescheidene Wohnung kam. Wie sehr musste er uns lieben. Der kleine Franz mit 12 Jahren konnte es daher nicht fassen, als dieGroßmutter durch einen plötzlichen Tod in sich zusammenbrach und in seinen Armen starb. Heute, viele Jahre später, ist es für mich sehr tröstlich, zu wissen, dass ich sie wenigstens noch auffangen und vor einem harten Aufschlag auf den Boden bewahren konnte. Ein kleines Dankeschön des nun älter gewordenen Franz für all ihre Liebe und ihr Gebet. Damals aber war ich schlagartig wie zu einer Säule erstarrt. Der überwältigende Schmerz verschloss mir den Mund. Ich sah keinen Weg, wie es nun weiter gehen könnte mit meinen Wünschen zu lieben und geliebt zu werden. So verdrängte ich diesen Schmerz und mit ihm die Erinnerung an meine Großmutter. Der Tod hatte die Nabelschnur kindlicher Bindung an sie unwiderruflich zerschnitten.Das war aber  die Voraussetzung dafür, ein Netzwerk anderer Beziehungen zu entwickeln. In dieses Netzwerk gehört die Großmutter ebenso wie meine Mutter, mein Vater und meine Geschwister und alle Menschen, denen ich in meiner Lebensgeschichte bis zum heutigen Tag begegnen durfte. Immer mehr verblasste in späteren Lebensjahren das Bild meiner Großmutter. Es wunderte mich aber, welche emotionale Wirkung damit verbunden war, wenn die Erinnerung an die Großmutter ab und zu wieder auftauchte. Ich vermied es über viele Jahre aus Scham über diesen Verlust zu klagen, um erneut leidvolle Erfahrungen zu vermeiden. Das hat sich allerdings inzwischen deutlich geändert. Heute kann ich den kleinen Franz mit 12 Jahren und seine Reaktion auf den Tod der Großmutter besser verstehen. Er darf nun seinen Verlust, den damit verbundenen Schmerz und sein  Herzeleid beklagen und darüber reden. Noch mehr: Franz hat dazu gelernt und ist sich längst bewusst, dass weder die Großmutter noch ein anderer Mensch, seine „unendliche Sehnsucht“ zu lieben und geliebt zu werden stillen und erfüllen kann. Anders ausgedrückt: In seiner kindlichen Liebe zur Großmutter, liebte er ohne es zu wissen, eigentlich auch Gott, unseren Schöpfer. Gott und alles, was er geschaffen hat und sich durch IHN in all Seinen Werken lieben zu klassen, dieses Netzwerk liebenden Austausches bleibt aber auch nach dem Tod der Großmutter erhalten. Es ist das große Netzwerk Gottes und Seiner Kirche indem alle Beziehung von Menschen und Welt enthalten sind, das Ausdruck der Liebe des Dreifaltigen Gottes zu seinen Werken ist, der alle Sehnsucht stillen kann und den zu lieben mir meine Großmutter lernte. Dafür schulden wir allen, die wie sie eine Wegstrecke mit uns gingen unseren Dank. Weil das so ist, möge unsere Großmutter, die schon lange tot ist, ihren verdienten Frieden bei Gott finden. Es ist ja nicht wenig, was sie mir und viele andere Menschen als Vermächtnis hinterließen. Vor allem aber danke ich ihr und allen, die mir durch ihre Frömmigkeit und ihren katholischen Glauben, den Weg zu Gott gewiesen haben Ihren Rosenkranz halte ich heute noch in Ehren. Er liegt unter meinem Kopfkissen. Wenn ich ihn in die Hände nehme erinnere ich mich gern an ihren Segen zur Nacht. So kann ich ruhig schlafen und mich jeden Tag, so lange Gott will wieder fröhlich und neugierig in unserer Welt umsehen. Ich fasse alles in die mir vertrauten Gebete: „Gelobt sei Jesus Christus und Maria mit dem Kinde lieb, uns allen Deinen Segen gib“, zusammen. Übrigens sind seit Jahren viele liebenswerte Verwandte väterlicher- und mütterlicherseits längst längt gestorben. Das hindert mich aber auch nicht ihres Lebens ehrend zu Gedenken und stolz zu sein, zu dieser großen Familie zu gehören. Und sollten sie hoffentlich alle im Himmel miteinander in Frieden vereint sein, so hätte ich nichts Dagegen.Der seit langer Zeit in nahezu allen Medien und von  vielen Politikern in unserem Land vertretenen Auffassung, eheähnliche Beziehungen herkömmlichen Familien gleichzustellen, muss ich entschieden widersprechen.

Der Habenichts

Aus einem tiefen, gesunden Schlaf erwachend, geriet Habenichts in eine innere Erregung wie vor einem wichtigen Ereignis. Obwohl die Sonne schon zaghaft den jungen Tag ankündete schloss er die Augen wieder. Zu schön und kostbar war das, was sich seinen inneren Augen darbot. In staunender Betrachtung verfolgte er wie sich wie von Hand eines Künstlers, Bild an Bild reihte:

Habenichts befand sich träumend im hohen Mittelschiff einer himmelwärts strebenden, gotischen Kathedrale. Tief beeindruckt von den Altären  und Kunstwerken, verweilte er in einer Kirchenbank. Da bemerkte er in einer Seitenempore, einen betenden  Mönch, der mit gesenktem Kopf, das den Raum füllende Orgelspiel in sich aufnahm.

Plötzlich schien es Habenichts, als könne auch er die Orgelklänge  hören, die sich mit den hochstrebenden Pfeilern des Kirchenschiffes, zu einem feierlichen Lobgesang vereinigten. Und es weitete sich sein innere Schau:  Habenichts erinnerte sich an die schönsten Augenblicke seines Lebens, in denen er die Nähe Gottes fühlen durfte. Der Gesang und die Musik schienen nun, wie auf Engelsflügeln, den Kirchenraum zu verlassen. Alles sollte nun mitsingen, dachte Habenichts, in seiner kindlichen Freude, die ihn ergriff.

Was war nun auf wunderbare Weise mit seinen Ohren und Augen geschehen? Die Sterne am Himmel begannen zu klingen, Quellen und Wasserläufe stimmten auf ihre Weise mit ein. Ein Windstoß  bewegte wie von Geisterhand, die Blätter von Büschen und Bäumen zu einem großen Rauschen. Die Tier und alle Lebewesen gerieten im Licht der aufgehenden Sonne in Erregung.

Habenichts fühlte sich in seinem Federbett ruhend, reich beschenkt und wagte es nicht, zu erwachen, um ja nichts von diesem  Erlebnis zu versäumen. Still,  im ruhigen Atmen, war er bereit, all das Schöne geschehen zu lassen. Raum und Zeit verloren ihr Maaß:

Seine feinen Ohren vernahmen sogar  den harmonischen Gesang und die feierliche Musik von Männern, Frauen und Kindern in allen Sprachen der Menschen. Es schien Habenichts, als stimme das ganze Universum  in den Lobgesang ein und auch er sei berufen, seine Freude hinaus zu jubeln. Erwachend und vor Freude zitternd begann er leise und dann mit immer festerer Stimme zu singen: „Ad Deum ad Dominum, ad Deum ad Domininum, ad Deum ad Deum oremus!“

Ereignisse – Klage – Lobpreis

Einer indianischen Geschichte zufolge, muss der Mensch ab und zu innehalten, damit seine Seele nachkommen kann. In dicht gedrängter Folge, stellten sich mir Ereignisse in den Weg, für die ich erst heute Worte finde. Meine Frau wunderte sich schon darüber, dass sie meine eigene Betroffenheit, in Situationen, in denen ich zu handeln hatte, kaum bemerkte. Heute aber lege ich die nötige Pause ein, um in zeitlichem Abstand, dem Geschehen nachspürend,  Klage, Hoffnung und Dank nochmals erleben und mitteilen zu können.

Meine Frau befand sich in Oberstdorf. An diesem Ort gemeinsamer Urlaube beabsichtigten wir uns zwei Wochen Erholung zu gönnen. Mein Rücken und die Matratze in der Ferienwohnung passten aber leider nicht zusammen. Um meinen zuvor passablen körperlichen Zustand zu erhalten waren wir jedoch zur vorzeitigen Heimreise genötigt. Erst heute gelingt es mir eine Pause einzulegen, um meine Enttäuschung über den unerwarteten Abbruch unserer Ferien zu fühlen. und in Worte zu fassen. War es doch so schön, bei Sonnenschein wieder einmal die winterliche Landschaft zu genießen. Ab und zu hielten wir auf unserer Wanderung inne, erfreuten uns an den schneebedeckten Bergen, der weithin grüßende Kirchturmspitze, der nahe gelegenen Kapelle, um dann zusammen mit einem engagierten Priester in einer lebendigen Gemeinde im sonntäglichen Gottesdienst für diese Geschenke zu danken. Auch ein abgebrochener Urlaub kann noch bleibende Spuren hinterlassen. Wer sollte uns außerdem daran hindern, Oberstdorf wieder einmal zu besuchen, um dort so lange es uns das Bett erlaubt, Natur und Menschen im Wandel des Jahres zu erleben.

Mit der Zeit kamen aber  in dichter Folge noch Ereignisse hinzu, die mir der Betroffenheit wegen so erscheinen, als ob sie irgendwie zusammen gehörten. Hinzu kommt, dass ich mir im Blick auf die enteilende Zeit sehr genau überlege, was ich noch aussprechen will. Ich gebe insofern gern zu, dass die hier vorgelegte Auswahl von Ereignisse und Gedanken der Realität geschuldet ist, dass ich zunehmend älter, dabei aber hoffentlich auch ein wenig weiser werde. Der Leser kann darauf vertrauen, dass ich in dichter Form nur das erzähle, was andere Menschen interessieren könnte.

Über drei Jahre habe ich den Kampf meines Bruders Peter mit Lungenkrebs bis zu seinem Tod  miterlebt. Wenn es Heilige des Alltags geben sollte, dann gehörte er dazu. Wie Peter, ohne je über seinem Glauben zu reden, drei Jahre lang der Krankheit und dem Tod immer wieder ein wenig Hoffnung abtrotzte, bis er im Kreise seiner Familie sein Leiden und Leben beenden durfte, bleibt ein ermutigendes Zeichen. Schon kurz nach der Todesnachricht  war ich in Begleitung meiner Frau bei unserer trauernden Verwandten. Mein Bruder lag angekleidet und leblos in eigenartiger Würde auf seinem Krankenbett. Mit bebendem Herzen rang ich nach Worten zum Gebet für Peter. Meine Stimme brach, als ich versuchte, uns zum Trost ein Osterlied zu singen. Ich empfahl Peter segnend der Barmherzigkeit Gottes. Als ich ihn zum letzten Mal beim Kreuzzeichen an der Stirn berührte, spürte ich noch einen Rest von Lebenswärme. Am Tage vor unserer Reise nach Oberstdorf erfolgte die Beisetzung der Urne. Wieder einmal stand ich traurig und erschüttert nun vor seiner letzten Ruhestätte. Ich fühlte mich aber in der Kraft dessen, der uns im Glauben und in der Hoffung auf eine ewige Wohnung bei Gott bestärkt, vor aller Augen und Ohren den Segen des allmächtigen Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes zu erteilen. Nach der Beerdigung saßen wir alle zunächst noch sehr betroffen bei einander. Wir Hinterbliebenen spürten aber durch den Tod meines Bruders die Verpflichtung, jetzt und künftig fest zusammen zu halten. Wir kamen nun auch miteinander ins Gespräch. Mein Cousin Volker berichtete von Erlebnissen seines Vaters des Jüngsten in der Familie. Unser gemeinsamer Großvater war Stadtbaumeister in Amberg/Oberpfalz. Seine Frau Anna gebar ihm zehn Kinder. Als er schon in jungen Jahren starb, musste unsere Großmutter vehement um eine Rente kämpfen. Armut stand daher Pate in der Familie. Sie habe nachts oft geweint und selbst gehungert, um ihre Kinder durchzubringen, und sie ausreichend ernähren zu können. Geblieben sind Erinnerungen und einige Photos. Bei einem Treffen nach dem Kriege, war ich auf Anhieb voll in meine bayrische Familie integriert. Wir saßen fröhlich beisammen, musizierten und sangen. Tante Betti jodelte aus voller Seele wie zu ihren besten Zeiten. Bei einem weiteren Fest trafen wir Verwandte uns noch einmal zusammen mit unseren Familien. Alle meine rechtschaffenen Tanten und Onkels sind inzwischen gestorben. Es liegt nun an uns wenigen Überlebenden, die Familientradition zu pflegen und unseren Kindern ans Herz zu legen. Inzwischen bin ich längst bei Menschen in Oppenweiler angekommen, lebe, handle und wirke hier als Glied einer großen Menschenfamilie, auf die ich nicht minder stolz bin. Wie viele Alltagsheilige gibt es in meinem Blickfeld, von denen die Medien heutzutage nichts berichten?

Vielleicht bin ich ein Sonderling, aber ich schaue eben lieber auf das stille und große Wirken der Menschen und decke deren Schwächen mit dem Mantel der Barmherzigkeit Gottes zu. Das führt mich zu einem nächsten Ereignis. Die St. Stephanus- Gemeinde in Oppenweiler, der ich angehöre ist für mich zum Zentrum des Gottesdienstes und der Öffnung auf die ganze Welt geworden. Wie sehr brauche ich den Dienst der treuen Priester und die Stärkung durch das Gebet der Gemeinde. Manchmal sind wir wenige Gläubige aber es gibt auch die Hochfeste, an denen unsere Kirche fast zu klein ist. Es gibt hier eine lebendige Ökumene, Gemeindefeste und die Prozession an Fronleichnam. Unsere Orgel schaffte es nach Auskunft unseres Pfarrers und des engagierten Organisten nicht mehr lange. Inzwischen sind aber alle Hindernisse überwunden und unser Organist und die Gemeinde freuen sich über eine neue Orgel. Dies führt mich zum nächsten bewegenden Ereignis.

Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI nach reiflicher Prüfung seiner Kräfte von seinem Amt zurückzutreten, um es um es seinem Nachfolger zu überlassen, die Katholische Kirche zu führen, hat mich sehr berührt. Ich fragte mich was es für ihn und die Kirche bedeutete wie einst Luther und auch für mich schweren Herzens vor den Weihen, als meine Kräfte schwanden, zu entscheiden, nicht Priester zu werden. Was unserem Papst vor, während und nach seiner Entscheidung vorging, kann ich nur erahnen. In diesem Punkt war ich ihm, aber wie zuvor in seinem Amt, sehr nahe. Mein Gebet gilt nun seinem würdigen Nachfolger Papst Franziskus im Dienst für Gott und der Kirche. Im Blick auf das Heil und den Segen, den ich nach meiner Entscheidung bis heute erfahren durfte wage ich zu sagen, dass Gottes Wege in schwierigen Entscheidungen manchmal nicht unsere Wege sind. Möge der Vater Sohn und Heilige Geist alle Menschen und Gläubigen leiten, demütig  und vertrauensvoll Gottes Wegen zu folgen, und darauf zu hoffen,  dass SEIN Heil und Segen uns auch bei schwierigen Entscheidungen, auf rechte Wege führt.

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

 

Auferstehung

Ich lade Euch ein, mit mir zusammen einem schönen Ostertag  einzulegen; und einmal für wenige Augenblicke, mitten im kalten Wnter, alle Sorgen los zu lassen, und das innere Lächeln der Erlösten nicht zu verscheuchen, wenn Osterfreude sich in uns ausbreiten will:  Wir öffnen wie im Frühling, die Türe zur Terrasse vor meinem Arbeitszimmer, und genießen die freie Sicht über den von meiner Frau liebevoll gepflegten Garten, die angrenzenden Büsche, und über die nahe gelegenen, in den Bäumen versteckten Häuser unserer Nachbarn hinweg, bis zum ansteigenden Wald am Horizont, über den sich ein lichter blauer Himmel, mit einzelnen Kumuluswolken ausbreitet. Ich staune immer wieder, in welch vielfältigen Grüntönen die vom Wind leicht bewegten Blätter, sich im Spiel von Licht und Schatten den Blicken darbieten. Es ist lohnnd manchmal, genau hinzusehen. Auf den ausladenden Blättern eines Busches, hatten sich heute winzige Tautropfen so im Licht der Sonne gruppiert, dass sie wie Diamanten glitzerten. Es grenzt an ein Wunder, was die uns umgebende Natur vor unseren Augen ausbreitet. Ich zeige unseren Gästen meine Liege, die ich vor Blicken geschützt, gern zu einem Sonnenbad nutze, um unter dem Gesang der Vögel und Kinderstimmen, beim entspannten Atmen, auf die eigenen Gedanken und Empfindungen zu lauschen. Wir hatten es an diesem Tag ruhig angehen lassen. Ich las ein Buch, das sich mit der Bedeutung der Sprache befasste, meine Frau beschäftigte sich mit einem Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.

Zu meiner Überraschung rief ein ehemaliger „Pirminer“ an. Wir hatten uns viel zu erzählen über die Zeit im Spätberufenen-Seminar, und die unterschiedlichen Lebensverläufe nach dem Abitur. Wir bedauerten sehr, dass unser St.Pirmin nicht mehr existiert und überlegten, auf welche Weise an die Zeit des Seminars erinnert werden könnte. Danach bekamen wir Besuch.  Ich bot unseren Gästen mit einer Handbewegung die bereitstehenden, bequemen Stühle an, und erklärte ihnen die Sicht bis zum dunklen Grün des Waldes am Horizont, der zu unseren Ziel beir Spaziergängen zum Eschelhof hinaufführt. Wir nahmen Platz. Nach wenigen Minuten unterbrach ich die Stille und sagte:..

Heute dachte ich an Christi Himmelfahrt. In Sasbach sangen wir an diesem Tag einst den Hymnus „viri gallilaei…“, den ich in Erinnerung an unsere Zeit im Sedminar in Sasbach heute schon mehrfach anstimmte. Ich begleite die Gäste zur Terrasse vor meinem Arbeitszimmer: Dort stehen für uns bequeme Stühle bereit. Wir lassen den Reichtum der uns bergenden und von der Sonne erwärmten Natur geschehen. Die Vögel ringsum singen und zwitschern die Melodie ihrtes Lebens. Unsere Sinne vermögen die uns umgebende Pracht nicht zu fassen. Da mahnt uns eine innere Stimme, alles einfach so wirken zu lassen wie es ist, und unsere Augen schließen sich wie von selbst. Wir können es nun genug sein lassen, nur ein- und auszuatmen, um uns in ruhiger Erwartung dessen, was geschehen will, dem freien Spiel der Gedanken und Empfindungen zu überlasen. Ich weiß nicht wohin Euch in dieser Situation die Gedanken führen würden, aber ich kann Euch erzählen, wie es mir dabei gehtgieng:

Es kommt das Oster-Alleluja in mir hoch, und ich singe die Melodien der Liturgie und Osterlieder mit. Wie von selbst steigen Erinnerungen an die nachösterliche Zeit in mir auf. Ich sehe die Jünger vor mir, die in Trauer gefesselt, sich nicht von der Todeserfahrung des Karfreitages, und ihrer Trennung vom geliebten Herrn lösen können. Begriffsstutzig wie wir, sind ihre Augen  gehalten, als sich der Auferstandene den Emmaus-Jüngern anschloss.  Muss der Herr nicht auch uns, beistehen, mit uns wandern und reden, damit auch wir, befreit von allen Todesfesseln, durch IHN auferstehen, um mit IHM im Geist und in Wahrheit, als Söhne und Töchter Gottes, durchs Leben wandern zu können? In der Schrift ist ja belegt, wie der Herr mit den Emmaus-Jünger geht, mit ihnen redet und sie spüren lässt, dass ER ihre Not begreift und Ihnen nahe ist. Dann hält ER Mahl mit ihnen und nun gehen ihnen die Augen auf. Brennt nicht auch unser Herz, wie den Jüngern, wenn wir SEINE Stimme vernehmen, und ER mit uns Mahl hält? Wie oft habe ich mit anderen Christen zusammen in der Heiligen Messe die Wandlung von Brot und Wein, in des Herren Leib und Blut erlebt, und die Worte des Priesters, zum Gedächtnis des Herrn mitgebetet. Und auch wir brauchen unsere Zeit, um erst nach und nach zu begreifen, dass wir durch IHN wahrhaft auferstanden, der Macht des Todes entrissen, zu ewigem Leben auferweckt sind und der Herr in uns und unter uns wohnt. Doch dann bricht der anhaltende Osterjubel aus  „Tod wo ist DEIN Stachel, Hölle wo ist DEIN Sieg!“

Und nun fallen mir die Schriftworte ein, dass die wahren Beter, Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Das heißt doch dass auch wir  mit Gottes Eingreifen in unsere Lebensgeschichte jederzeit rechnen,  und unter SEINER Führung und Weisung lernen können, unser „fiat“ DEIN Wille geschehe zu sprechen , auch wenn wir nicht alles sofort verstehen. Ist das nicht ein schöner Gedanke, der Gott als Ursprung aller Gnaden  erscheinen lässt: Der Vater schenkt uns SEINEN Sohn, um alles Trennende, die Fesseln des Todes, die Not der Gottferne, unsere Schuld und Sünde zu sühnen, und der Allerheiligste uns in SEINEM Sohnes begegnen kann, damit auch wir Gott, unserem Vater und einander im Geist und in der Wahrheit begegnen können. Keinemn Gott der Lichtstraßen weit von uns entfernt, sondern als ständiger Begleiter in uns wohnen und wirken will. Hierzu sollen und dürfen wir, wie die Gottesmutter bitten: Der Heilige Geist möge in uns Gestalt annehmen, damit wir als „Auferweckte“, der Todesfesseln ledige Gottes- und Menschenkinder, miteinander frohgemut wandern können. Der Allmächtige möge uns durch SEINEN Sohn im Heiligen Geist zu allem Guten anregen und bewegen, und darauf achten lassen, dass wir SEINE Stimme in uns nie überhören.

Maria mit dem Kinde lieb uns allen Deinen Segen gib.

Ein Wochenende

Ja, es gibt sie noch, unsere „Ehrenamtlichen“, die sich auf je eigene Art dem Leben unverdrossen zur Verfügung stellen. Sie verdienen es, dass wir ihr Handeln bemerken und anerkennen. Sind ihre stillen Dienste doch so nötig wie das Salz in der Suppe, um uns das Leben im Alltag etwas schmackhafter zu machen. Hierzu nur einige Beispiele: Berufstätige Eltern wissen es zu schätzen, wenn die Großeltern sie entlasten und sich liebevoll um ihre Enkel kümmern. Manchmal schreckt uns das „Tatü“ eines Martinshorns auf. Ein Zeichen dafür, dass einsatzbereite Feuerwehrleute und Rettungsdienstler Tag und Nacht unterwegs sind. Vermögen wir doch ihre wichtigen Aufgabe erst dann voll zu würdigen, wenn wir selbst in Not geraten. Mich brachte unlängst ein älterer Mann zum Nachdenken, der sich nicht scheute, ohne besonderen Auftrag, auf dem Gemeindegelände achtlos weg geworfene Abfälle einzusammeln. In ähnlicher Weise beeindrucken mich und meine Frau seit Jahren die Einladungen engagierter evangelischer Christen vor Ort zu Gesprächen über den Glauben im Rahmen einer Vortragsreihe, die sie in eigener Regie gestalten und finanzieren. Im Anschluss daran möchte ich von einigen Frauen und Männern erzählen, deren Freude an ihren selbst gewählten Aufgaben, uns ein schönes Wochenende bescherte.

Es ist Freitag. Wir haben uns entschlossen, am dritten Vortrag der „Kirche im Dialog“ in diesem Jahr teilzunehmen. Das Thema „Gebet – Reden zu oder mit Gott“ hatte uns sehr interessiert.  Durften wir doch davon ausgehen, dass die Pfarrerin, Dozentin an einer Missionsschule, die Not der Beter kennt und ihre gesamten Erfahrungen einbringen würde, um darüber mit uns zu reden. Wir kommen auch aus formalen Gründen gern zu diesen Veranstaltungen, denn es ist zu erwarten, dass die der Arbeitswelt angehörenden Organisatoren sorgsam mit unserer Zeit umgehen. Der Vortrag beginnt wie üblich um 18.00 Uhr und wird auch heute pünktlich um 20.00 Uhr mit dem Abendsegen enden. So bleibt uns anschließend noch genügend Zeit, um den Tag nach persönlichen Interessen ausklingen zu lassen. Dieser festgelegte zeitliche Rahmen mag mit dazu beitragen, dass in der Regel an die siebzig bis hundert Personen an den Vorträgen teilnehmen.

Die Referentin gab authentisch und überzeugend zu bedenken, dass ein gelingender Spracherwerb sowohl für die gesunde Entwicklung des Menschen als auch zur Gestaltung seiner Beziehungen zu anderen Personen und zu Gott sehr bedeutsam sei. Ergebnisse der Forschung belegten, dass nur dann, wenn Menschen von Geburt an angesprochen würden, irreparable Störungen der Fähigkeit zum Dialog mit anderen Personen zu vermeiden sind. Die Referentin ging auch ausführlich auf Probleme beim Beten als einem Sprechen zu oder mit Gott ein. Sie betrachtete unterschiedliche Formen und Praktiken beim freien und gebundenen Gebet. Einen besonderen Akzent legte sie auf die kirchliche Tradition, des den Glauben stärkenden Psalmengebetes. Sie vermittelte diese gehaltvollen Texte und Melodien von bleibendem Wert, als einen lebendigen Ausdruck existenzieller Erfahrungen des Gottesvolkes bei seinem dialogischen  Reden mit dem Schöpfer.

Ob die referierten Vorstellungen des Betens und Bittens zu Maria, dem katholischen Verständnis von Lob und Fürbitten bei ihrem Sohn im Heiligen Geist, und das betrachten zentraler Glaubensgeheimnisse beim Rosenkranzgebet, heute noch unter Christen als trennend erlebt werden muss, wage ich aber zu bezweifeln. Dass wir Christen auch beim freien Gebet mit oder zu Gott nie allein, sondern immer in einer geistlichen Beziehung zur Kirche, allen Menschen und der ganzen Schöpfung stehen, ist tröstlich. Diese Einheit mit allen Menschen und der Welt käme aber auch in gebundener Form, besonders beim Lob- und Preisgesang in unseren Gottesdiensten zum Ausdruck. Es wurde uns in dieser Veranstaltung Kirche im Dialog, wieder einmal nahe gebracht und gezeigt, auf welch vielfältige Weise uns der Heilige Geist beim Beten zur Einheit führt. Allen ehrenamtlich tätigen Menschen und den Veranstaltern von „Kirche im Dialog“ ist auch in Zukunft Ideenreichtum und eine glückliche Hand bei der Auswahl von Themen und Referenten zu wünschen. Der anregende Freitag-Abend sollte aber nur der Auftakt zu einem anderen Ereignis an diesem Wochenende sein:

Einer Einladung von Freunden folgend, fahren wir frohgemut mit der S-Bahn am Samstagmorgen in den Hauptbahnhof Stuttgart ein. Beim Verlassen des Abteils geraten wir wie von selbst in den Sog einer betriebsamen Menschenmenge, die uns Richtung Ausgang schiebt. Dort warten schon die Gastgeber und eine lebhafte, uns zunächst noch ein wenig fremde Reisegesellschaft. Ein liebevoll in Form einer Lokomotive gestalteter, leuchtend gelber Anhänger, wird uns als Erkennungszeichen an die Brust geheftet. Das darauf befestigte, winzige grüne Kleeblatt, weist uns als Freunde der Gastgeber aus. Die zur Familie zählenden Angehörigen sind an einem kleinen Marienkäfer, die munteren Freunde des Iglauer – Singkreises, an einem Violinschlüssel zu erkennen.

Eine Lokomotive aus vergangenen Tagen, steht bereits reiselustig, prustend und zischend, unter Dampf. Unser Sonderzug mit seinen Wagen erregt auch bei anderen Reisenden große Aufmerksamkeit. Der Lokführer und dessen Heizer, blitzsaubere junge Männer, winken ihren Fahrgästen bei unserer Ankunft lachend aus dem Fenster des Führerstandes zu. Ein umsichtiger Zugführer in passender Uniform mit Schirmmütze und Trillerpfeife, hat alles bestens unter Kontrolle. Was kann bei seinem ordnenden Blick noch schief gehen? Wir nehmen in einem alten Wagen der ersten Klasse auf unseren weich gepolsterten, dunkelroten Sitzen platz. Während der Fahrt von einem Bistro wohl versorgt, schaukeln wir in geruhsamer Fahrt mit wenigen Unterbrechungen Richtung Haigerloch. Die sich in vollen sommerlichen Grüntönen darbietende Landschaft zieht wie bei einer Kutschfahrt an unseren Augen vorbei. Hatte doch an diesem Tag die liebe Sonne nach verregneten Wochen ein Einsehen und vergoldete nach Kräften den Festtag unseres Jubilars. Es herrscht blendende Laune an Bord: Manche Reisende hängen wie aufgeregte Kinder an den Fenstern, um ja nichts von der schönen Umgebung zu verpassen. Kameras klicken unentwegt. Die aus der Lokomotive reichlich ausgestoßenen Rauchschwaden erschrecken zwar manchmal die unbedachten Fahrgäste an den Fenstern, dringen aber uns allen wie wohlduftender „Weihrauch“ in die Nasen. Wir genießen unsere jungen Fahrgäste, die an der sichernden Hand ihrer Eltern mit strahlendem Lachen demonstrieren, wie sicher sie sich schon auf ihren kleinen Beinen beim Marsch durch das Abteil fühlen. Nur für wenige Augenblicke erinnert mich der Sonderzug auch an vergangene Zeiten: Wie viele Familien mit ihren Kindern mögen vor uns in diesem Zug gesessen haben? Kann sich die alte Lokomotive auch noch an die vielen Soldaten, Heimkehrer und Gastarbeiter erinnern, die sie einst zu ihren Zielen beförderte?  Ein schriller Pfiff ertönt und reißt mich aus meinen Gedanken zurück in die Gegenwart. Erstaunlich viele unbeschränkte Bahnübergänge gibt es auf unserer Strecke und dadurch immer wieder Anlass, uns durch warnende Pfiffe zu erschrecken. Stößt doch die Lokomotive vor jeder gefährdeten Stelle mehrere Signale aus, als gehe es für uns um Leib und Leben. Nach einigen Stationen, sowie bei Aufenthalten wegen Überholungen und einem Fahrtrichtungswechsel, erreichen wir wohl behalten unser Reiseziel Haigerloch.

Während der größere Teil unserer Gesellschaft nach dem Aussteigen die über hundert Stufen zum Schlosshotel hinauf stiefelt, klärt mich eine Dame, die den Kleinbus des Hotels steuert, über die Folgen des jüngsten Hochwassers im Tal und die anderen Sehenswürdigkeiten Haigerlochs, unter ihnen, die heute als Museum zugängige, ehemalige Arbeitsstätte des Atomforschers Heisenberg, auf. Oben angekommen versammeln wir uns alle in der sehenswerten Schlosskirche. Die wenigen Arbeiter, die zur Restauration der Kirche auf den Gerüsten herumturnen, verhalten sich ruhig und stören nicht. Vor dem Chor stellen sich die Mitglieder des Iglauer-Singkreises auf.  Wir genießen bei ausgezeichneter Akustik den Gesang, der wie ein berührendes Gebet zu Ehren Gottes in der „Baustelle – Kirche“ aufsteigt. Mich beeindruckt nicht nur das hohe Niveau sondern auch die Dynamik des Musizierens, die sich unter der einfühlsamen Leitung unmittelbar auf uns Hörer übertrug. Die den Singkreis belebenden, in vielen Jahren gewachsenen Beziehungen der Sänger unter einander, und die reichlichen, übers Jahr verteilten Proben, haben sich offensichtlich gelohnt und einen ansprechenden Klangkörper geformt. Die Begeisterung und Aufmerksamkeit beim Singen konnte man den vielen jüngeren und älteren Sängerinnen und Sängern von Mund und Gesicht ablesen. Einem mit den Gastgebern befreundeten Pastor, gelang es bei seiner Ansprache in diesem Gotteshaus, die von Kindesbeinen an bestehende leidenschaftliche Liebe des Jubilars zur Eisenbahn, sogar mystisch zu erhöhen, indem er sie mit dem seinerzeitigen „Zug“ des Gottesvolkes unter dem Schutz des Herrn verglich. Diese, das Fest eröffnende, gemeinsame musikalische Besinnung in der Schloss-Kirche, verlieh dem ganzen Tag eine feierliche Note und eigene Würde. Das Schlosshotel selbst entsprach mit seinem geschulten Personal und der erlesenen Speisefolge allem, was ein exzellent geführtes Vier -Sterne – Lokal auszeichnen kann. Beim gesamten Verlauf des Festes, waren aber auch die ordnenden Hände unserer Gastgeber deutlich zu spüren. Wir nahmen so in Gruppen platz, dass es erwünschte  Gespräche durchaus erleichterte. Tischreden hielten sich in noblen Grenzen. Ein gesungenes Gebet eröffnete die Mahlzeit. Der Gang zum Bueffet verlief sehr ruhig. Das reichliche Angebot an ausgezeichneten Speisen und Getränken, bis hin zum Dessert, vermochte selbst verwöhnte Gaumen zufrieden zu stellen. Ein Gruppenbild mit der aufgeregten Gesellschaft vor der dampfenden und prustenden, zur Rückreise bereiten Lokomotive, durfte nicht fehlen. Der Lokführer und sein Heizer lachten immer noch aus dem Führerstand, waren aber nun deutlich von ihrer Tätigkeit und den Rauchschwaden gezeichnet. Die Rückreise nach Stuttgart bot wieder reichlich Gelegenheit zu Gesprächen über Erlebnisse während des Tages und anderen Themen.

Bei dieser Gelegenheit konnten wir erfahren, dass die Instandhaltung der Lokomotive und der Wagen eine kostspielige Angelegenheit ist. Der Zugführer, Lokführer und der Heizer, seien zwar nach dem  vorgeschriebenen Standard ausgebildet, aber derzeit keine beruflich tätigen Eisenbahner. Sie waschen sich einfach nach einer schönen Fahrt mit ihrer Lokomotive wieder, und der Zugführer packt seine Schirmmütze ein. Dann geht´s mit dem nächsten Zug nach Hause. Ist das nicht zum Wundern schön? Ein Gespräch mit einem älteren Herrn führte mich aber überraschend zu seinen und meinen schmerzlichen Erfahrungen als junge Soldaten in den Wirren des zu Ende gehenden letzten Krieges und der  unter ähnlichen Schwierigkeiten verlaufenen Rückkehr nach Hause. Es gibt wohl nur noch wenige Menschen, die aus persönlichem Erleben zu den damaligen bedrückenden gesellschaftlichen Verhältnissen etwas sagen können. Aber auch dieses Gespräch und selbst das Missgeschick, dass eine Dame ihre Handtasche mit allen Papieren an einem Bahnhof stehen ließ, konnten unser Reisevergnügen insgesamt nicht all zu sehr beeinträchtigen, zumal ein Taxifahrer das vermisste Stück samt Inhalt wieder zurück brachte. Bleibt schlussendlich nur noch, unseren Gastgebern, dem Jubilar Peter, seiner Frau Susanne, deren Sohn und Tochter und den ehrenamtlich tätigen  „Eisenbahnern“ für einen in jeder Hinsicht schönen Tag zu danken. Wie arm wären wir in unseren Tagen ohne die vielen ehrenamtlich wirkenden Menschen?

Der Hirte

Herr und Gott, DU Schöpfer und Erhalter allen Lebens. im Universum DEINER ewigen Liebe, DU hast uns im Leben Tod und Auferstehung DEINES Sohnes Kunde gebracht, von DEINER Allmacht und Güte, uns durch IHN Vergebung unserer Schuld und Sünden geschenkt, und im Heiligen Geist, dem Tröster und Beistand, die Wahrheit und den Reichtum unseres Glaubens erschlossen. DU über alles geliebter Vater Sohn und Heiliger Geist, bist der ewige gute Hirte, der alle DEINE Geschöpfe lebenslang behütet, die Schöpfung heute und am Ende der Zeiten, dem Tod entreißt, und in einer neuen Gestalt, in DEINE ewige Obhut nimmt. Wir, DEINE Söhne und Töchter, durften und dürfen in unserem Leben im Schutz DEINER Hirtensorge, den Reichtum DEINER Gnade und des Segens in DEINER Kirche erfahren. DU ewiger Gott hast uns in Zeit und Ewigkeit nach DEINEM Bild und Gleichnis geformt, und DEINE Ordnung im Reich der Gerechtigkeit und des Friedens in unser Herz geschrieben. In DEINEM Sohn, dem Eckstein der Kirche, sind wir geeint DEIN heiliges Volk. DU hast uns zu Brüdern und Schwestern einer Menschheitsfamilie gemacht, um den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zu leben und an die nächsten Generationen weiterzugeben.

Nach DEINEM Willen sind wir als Sauerteig berufen, unsere Gaben zu teilen, und alle an den Tisch des Wortes und der Gnaden einzuladen. DU rufst uns Erben des Himmelreiches, als Hirten den Verirrten nachzugehen, Kranke zu heilen, Mutlose und Verzweifelte zu stärken, und Gefangene zu befreien. Du sendest uns zu den Einsamen. Verlassenen und Trauernden, um sie zu trösten. DU ermächtigst uns, den Schwachen, Kranken und Sterbenden, DEINE Liebe, Erbarmen und Güte zu erweisen. Eingedenk unserer Sünden und DEINER Vergebung, sind wir DEINE Boten, um in Sündern und Schuldbern, Hoffnung auf Liebe, Erbarmen und Vergebung zu wecken, den Streit und die Trennung durch Versöhnung unsd Vergebung zu überwinden. Alles was wir von DIR, Vater, Sohn und Heiliger Geist, in unserem Leben empfangen haben, wollen wir miteinander redlich teilen. Damit das Erbarmen, die Milde, Güte und Vergebung Gottes, unter uns zeichenhaft sichtbar wird. Bitten wir die Gottesmutter, unsere Mutter, alle Engel Heiligen und Seligen, um ihre mächtige Fürsprache, dass die Herrlichkeit Gottes, auch durch uns, zum Trost aller Menschen und Geschöpfe, immer mehr aufleuchte. Der Heilige Geist möge uns zu diesem Dienst bereiten

Ave Maria

Der Künstler

Oft saß er in sich versammelt auf einem Stuhl, stand wieder auf, ging einige Schritte, verweilte nachdenklich, und ließ seine Augen auf einem Gegenstand in der Nähe ruhen oder in die Ferne schweifen. Diesen Wechsel des Hinblicks liebte er wie den Atem und Herzschlag. Er konnte nicht genug bekommen im absichtslosen Spiel von Nähe und Distanz, neue Formen und Perspektiven zu entdecken. Zuweilen kam Freude in ihm auf, wenn die beobachteten und inneren Bilder, sich wie in einem Film miteinander verwoben, und zu ungeahntem neuem Leben in Gestalten oder Ideen erwachten. Er benutzte zur Bezeichnung des kreativen Vorgangs beim Beobachten, Prüfen, oder Aneignen einer neuen Sichtweise, gern den Ausdruck des „Wiederkauens“. In der Tat sah der Künstler auch oft auf die unter ihm liegenden Häuser von „Schiffrain“ hinab, wo Rinder in behaglicher Ruhe wiederkauend. auf der Wiese lagen. Im Kontrast zum nüchternen Alltag, waren ihm, von heiterer Stimmung begleitete Mußestunden, im zwecklosen Spiel mit Realität und Fantasie sehr willkommen. Dabei fühlte er sich in Einklang mit der realen Welt, dem Reich der Fantasie, des Geistes und der Künste, als habe er seinen Platz in einer geordneten Welt gefunden, dankbar für alle Gaben, die ihm das Leben in den Schoß gelegt hatte. Es konnte dann geschehen, dass er, gleich einem Bildhauer, in seiner Vorstellung aus sprödem Stein lustvoll neue Gestalten schuf, oder sich wie ein fantastischer Tänzer auf einer Bühne, in eleganten Sprüngen zu Melodien bewegte. Gelegentlich erfreute ihn auch sein innerer Maler, der neue Formen und Perspektiven ins Bild setzte, oder der Poet und Philosoph in ihm, denen es gelang, Lebensgeheimnisse in Worten zu berühren. Fast mühelos entstanden aus dieser inneren und äußeren Erlebniswelt des Künstlers Werke, die zuvor noch nie existierten. Wie lebendig wirkte die einst von eigener Hand gefertigte Figur „ich saß auf einem Stein“ und der von einem Freund geschaffene „kniende Beter“ gegenüber manchen Arbeiten derer, die sich abmühten „Kunst zu machen“. Jetzt war er sich sicher, dass auch in ihm ein innerer Künstler danach drängte, am Wirken der Menschen aller Zeiten teilzunehmen, um aus dem Himmel der Ideen neue Gestalten und Formen entstehen zu lassen. Nun wusste er, dass auch in seinen Kreationen Wahrheit und Sinn inne wohnten. Er flog als ein „Staunender“, gedankenschnell von Ort zu Ort und barg, Hand in Hand mit allen Künstlern, was Unholde oder die Zeit zerschlagen hatten. Wie viele Künstler vor oder mit ihm, war er nun mit Herz und Sinn zum Trost in unruhigen Tagen bereit.

Zu seinem fantastischen Reichtum gehörte auch die Musik. Nicht enden wollende Melodien und Rhythmen lebten in der Seele unseres Künstlers, und bereicherten immer wieder aufs Neue seinen Alltag.  Gluck, Vivaldi, Bach, Beethoven, Mozart, Schubert, Schumann und andere Musiker, residierten mit Tönen, Akkorden und Kompositionen in seiner Seele. Er stand mit seinen Freunden auf Du und Du und durch sie angeregt, geschahen in seiner Fantasie wunderliche Dinge, wie gerade jetzt: An seinem inneren, wohl klingenden Flügel sitzend, greift unser Künstler voll in die Tasten, als sei er selbst zum Piano und Pianisten geworden. Kräftige, vielstimmige Akkorde quellen aus seiner Seele, und in facettenreichen Variationen umspielt das jubelnde Instrument sein Thema, um sich dann in perlendem Spiel aufzulösen. Der innere Dirigent gibt soeben, mit einem kaum erkennbaren Handzeichen, den Bässen den Einsatz. In getragenen, auf- und abschwellenden Triolen übernehmen sie die Melodie. Nun setzen die Cellos mit ihren schmelzend weichen, gefühlvollen Tönen und Rhythmen ein. Nach einer kleinen Geste des Dirigenten, ertönen im mehrstimmigen Satz die Violinen mit ihren Variationen. Die erste Geige tritt hervor, und schraubt sich mit ihrer bezaubernden Solostimme in die Höhe. Wie schön ist es, diese innere  Geige zu sein und so fehlerfrei strahlen zu dürfen. In weiten, abschwellenden Bögen, verklingt die Melodie, bis das Orchester fast verstummt. Nun setzt behutsam einfühlend, das Piano zu einer, sich in Akkorden mächtig steigernden Variation, über das Thema ein, um danach leise ausklingend dem Piccolo, den Flöten und Oboen, Raum zu geben. In einem stetigen Crescendo, kommen Klarinetten und Fagotte hinzu. Jetzt stimmen mit sonorem Klang die Hörner ein, und vereinigen sich nach und nach mit den Trompeten, Posaunen und der Tuba zu einem mächtigen Tutti, das zusammen mit einem mehrstimmigen Chor im „Ehre sei Gott in der Höhe“ wie in einer mächtigen Symphonie, in einem Trommel- und Paukenwirbel mit ausklingendem Becken endet. Wahrlich, dieses innere Orchester begleitet in manchen Stunden des Jahresreigens die Fantasien unseres Künstlers. So lassen sich im Frühjahr die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge vernehmen, die mit den Vogelstimmen und sprudelnden Quellen, dem Rauschen des Waldes, den Winden und dem Wellenschlag des Meeres das Lied vom vielfältigen Erwachen der Natur singen. Und der innere Dirigent, Sie liebe Leser, und alle Hörer dieser Sphärenmusik, dürfen einmal aufatmen, und sich mit all den Lebekünstlern freuen, die Jahr um Jahr, Ton um Ton und Bild um Bild, aus dem Himmel der Ideen sammeln, um ihnen dann zu gegebener Zeit eine neue Gestalt zu verleihen.  Welche guten Geister führen aber letztlich die innere Hand, die Gefühle und Fantasien eines Künstlers so, dass daraus der Gedanke entsteht, beispielsweise ein neues Bild zu malen. Welche Barrieren muss er zuvor überwinden, um etwas Neues zu gestalten? Immer wieder muss unser Künstler in Mußestunden zum inneren Musiker, Dirigenten und Orchester zurückkehren, um sich in einem kreativen Prozess zu seinem Vorhaben zu ermutigen. Nach langer Zeit war es dann endlich so weit: Er hatte sich an Motiven satt gesehen und mit Melodien und Lust so erfüllt, um nun ans Werk zu gehen.

Als ob er es geahnt hätte, findet er in seinen Ablagen eine schon fertig gerahmte Leinwand, stellte sie auf die Staffelei, und sucht die nötigen Farben, seinen Malermantel, Palette und Pinsel zusammen. Obwohl der Frühling in diesem Jahr auf sich warten lässt, und die Sonnentage zu zählen sind, reicht das Licht für ihn aus, denn er hat bei seinem Vorhaben von vornherein geplant, ein Bild in satten und prallen Farben einer abendlichen Herbststimmung auszuführen. Vielmals hatte er zuvor den Blick über die Bauernhäuser von Schiffrain gleiten lassen. Sie waren ihm zu Fleisch und Blut geworden. Oft dachte er auch über das Schicksal, Tun und Treiben der Menschen einige Meter unter seinem Hause nach. Was hatte diese Bauern an diesen Ort geführt, und was veranlasste ihre Vorfahren, hier Fuß zu fassen und die Heutigen, den Platz nicht zu verlassen, um ins Zentrum des Ortes zu ziehen, sondern am äußersten Rand einer Siedlung auf dem Berge zu bleiben. Denn nur einmal im Jahr, zur „Sichelhenketse“, kamen Leute vom Tal zu ihnen hinauf, um mit den wenigen Bauern für eine gute Ernte zu danken. Aber ansonsten…? Ein Glück für sie, dass es über ihnen noch einen Freund, den Künstler gab, der die Jahreszeiten mit ihnen teilte. Er sitzt nun endlich vor seiner Staffelei, peilte noch einmal sein Objekt, die Häuser an, und reißt mit wenigen Strichen die Perspektive seines Motivs auf die Leinwand. Schon lange hatte er seine Bauernhäuser so gründlich beobachtet, dass er genau wusste wozu es ihn drängte, denn er wollte der sesshaften Anwohner wegen, von allem Unnötigen absehen. Das Bild das er malen wollte, war eigentlich schon in seiner Seele vorhanden. Er sah es mit inneren Augen. Nun galt es nur noch dieses Inbild mit dem äußeren Motiv abzugleichen. Wie von Zauberhand, übernahm dabei der innere Künstler die Führung: Die Farben mischten sich zu ersten Flächen und Konturen. Er wollte unbedingt in den Farben Grün, Rot, Braun und Blau arbeiten, um die Erdverbundenheit der Bauern, die in ihren Häusern, Schutz und Geborgenheit fanden, im Bild zu betonen. Nur durch eine leicht angedeutete Abendstimmung, sollte Ruhe und Besinnlichkeit in die Szene kommen. Unser Künstler hatte sich auch für die Fertigung des Bildes Zeit gelassen. Es war ihm ein Bedürfnis, Stück um Stück die inneren Bilder und Fantasien bei der Gestaltung mitwirken zu lassen. Strich um Strich, Farbe um Farbe, Form um Form gestaltete sich, das seinen Vorstellungen entsprechende Bild. Stark drängend, fanden die Farben hin zu dem je eigenen Strich und Ausdruck. Hart war das Ringen des Künstlers, um die einfache Form, und herausfordernd, das aufeinander prallen der farblichen Kontraste, bei den sich stoßenden Gegensätzen. Wie ein sorgsamer Bildhauer, modellierte unser Künstler seine Objekte so, dass eine zentrale Mitte erkennbar wurde. Es sind wenige, dicht aneinander gedrängte Häuser mit ihren roten Dächern, die sich in Schiffrains Boden festkrallen. Eine große Überwindung dürfte es den Künstler gekostet haben, das gelungene Bild Freunden anzuvertrauen. Aber vielleicht hat er sich damit getröstet, dass wir sein Bild schätzten und es auch anderen Menschen zeigen könnten. Oft haben wir mit ihm ja schon über Kunst und die Arbeit von Künstlern gesprochen, und manche Ausstellung zusammen besucht.

Seit Jahren hängt das Bild an einem, für uns immer wieder ins Auge fallenden Platz. Möglicherweise geht es uns bei der Betrachtung des Gemäldes ähnlich, wie dem Künstler bei der Wahl seines Motivs. Immer wieder in anderen Perspektiven, anderen Stimmungen, bei anderer Gelegenheit, haben wir uns mit diesem Bild beschäftigt. Das Erstaunliche ist dabei, dass es uns jedes Mal etwas Neues von sich, und dem Menschen erzählt, dem wir es verdanken. Erst in diesen Tagen führte mich eine Erkrankung dazu, das Gemälde wieder einmal intensiv zu betrachten. Voraus gegangen war der Besuch einer Ausstellung, die der Dynamik und Bewegung von Objekten im Raum galt. Kein Wunder daher, dass wir das Bild unseres Freundes wieder neu sehen, und uns nun bei ihm mit dieser Erzählung für seine Anregungen bedanken können. Gerade während ich mich jetzt ein wenig zurücklehne und all das bedenke, was ich Ihnen, liebe Leser, erzählte, tritt die Gestalt des Künstlers in aller Deutlichkeit so aus dem Bild hervor, dass ich nicht umhinkann, Ihnen „Martin“ vorzustellen, und unseren Freund zu begrüßen: Von kräftiger Statur, mit gesunder Gesichtsfarbe, fröhlich-schalkhaftem Lächeln, und einer Nickelbrille vor seinen neugierig wachen Augen, tritt er uns entgegen. Martin besitzt genug Fantasie und Humor, um der überraschenden literarischen Begegnung mit uns, Stand zu halten. Wir hatten ihn schon lang nicht mehr gesehen. Entsprechend herzlich gestaltete sich die Umarmung. Ich sage: „Lieber Martin, Du kommst uns gerade wie gerufen. Ich habe Dir schon verschiedene Male davon erzählt, dass Du uns mit Deinem Bild von Schiffrain viel Freude bereitet hast. Wahrlich eine Freude, die anhält, und immer wieder erneuert wird. Hast Du im Augenblick Zeit und Lust, mit uns einen kleinen Spaziergang zu machen? Ich wollte unter anderem mit Dir über diese Geschichte sprechen, zu der mich Dein Bild anregte. Aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich Deine Motive dieses Bild zu malen, und die Bedeutung des Kunstwerkes für Dich, richtig verstanden habe?“ Martin hackt sich bei mir ein -er weiß, dass ich nicht gut zu Fuß bin-.  Er scheint nicht allzu überrascht, uns plötzlich zu begegnen, und sagt mit einem breiten Lachen, „lass uns einige Schritte gehen!“ Wir gehen eine Weile schweigend miteinander, dann gibt Martin zur Antwort: „ Ich bin selbstverständlich überrascht, was Dir zu meiner Motivation und zum Malen des Bildes eingefallen ist. Ehrlich gesagt, halb so viel, als Du mir zugedacht hast. Im Grunde aber, fühle ich mich von Dir recht gut verstanden. Wir reden ja nicht zum ersten Mal über Kunst und Künstler. In einem muss ich Dir Recht geben: In unserer heutigen Zeit, die sich so aufgeregt gibt, dass uns manchmal das Leben Leid zu werden droht, ist es schon gut zu hören, wie reich wir „Habenichtse“ eigentlich im Grunde sind. Ich muss Dir aber zugestehen, dass Deine Einsichten, genau so wenig wie meine Bilder, über Nacht entstanden sein dürften. Es ist aber gut für uns Menschen, wenn es uns gelingt, ab und zu die Nase zu heben, und gelegentlich die Erdenschwere mit Hilfe der Kunst und Fantasie etwas zu relativieren. Hättet Du nun Lust, es für den Rest unseres Spazierganges einfach dabei zu belassen, dass wir uns, hoffentlich auch Deine Leser, verstanden haben, und nun in diesem Einverständnis mit einander weiter wandern?“ „Ich gebe Dir mein Wort darauf, sage ich, und wir geleiten Dich nach unserem Spaziergang bis zum nächsten Mal gern wieder an Deinen Platz im Bild zurück.“

Der dritte HImmel

Seit dem Besuch verschiedener Klöster in der Umgebung von Graz, wünschte ich mir, auch einmal das bekannte österreichische Kloster Heiligenkreuz im Wienerwald und die dort wirkenden Mönche kennen zu lernen. Eine Kostprobe dessen, was in diesem Kloster spirituell zu erwarten war, wurde mir zuteil, als ich vor einiger Zeit im Fernsehen zufällig den Vortrag eines Zisterziensers zu einem Text aus der Apostelgeschichte über die Bekehrung und Entrückung des Paulus in den „dritten Himmel“ miterleben konnte. Allein die Art und Weise wie der Referent auftrat, und seinen Worten, von eindrücklichen Gesten begleitet, engagiert und ehrfürchtig, Kraft und Bedeutung verlieh, ließ mich aufhorchen. Dies erst recht, als ich bemerkte, welchen Höhepunkt im reichen Leben des Völkerapostels der Pater aufgriff und auslegte. Denn er stellte die Paulus, bei dessen Bekehrung zutiefst erfüllende Gnade Gottes, so in die Mitte seiner Betrachtung und in unsere Zeit, dass auch die Hörer, im Blick auf die Erfahrung des Apostels, im Glauben Bestärkung, Trost und Hoffnung erleben konnten. Der Zisterzienser, dessen Name ich leider nicht erfahren konnte, bezog sich in seinem Beitrag auf folgende Stelle in der Apostelgeschichte:

Im 2. Brief an die Korinther 12, 1-10, spricht Paulus von Gesichten und Offenbarungen, die ihm zuteilwurden, und schrieb: „Ich weiß von einem Menschen in Christus, der wurde vor 14 Jahren – ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es – in den dritten Himmel entrückt, und von diesem Menschen weiß ich, ob er im Leibe oder außerhalb des Leibes war, Gott weiß es, dass er ins Paradies entrückt wurde, und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht aussprechen darf.“ Und weiter: „Darüber könnte ich mich rühmen, doch meiner selbst werde ich mich nicht rühmen, es sei denn meiner Schwachheiten“ Und in der Folge: „Deswegen habe ich dreimal den Herrn gebeten, ER möge doch von mir ablassen; aber Er sagte mir: Meine Gnade genügt Dir, die Kraft vollendet sich in der Schwachheit. Paulus berichtet hier von einem „mystischen Ereignis“ in seinem Glaubensleben, das ihn selbst in unaussprechlichen Worten zutiefst berührte. Worte, die ein Mensch nicht aussprechen darf, über die man eigentlich schweigen sollte. In die Reihe der Theologen und Exegeten, die sich dennoch, wegen der für unser aller Glauben bedeutsamen Erfahrung des Apostels, um ein Verständnis dieses Textes bemühte, reihte sich auch der Zisterzienser von Heiligenkreuz ein, dessen Vortrag ich hörte.

Der Referent konzentrierte sich allerdings bei seiner Betrachtung weniger auf die ersten beiden Himmel, sondern fast ausschließlich auf die von Paulus bezeugte Entrückung in den „dritten Himmel“: Seiner Auslegung zufolge erlebt der Apostel bei einem bereits 14 Jahre zurück liegenden Ereignis, einen paradiesischen Zustand, der ihn, „einen Menschen in Christus“, so sprachlos werden ließ, als würden in einem derart mystischen Ereignis alle menschlichen Vorstellungen und Vermögen von Gott unendlich überboten. Paulus ist sich von da an zutiefst gewiss, dass der gnädige und barmherzige Gott, der ihm diesen Glauben und die damit verbundene Hoffnung und Liebe ins Herz gesenkt hat, auch dafür sorgen wird, dass ihn nichts mehr von der Liebe Christi trennen kann. Der Exeget Klaus Berger legt in seinem Kommentar zum Neuen Testament (2011, S.661) diese Erfahrung des Apostels als eine Entrückung aus, die Paulus bis zum dritten Himmel, in die höchste Höhe bzw. in die tiefste Tiefe führte. Denn nach etlichen damaligen Zeugnissen, gebe es nur drei, später mehrere Himmel. Ziel einer Entrückung sei Erkenntnis, hier das Hören unaussprechlicher Worte, die kein Mensch aussprechen darf. Vielleicht hatte Karl Rahner, bei seiner bekannten Prognose, dass der Christ der Zukunft ein Mystiker sei, ähnliche Erfahrungen der Glaubensgewissheit im Blick, wie sie dem Völkerapostel bei seiner Entrückung in den dritten Himmel zuteilwurden. Was muss aber in dieser Situation in Paulus vor gegangen sein, der wusste, wie sehr er früher gegen Gott und die Kirche wütete; der wie vom Blitz getroffen zu Boden fiel, als ihn die Gnade Gottes berührte. Und um wie viel mehr noch muss er außer sich geraten sein, als ihm klar wurde, dass Gott ihn nicht, wie befürchtet, für seine Vergehen verdammte, sondern mit unendlicher Liebe und Barmherzigkeit belohnte. Paulus muss nach der Deutung des Mönches von Heiligenkreuz, seine Entrückung in den „dritten Himmel“, an die Pforten des Paradieses, als ein ihn erschütterndes Eingreifen Gottes erlebt haben. Eine unerwartete, gleichzeitig zutiefst ersehnte Gnade, die ihn seiner selbst enthob, in der Liebe und Gewissheit Gottes sicherte, und ihn von der schrecklichen Angst, den Glauben verlieren zu können, befreite. Dies alles durch den Herrn, der ihm zusagte, dass Seine Gnade genüge, um sich in allen Schwächen und Leiden des Apostels als der Stärkere zu erweisen.

Paulus und alle mit ihm manchmal in den dritten Himmel entrückten Gläubigen, müssen nun ebenso nicht mehr fürchten, dass ihr in Gott begründeter Glaube, und die daraus folgende Hoffnung und Liebe, durch irgendeine innere oder äußere Macht zerstört werden könnte. Denn unser christlicher Glaube ist und bleibt ewiglich fest und sicher, ein unverdientes, reines Geschenk unseres Gottes, des barmherzigen Vaters, der uns um Seiner selbst willen, auf unserer Pilgerreise auf Erden und bis in den Himmel hinein, vor allem Übel gnädig bewahren will. Wir Christen dürfen uns daher unserer Schwäche und Hoffnung eingedenk, voll Vertrauen aus dem Staub der Erde erheben, und mit allen Engeln und Heiligen den dreifaltigen Gott dankbar loben und preisen. Er, der Herr, unser Gott, wird uns, wie den Apostel Paulus, stets mit allem Nötigen ausstatten, um im Glauben, in der Hoffnung und Liebe bleiben zu können. Wünschen wir uns darüber hinaus auch gegenseitig Momente der Entrückung in erfüllter Gottesbegegnung, aus der Sicherheit im Glauben, Hoffen und Lieben erwachsen kann, wie sie einst dem Apostel Paulus zuteilwurde; eine Freude über Gott, die dann in Frieden mit allen Menschen guten Willens aus uns heraus singt und betet:  Die Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist jetzt und in Ewigkeit!

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

 

 

 

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