Hier folgt eine Predigt

Hier folgt eine Predigt
Ein Staubkorn
bin ich Herr
am Saum der
Zeit
DEIN strahlend
Diadem seit
Ewigkeit
Ein Weizenkorn
im werdend
Sterben Liebe
zu entbergen
Kostbar ist Deine
Liebe mir mein
Herz ist Tag und
Nacht bei Dir
Ganz zart und
inniglich umhüllen
meine Wünsche
Dich
In Gottes Händen
liegt ohne Enden
unser Schenken
Es ist seltsam: In einem Alter, in dem Menschen das näher rückende Ende vor Augen, das Schwinden der Zeit beklagen, es als nötig zu erachten, ein Plädoyer für das Leben und die Wahrheit zu halten. Wer aber meine drei Bücher „Geschichten und Gedanken“ kennt, und weiß, aus welchem Holz ich als Enkel eines Bildhauers geschnitzt bin, den wird es nicht überraschen, wenn ich in dieser Situation noch etwas zu sagen habe. Von meinem komplexen Lebensweg soll jedoch in diesem Text, nicht mehr eigens die Rede sein, obwohl er mir gelegentlich als Arbeitsmaterial dienen darf. Umso mehr will ich mir gestatten, mit einer Auswahl von Beispielen darauf zu verweisen, was im Leben von Menschen aus den verschiedensten Gründen leicht übersehen wird.
Mit dem Schicksal, eines „Spätberufenen“, das mein Leben prägt, habe ich mich versöhnt, denn alle wichtigen Entscheidungen fielen im Segen des Himmels zur rechten Zeit. Zu kurz gekommen bin ich daher bislang nicht. Seit einigen Jahren nutze ich, als Pensionär, den mir geschenkten Freiraum, um mit interessierten Lesern über die Fragen unserer Zeit ins Gespräch zu kommen. Es ist mir aber ein Anliegen, im letzten Lebensabschnitt, nur noch über Themen zu sprechen, die mir wichtig sind. Heute sehe ich mich eher in der Lage, ohne Scheu, über Erfahrungen zu reden, die bisher nicht im Zentrum meines Interesses lagen. Das hat sich seit meiner Pensionierung geändert. Es gab Themen, bei denen es mir in den rückliegenden Jahren gelegentlich ratsam schien, zu schweigen. Die Abhängigkeit von der öffentlichen Meinung ist erheblich. Gleichzeitig lege ich Wert darauf, zu wichtigen Fragen unseres Umgangs mit einander und unserer Rolle in der heutigen Gesellschaft Stellung zu nehmen. Die eigene Urteils- und Kritikfähigkeit hierzu, verdanke ich familiären, beruflichen, religiösen und kulturellen Quellen meiner Biographie. Damit berühren wir einen wesentlichen Punkt meines Themas: Wer kann es sich, einbezogen in das berufliche, gesellschaftliche, mediale und politische Geschehen leisten, die eigene, dem Leben geschuldete Wahrheit, offen zu vertreten? Natürlich sprechen wir alle gern von der freien Meinungsäußerung in einer Demokratie. Dabei gehen wir davon aus, dass die öffentliche Meinung nur in autoritären Regimen unterdrückt wird. Das stimmt zuweilen, und wir beklagen zurecht jede Unterdrückung der Pressefreiheit. Es gilt aber bei unserer Betrachtung mit einem durch Erfahrung geschulten Blick, auch auf die in demokratisch verfassten Staaten bestehende subtile Steuerung der öffentlichen Meinung zu achten. Hierzu einige Anmerkungen: Seit einigen Jahren arbeite ich in meinem letzten und schönsten Beruf als freier Schriftsteller. Frei von direkten Zwängen durch Bildung und Beruf, aber nicht unabhängig von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Prozessen, hat sich die Palette meiner Interessen deutlich erweitert. Wenn sich auch die körperlichen Optionen mit dem Älterwerden veränderten, so führte das beständige Lernen doch zu einer zunehmenden Erweiterung meines Handlungsspielraums. So besehen, kann das Alter zu einer schönen, gestaltungsreichen Lebensphase werden.
Ich liebe die Sprache, das Wort und die kreativen Fähigkeiten, seit ich denken kann. Meine Vorbereitung auf diesen letzten Beruf erfolgte zwar nicht durch ein Germanistik-Studium, anstelle dessen jedoch durch ein lebenslanges Lernen in der Familie, dem Studium, leitenden Funktionen in Beruf, Politik, Kirche und durch Erfahrungen in einer eigenen Praxis. Der heimatliche Dialekt und der lebendige Umgang mit der Sprache und Literatur, sind mir von Kindheit an vertraut. Ich sammelte aber auch Erfahrungen, in denen es nicht ratsam war, offen seine Meinung zu sagen. Unsere Mutter hatte es in den entbehrungsreichen Jahren des letzten Krieges und danach nicht leicht, zwei temperamentvolle Söhne in Schranken zu weisen. Wir tauschten unsere Ansichten lautstark aus, bis dann einer der Beteiligten, die Kampfstätte verließ, um Trost und Verständnis bei Freunden zu suchen. Dies hielt uns aber nicht davon ab, in der Not zusammen zu stehen. Mein Bruder war ein besserer Bettler beim Hamstern; ich verstand mich auf das geschickte Verhandeln bei Tauschgeschäften. Unsere Mutter gestand uns aus ihrer eigenen Erfahrung genügend Freiraum zu. Wir lernten sehr früh zu entscheiden, wann wir von unseren nächtlichen Ausflügen zurückkehren sollten. Sie schärfte uns als Verhaltensnorm lediglich ein, ihr „keine Schande zu machen“, was immer sie darunter verstand. Das Familienleben mit meiner Frau und unseren drei Töchter, bot reichlich Gelegenheit, die Fähigkeit, zur Meinungsäußerung, zur Versöhnung, gelegentlich auch zum Schweigen zu schulen. Das Verständnis für einander und die Bereitschaft zur Offenheit wuchs auch gegenüber den Verwandten.
Mein Großvater mütterlicherseits, war als ein liberal gesinnter, politisch sehr engagierter Mann bekannt. Mein Stiefvater ging für seine Überzeugungen als Kommunist ins Konzentrationslager. Im politischen System des Dritten Reiches galt nur die nationalsozialistische öffentliche Meinung. Das Anhören von ausländischen Radio-Sendern stand nach dem Motto “Feind hört mit” unter Strafe. Der Religionsunterricht fand nur in Privatwohnungen statt. Und dennoch wagte es unser damaliger Pfarrer öffentlich, politisches Unrecht anzuprangern. Der Schulunterricht passte sich nach 1945 den Verhältnissen und Vorgaben der Besatzung an. Die Lehrer begrüßten uns nicht mehr mit „Heil-Hitler“. Zu unserer Überraschung hieß es nun „Grüß Gott“. Es brauchte nach dem schrecklichen Ende des zweiten Weltkrieges an die fünfzig Jahre, bis eine Aussprache über die Verhältnisse im Dritten Reich einsetzte. Damals war es nicht opportun, als Deutscher zur eigenen, nicht nur schmerzlichen Geschichte, auch vor 1933 zu stehen. Über die Folgen der Besatzung, Bombardements auf unsere Städte, den Einsatz von Atomwaffen, oder die Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung, wurde geschwiegen. In spärlicher Umgebung geboren, lernte ich die Bedürftigkeit und Sorge für einander kennen. Geprägt wurde ich durch den steten Dialog im Zusammenleben mit anderen Menschen. Auch die Tatsache, dass ich es wage, über meinen wichtigsten Beruf, ein „Mensch zu sein“, offen zu reden, ist eine Frucht lebenslangen Nachdenkens und der Teilnahme an allem, was mir das Leben zu bieten hatte.
In dieser Nacht hatte ich einen Traum: Ich führte mit einem Verleger ein Gespräch, in dem ich ihm einen Roman von mir zum Druck anbot. Aber ich machte es nicht einmal von seiner Zusage abhängig, meine Ansicht über das Leben zu äußern. Beim Erwachen, war mir klar, was ich zu tun hatte: Ich setzte mich, sehr früh am Tage, an den Rechner und begann, in Verantwortung vor mir selber und dem Leben, an einem Manuskript zur Beantwortung der Frage, was es bedeutet, ein „Mensch“ zu sein, zu arbeiten. Nicht einmal die befürchtete Absage des Buchdruckes, konnte mich daran hindern, zu äußern, was es für mich bedeutet, als ein „Mensch“ die eigene Meinung zu äußern.
Zurzeit befinde ich mich in Hamburg bei unserer mittleren und jüngsten Tochter. Zum Leben gehört –und das ist mein Thema, dass uns Enkel geschenkt wurden. So bekamen wir Großeltern in aller Deutlichkeit gezeigt, wie das Leben weiter zu gehen pflegt, auch dann, wenn eine neue Generation an unserer Stelle das Steuer in die Hand nimmt. Bleiben wir für einen Moment bei diesem wichtigen Geschehen: Mit der Geburt beginnt immer wieder neu die Lebensuhr der Menschen für eine begrenzte Zeit zu ticken. Gesagt ist damit auch, dass es Eltern geben muss, die für das in jeder Hinsicht bedürftige Menschenkind solange Hilfe anbieten, bis es überleben kann. Es muss heute schon gesagt sein, dass es zu unserer vornehmsten Aufgabe gehört, menschliches Leben in jeder Form zu erhalten und weiter zu geben. Stolz habe ich nun als Großvater zusammen mit meiner Frau den Kinderwagen geschoben und erlebt, dass wir genauso unsere Kinder ausgefahren haben. Wenn wir dann unsere Ekelkinder auf unseren Armen, oder dicht bei dicht erleben konnte, dann erinnerten wir uns auch an unsere Töchter, die unsere Begleitung, bis zu ihrer Selbständigkeit brauchten. Genauso waren einst auch unsere Eltern um uns besorgt.
Und es kamen noch viele Frauen und Männer in der Nachbarschaft und Gemeinde hinzu, die uns halfen, das abenteuerliche Leben in den Familien und in der Schule zu bestehen. Auch davon habe ich in meinen drei Büchern einiges erzählt. Nicht so sehr berichtete ich davon, wie schwierig es für mich und alle war, mit denen ich zusammenleben durfte, zu unterscheiden, was gut und böse ist, lebensnotwendig und bedeutungsvoll war, um es dereinst im Leben zu vertreten und an die nächste Generation weiter zu geben. Es blieb mir zeitweise auch nicht erspart, zu übernehmen, was uns vorgelebt wurde. Sehr spät wurde mir die Erfahrung zuteil, dass es auf mich selbst ankommt zu entscheiden, was mir als lebenswert erschien. Damit war ein lebenslanger Lernprozess verbunden. Die Vorbilder, die ich in meiner Kindheit vor Augen hatte, blieben nicht auf ihrem Sockel. Auch Ideale und Werthaltungen, die mir vorgelebt wurden, mussten nach und nach auf der „Esse des Lebens“ auf ihre Brauchbarkeit untersucht, geschmiedet und umgearbeitet werden. Dies war für mich eine schwierige Aufgabe, denn ich lief Gefahr, immer dann als „Außenseiter“ zu gelten, wenn ich nicht der allgemeinen Meinungl zu huldigen vermochte. Wer aber will schon gern ein Außenseiter sein? Es begann schon sehr früh, dass ich zum Beispiel alte Menschen oder Bedürftige zu achten begann. Aber auch da erforderte das Leben manche Korrektur: Nicht jede Haltung eines alten Menschen oder eines Bedürftigen schien für mich nachahmenswert. Das, was uns die Lehrer und Vorgesetzten im Kindergarten und in der Schule vermittelten – damals befanden wir uns noch im sogenannten „Dritten Reich“-¬ musste bewertet und neu betrachtet werden. Die Bitterkeit und Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre hinterließen ihre Spuren. Was konnte Bestand haben, was, war auszusondern, lebensfeindlich.
Die ersten Beziehungen im beruflichen Umfeld führten zu neuen Erkenntnissen: Wie funktioniert die Wirtschaft, was muss geschehen, damit ein Unternehmen am Markt bestehen kann, wie werden die Verhältnisse der unterschiedlichen beruflichen Aufgaben zu einander geregelt? Was bedeuten Treue, Verantwortung, Pflichterfüllung, Hilfsbereitschaft im eigenen Beruf? Was ist nötig, um das Zusammenleben am Arbeitsplatz menschlich erträglich zu gestalten? Was geschieht, wenn Grenzen nicht beachtet und die Menschenwürde verletzt werden? Wer traut es sich in diesem Umfeld seine Meinung zu sagen? Fragen die sich zu jeder Zeit, nicht nur im beruflichen Umfeld stellen. Ich durfte ein funktionierendes Zusammenleben in den Familien, in der Nachbarschaft in der Gemeinde, im Beruf und in der Stadt erleben. In allen Lebensbereichen waren Menschen gefragt, die in der Lage waren, vorbildlich zu handeln, und sich bei bitteren Erfahrungen von Unrecht und Grenzüberschreitungen, um Lösungen zu bemühen. Auf welche Seite sollte ich mich stellen? Welche Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens konnte ich als hilfreich akzeptieren, und wer gab mir Halt und Sicherheit beim Unterscheiden und Entscheiden? Viele Gruppierungen lockten mit unterschiedlichen Angeboten: Erfahrungen, die ich gerne mit anderen Menschen teilte und Situationen, in denen ich gefordert war, Abstand zu halten. Mit welchen Gruppen und Angeboten konnte ich mich solidarisieren, wann war es geboten, sich zu distanzieren und einen anderen Umgang zu pflegen? Sehr schwere Fragen für junge Menschen auch in unseren Tagen.
Neue Aufgaben mussten geklärt werden: Wo bin ich im gesellschaftlichen Umfeld mit meinen Erfahrungen und Kenntnissen nützlich und in welcher Form bringe ich mich ein? Wer hilft mir dabei, eine kritische Distanz zu halten, wenn Unrecht geschieht? Wie schütze ich mich vor Unrecht durch andere, welchen politischen Einfluss nehme ich, um gesellschaftliche Entscheidungen im erwünschten Sinne zu unterstützen. Es gab Fragen, die damals und auch heute, junge Menschen leicht überfordern Wann und wie überschreite ich selbst die Grenzen des Erlaubten? Welche Wertmaßstäbe halte ich für lebenstauglich, was schadet dem Leben? Wann wird es Zeit sich von einer gesellschaftlichen Gruppe, von Ansichten und Meinungen zu trennen, sich neu zu orientieren?
Fragen über Fragen stellten sich im Lauf des Lebens in immer reicherer Gestalt, und es bleibt auch im Alter nicht alles beim Alten. Liebgewordene Werthaltungen müssen eine Differenzierung erfahren, wenn die Situation und die Umstände dies erfordern. Mit einer der schwierigsten Aufgaben überhaupt ist es, sich die Kraft eines freien Urteilens in einer zunehmenden Meinungsvielfalt zu erhalten. Wie leicht sind wir dann geneigt, uns der veröffentlichten Meinung einfach anzuschließen. Ja genau dann wird es nötig, sich wieder Menschen zu suchen, mit denen in wichtigen Werthaltungen eine gewisse Übereinstimmung zu erzielen ist. Genau in diesem Augenblick taucht aber die Frage auf, auf welche grundsätzliche Wertehaltung, die Zeiten überdauernd Bedeutung haben, und wie bewahre ich auch in der eigenen Wertegemeinschaft eine gewisse Distanz zu gewissenhaftem Urteil.
Überall dies habe ich, in sehr lebensnaher Weise in meinen drei Büchern berichtet und verdeutlicht, welche Grundhaltungen die Prüfung auf der „Esse des Lebens“ so bestanden, dass ich sie als gültige und überdauernde Normen akzeptieren kann. Ein Wertekanon, dem ich als Geschenk der Daseinserfahrung im ganzen Leben zustimmen kann, hat diese Prüfung bestanden. Ich gestehe daher offen, dass ich als Christ eine gottgegebene Ordnung akzeptiere, mir aber die Kritikfähigkeit auch gegenüber mir und den eigenen Wertvorstellungen bewahrt habe. Dies gehört wohl zum Schwersten. Zu sagen wo und wann, die eigen Werthaltung das Maß der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe verunstaltet. Sich aber auch gegenüber den eigenen Wertvorstellungen in gut begründeten Situationen zu erlauben, die Stimme zu erheben, wenn Spielregeln der Lebensbedingungen und der Lebenserhaltung dies erfordern.
Mein ganzes Plädoyer, das ich bisher führte, gipfelt insofern in der unabdingbaren Aufgabe, sich in Verantwortung vor dem eigenen Gewissen, dem Leben und der Lebenserhaltung einen eigenen Standpunkt und eine Standfestigkeit zu sichern, die es erlaubt, im vollen Sinne ein Mensch genannt zu werden. Der Vorbilder, die diese Haltung verdienen gibt es gelegentlich wenige, in Wirklichkeit aber sind sie in der Geschichte der Menschheit doch eine Vielzahl. Wir finden sie in den Familien, in den Nachbarschaften, in den gesellschaftlichen Vertretern, in der Arbeitswelt, in den Religionen, im Glauben, in den Vertretern politischer Überzeugungen, manchmal im Strom der öffentlichen Meinung verborgen, als redliche Kommentare von Journalisten, in allen gesellschaftlichen Schichten der Wirtschaft, Forschung, Politik, Philosophie und Religion.
Die Geschichte der Menschheit gibt Zeugnisse von tiefster Schuld, von Verbrechen und Leid, aber auch immer wieder von Verantwortung, Pflichterfüllung Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Wer aber trägt mit dazu bei, dass unser Leben auf diesem Planeten Erde menschenwürdig und daseinserhaltend gelebt und weitergegeben wird? Diesem Lebensroman, wie er sich als Traum ankündigte, bin ich in meinem Beitrag mit einigen Beispielen gefolgt. Er soll nichts anderes darstellen, als einen Versuch, die Bedeutung des eigenen Urteils in jeder Zeit zu verdeutlichen. Aber auch zu zeigen, wie schwer es ein kann, die Fähigkeit zur Distanz und zu einem vor dem Gewissen des Lebens als Ganzem bewahrtem sittlichen Urteil zu erhalten.
Jeder Mensch erfährt im Leben unausweichlich sein eigenes Kreuz. Wir Christen vertrauen aber darauf, dass uns der Herr in allen Nöten beisteht, und uns im Heiligen Geist hilft, die Last zu tragen. Vielleicht möchte Gott im Kreuz und Leid nur die Hoffnung auf Hilfe durch IHN zum Leben erwecken. Ich kann mir Gott unseren Herrn, der Seine Schöpfung für gut befindet, nur als „DEUS caritas est“ vorstellen. Mich erschreckt daher zutiefst, dass wir der Versuchung erliegen könnten, unser Kreuz, das uns mit Jesus Christus verbindet, zu verleugnen. Dies wäre das reine Entsetzen, ein Abweichen von Gottes Wegen, um anderen Götzen zu dienen. Wohin uns die Anbetung fremder Götter nach „unserem Bild und Gleichnis“ führen kann, das ist in unseren Tagen auf vielfache Weise zu beobachten. Scheint doch der Tanz ums goldene Kalb, die Verweltlichung und Abkehr der Menschen von Gott allgegenwärtig. Wir können das uns auferlegte Kreuz im Zerbrechen von Beziehungen, bei gegenseitiger Entwürdigung, in Leid, Elend und den Grenzen unserer Hilfen im Alltag, hautnah erleben. Wie wohl tut es dann, wenn Menschen bei einander wohnend, sich die Hand reichen, das Mögliche unternehmen, sich gegenseitig trösten, und Gott in unserer Not, um Hilfe und Erbarmen anrufen. Wie nötig ist im Leid auch ein tröstendes Wort, die bergende Hand oder ein verständnisvolles Schweigen. Dass auf diese Weise manchmal ein Stück Himmel auf Erden, aufleuchten kann, durfte ich in der Arbeit als Psychotherapeut und in vielen Begegnungen mit Menschen erfahren.
Einander beim Lasttragen zu helfen, ist aber für uns Christen noch nicht die ganze Wahrheit. Denn aus allem Scheitern und Leiden erwächst immer wieder neue Hoffnung, Vertrauen und Liebe zu einander. und zu Gott unserem Vater. Er vermag in uns Barmherzigkeit, Mitleid und Hilfsbereitschaft zu erwecken, deren es bedarf, um Sein Reich des Friedens aufzubauen. Unser Herr und Meister Jesus Christus geht uns auf diesem Weg voran, und lehrt uns, IHM vertrauensvoll, mit unserem Kreuz zu folgen. Dabei kann es jedoch geschehen, dass, wir manchmal mehr unser eigenes und nicht so sehr Jesu und Gottes Leid sehen und beklagen. Wer aber vermag ermessen, was unser Herr an physischer und psychischer Gewalt bei SEINER Kreuzigung, und durch die Ablehnung SEINER Liebe und Sendung, für uns gelitten hat? Wie sehr muss Gott, unser Vater, menschlich gesprochen, immer wieder leiden, wenn wir IHM die kalte Schulter zeigen, als müssten wir einen Störenfried aus unserem Leben beseitigen. Gott aber lässt trotz allem nicht ab von SEINER Liebe. Mit offenen Armen geht ER immer wieder auf uns zu, oder trägt uns, wie verirrte Schafe, auf Seinen Schultern ins Reich des Friedens zurück. Das Kreuz und Leid in unserem Leben erinnert uns immer wieder daran, wie nötig wir den Herrgott brauchen. Lassen wir daher vom göttlichen Winzer die ungeordneten Strebungen in uns beschneiden, damit der wahre Gott, der Gegenwärtige, uns im Kreuz und in der Auferstehung SEINES Sohnes begegnen, und im Heiligen Geist trösten, beleben und stärken kann. Aller Willkür und dem Spott ausgeliefert, fragt uns der Herr vom Kreuz herab, ist einer da, der Mitleid mit MIR hat. Ich sage: Ja mein Herr und mein Gott „adsum“. Es hat mich immer erschüttert, wenn Menschen DIR o Gott die kalte Schulter zeigten und einander Leid zufügten. Herr erbarme DICH meiner, erbarme Dich unser. Wie von fern höre ich die Worte „heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein“. Lassen wir Kreuzträger diese tröstenden Worte Jesu tief in unsere geschundenen Herzen dringen.
Hoch gelobt und
Gebenedeit seist
DU Vater Sohn und
Heiliger Geist
Im Allerheiligsten
Sakrament jetzt
allezeit und von
Ewigkeit zu Ewigkeit
Alles was wir sind
im Himmel und auf
Erden haben sind
DEINE Liebesgaben
DU bist im Erbarmen
und Verschonen unser
Gotteshaus in dem
wir wohnen
Und sendest Deinen
Sohn uns durch Not
und Tod mit Leib und
Blut vom
Bösen zu Erlösen und
zu guten Werken auf
unserem Weg ins ewige
Auferstehn zu stärken
Kohelet sagt, dass alles im Leben die ihm eigene Zeit hat. Lebenserfahrungen brauchen ihre Zeit zur Reife, die Bereitschaft und den Kairos, den rechten Augenblick, sie als Geschenk zu erfahren und in die Person Mitte aufnehmen zu können. Lang und beschwerlich ist manchmal der Weg, um Einsichten zuzulassen, die unser Herz berühren. Ja es braucht seine Zeit und günstige Umstände um zu erkennen, dass wir Erfahrungen mit allen Menschen auf Erden teilen. und den Mut gewinnen, einander zu vertrauen, zu trösten und zu begleiten. Dies gilt auch für intime religiöse Ereignisse. Nicht nur Pascal, Augustinus, und Paulus, sondern auch wir alle erleben unsere schweren und großen Stunden. Wenn uns die Gnade Gottes ergreift, dann kann die Freude am Herrn wachsen, und uns zur Erkenntnis führen, wie sehr unser aller Vater um unser Heil besorgt ist. Wenn uns die Liebe Gottes aufrichtet und zum Handeln befähigt, lichtet sich unser lähmendes Dunkel, und wir erleben im Geben und Nehmen, dass sich alles was uns trägt und umgibt, gut anfühlt, sodass sich unser Mund wie von selbst zum Lobpreis öffnet.
Wir begegnen, begrüßen umarmen und reden miteinander über alles, was uns im Leben begegnet oder schweigen, und geben einander die Hand, wenn uns die Worte fehlen. Es gibt aber auch unser Bedürfnis, Erfahrungen in Arbeit, Familie, Gesellschaft und Politik, in Muse. Sport, Musik, Kunst, Kult und Gebet, miteinander zu teilen. Alles, was uns Menschen im Inneren, Äußeren und im Religiösen begegnet, kann dazu führen, den in allem innewohnenden Segen zu entdecken. Geschieht dies in beseligenden Momenten, dann fühlt sich alles gut an, entzieht sich der Segen dann kann das zu einer tiefen Krise führen. Aber Grenzen, Krisen ja selbst Leiden, Angst und Schuld unser ständiger Begleiter, der Tod, können Gottes Segen nicht völlig zerstören. Wir dürfen darauf vertrauen, dass auch die satanische Gewalt in erschreckenden Formen, nicht das letzte Wort des Lebens ist. In hohen Stunden dürfen wir zu unserem Trost und zur Ermutigung erkennen, dass sich alles, was Gott in Seiner Weisheit und Güte erschaffen hat, gut anfühlt.
Geweiteten Raumes Geheimnis
im wogenden Klang der Gezeiten
Worte wirbeln im Kreise
Schatten brechen im Licht
Gemessenen Schrittes bewegen
sich Winter und Frühling im Tanz
zerrinnender Stunden Geleite
in säumender Dämmerung verglüht
Wärmender Sonnen Geschmeide
in strahlendem Glanz der Natur
Löwe und Kitz sich vereinen
wie spielende Kinder im Sand
Nährendem Schoß sich entwindet
Geschlechter zeitliche Spur
Ähren treiben zur Ernte
im wiegenden Schnitt des Korns
Trauer und Glück in der Schale
verklingen im Glockengeläut
ein Herz webt sein friedvolles Amen
in Chronos ehernes Kleid
Das zunehmende Lebensalter lädt uns Menschen ein, über das Phänomen der Zeit nachzudenken. Dies scheint berechtigt, wenn wir erwägen, dass unsere verfügbare Zeit stetig schwindet und, wie bei allen Lebewesen, begrenzt ist. Den römischen Dichter Horaz könnte dieses Erleben der Endlichkeit zu seiner Aussage “carpe diem” -nutze die Zeit- geführt haben, die ich als Titel zu einer Betrachtung über die Zeit wähle. Das Ende unseres Daseins naht wirklich todsicher. Es scheint so betrachtet, als stünde unser ganzes Leben nur unter einem schlechten Stern. Horaz richtet seinen Blick jedoch auf die in unserem Dasein stets vorhandenen Gestaltungsräume. Auch wir heute Lebenden versuchen die vorhandene Zeit zu nutzen, wehren uns gegen die Vorstellung einer reinen Vergänglichkeit und hoffen mit vielen Gläubigen auf ein Leben nach dem Tod. Greifen wir daher die Anregung des römischen Dichters, als Impuls zu einer Betrachtung über die Zeit auf:
Unter den Philosophen hat sich vornehmlich Martin Heidegger in seinem Hauptwerk “Sein und Zeit” ausführlich mit Aspekten des Phänomens der Zeit im menschlichen Dasein befasst. Ärzten, wie S. Freud und C.G. Jung, verdanken wir Erkenntnisse über das Zeiterleben in Gestalt von bewussten und unbewussten Vorgängen in unserer Seele. Auch die Psychologie untersucht Aspekte der Zeit, nimmt die existenziellen Bedingungen des menschlichen Lebens in den Blick, und erforscht das Verhalten und dessen gezielte Veränderung. Christliche und andere Religionen betrachten das menschliche Leben im Ganzen der Schöpfung, und geben Antwort, auf die Sinnfrage und Sehnsucht nach einem Leben über den Tod hinaus. All dies sind bedeutende und nützliche Hilfen, um unser Dasein unter den jeweils gegebenen existenziellen Bedingungen unserer Umwelt zu verstehen und zu gestalten. Das Bewusstsein aber, dass unser Leben einem steten Wandel ausgesetzt ist, umfasst die ganze Geschichte der Menschheit. Selbst die Natur, in der wir uns vorfinden, ist diesem unaufhaltsamen Werden und Sterben ausgesetzt. Wir könnten zwar versuchen, vor diesen Tatsachen die Augen zu verschließen, und uns der Anerkennung unserer Lebensbedingungen und den uns gestellten Aufgaben zu verweigern, aber es nützte nichts, denn mit der Geburt in diese Welt blieben wir dennoch unauslöschlich im Buch des Lebens als einmal “Gewesene” aufgezeichnet. Nehmen wir daher unser persönliches Leben in der Zeit, als einen Prozess stetigen Wandels näher in den Blick. Es mag in unserer Vergangenheit durchaus schmerzliche oder schöne Erfahrungen gegeben haben, sie gehören aber als solche nicht mehr zu unserer realen Gegenwart. Die Mutter Zeit hat sie längst in den Schoß des Vergangenen aufgenommen. Auch wenn vergangene Ereignisse von Gefühlen begleitet waren, besitzen sie nicht mehr die gleiche Aktualität wie früher. Sie können als vergangene und damit in ihrer Bedeutung als “gewesene” Ereignisse erkannt, und einer bewussten Prüfung zugängig gemacht werden. Dadurch können sie ihren eventuell bedrohlichen Charakter verlieren, und ihr kreatives Potential wieder entfalten, um in verschiedener Weise das gegenwärtige oder künftige Leben zu bereichern. Von den in unserer Vergangenheit wurzelnden Erlebnissen können wir uns aber nicht vollkommen lösen, denn sie wirken bewusst oder unbewusst in unsere Gegenwart und Zukunft hinein. Es gilt aber, darüber zu wachen, dass wir unsere Freude am Dasein bewahren, um die stets neuen Lebensaufgaben zu lösen. Horaz erinnert uns mit seiner Aufforderung, jeden Tag zu nutzen, nachdrücklich an diesen zu unserem Wohl täglich eröffneten Gestaltungsspielraum. Wir sollten uns daher bewusst sein, dass all unser gegenwärtiges Werken und Gestalten in der Zeit, dem Gesetz des Sterbens und Werdens in der Natur nicht ganz entgehen kann. Übergeben wir doch täglich unser Werk als einen “gewesenen Tag” dem uns geschenkten Schlaf und damit auch der Vergangenheit. Es scheint daher vernünftig, unser Wirken in der Gegenwart so zu betrachten, als hätten wir alles nicht vollkommen in Händen, um uns dadurch in das stetige Loslassen im Leben nach dem Gesetz von Zeit und Ewigkeit einzuüben. Im Verlauf des Lebens wird aber zunehmend die Begrenzung aller verfügbaren Zeit deutlich bewusster. Unsere Handlungsspielräume können durch unerwartete Ereignisse wie Krankheit, körperliche oder seelische Beeinträchtigungen gemindert werden. Es verlangt deshalb Mut, trotz der Beobachtung von Todesfällen und Schicksalsschlägen, in unserer Umwelt, sich immer wieder aufzuraffen, um das eigene Leben dennoch in Grenzen zu genießen und den uns verbleibenden Lebensraum tagtäglich zu gestalten. Redlicherweise lässt es sich aber nicht aus unserem Bewusstsein verdrängen, dass auch unser künftig zur Verfügung stehender Gestaltungsraum, der zunächst, wie ein unbeschriebenes Blatt viele Möglichkeiten offenlässt, einmal ein “gewesener” sein wird. Es scheint daher, als ob die Mutter Zeit dem Gesetz des Sterbens und Werdens folgend, sowohl unser vergangenes, als auch unser gegenwärtiges und zukünftiges Leben umfinge.
So kommen wir nun bei unserer Zeitanalyse zu einem letzten Gedanken. Es scheint bei unserer Betrachtung des Lebens in der Zeit etwas zu geben, das sich trotz aller denkbaren Vergänglichkeit des Daseins behauptet. Denn unsere Vergangenheit, wie die Gegenwart und Zukunft, werden einmal mit Sicherheit ein persönliches Leben “gewesen” sein. Wir haben es zwar nur in sehr begrenzten Möglichkeiten in Händen. Dennoch wird es aber einmal sicher ein ganzes, nicht mehr auszulöschendes, wertvolles Leben “gewesen” sein, auch wenn wir dann dieser Welt nicht mehr angehören. Hier taucht noch einmal der Begriff des “carpe diem” in anderer Bedeutung auf. Wir können und sollten, soviel uns möglich ist, dazu beitragen, unser Leben so zu gestalten, dass wir es dereinst mit allen Höhen und Tiefen, als ein menschenwürdiges und verantwortungsvoll erfülltes Leben am Ende unserer Tage, unserem Schöpfer und Erhalter anvertrauen können. Er unser Gott, zu dem wir als Christen aufschauen, möge uns in allem Werden und Vergehen bis dahin segnen und vor allem Bösen bewahren. Ihm unserem Schöpfer und Erhalter dürfen wir aber getrost alles vergangene, gegenwärtige und zukünftig “Gewesene” unseres irdischen Weges, und dereinst all unser “Gewesensein” im Ganzen anvertrauen.
O Gott unser Allmächtiger Ewiger Gegenwärtiger Schöpfer und Allerheiligster Vater hilf uns beten: DIR verdanken wir uns und alles was wir sind und haben im Himmel und auf Erden. DU unerforschliche Quelle alles Heiligen und Ewigen Lebens, bist die in allen Geschöpfenwirkende und lebenserhaltende Liebe. Es ist DEINE Liebe, die DU unsschenkst, die uns drängt, DICH um DEINER SELBST WILEN von ganzemHerzen mit allen unseren Kräften zu lieben, zu loben, und mit allem was es gibt im Himmel und auf Erden, zu preisen und zu verherrlichen.
DU hast alles was DU erschaffen hast zur Teilnahme an den ewigen Freuden der Liebe zu DIR, und Liebe zu DEINEN Werken und Geschöpfen bestimmt. Jesus Christus, DEINEN eingeborenen Sohn, hast DU uns im Heiligen Geist aus Maria der Erwählten, als Menschensohn geschenkt, um uns als Weg Wahrheit und Leben, von allem Bösen der Gottferne und Sünde zu erlösen, und in der Kirche, im Glauben Hoffnung und Liebe im Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, in die Auferstehung zum Leben mit IHM dem Vater und Heiligen Geist zu führen. In Jesus Christus, durch SEIN Leben, und den bitteren Sühne Tod am Kreuz, sind wir in SEINER Nachfolge, mit allem was wir sind und haben in das Erlösungswerk unseres Herrn und Meisters und in SEINE Auferstehung zum ewigen Leben einbezogen. Wir feiern und preisen in den Ostergeheimnissen aber nicht nur die Auferstehung unseres geliebten Herrn und SEINE Himmelfahrt in die ewigen Freuden beim Vater Wir danken und preisen den Vater, Sohn und Heiligen Geist, auch für unsere Auferstehung aus der Nacht der Gottferne und des Sündentodes, in die Auferstehung der ewigen Liebe zu Gott und allem was es gibt.
Wir feiern im Ostergeheimnis den Sieg des Vaters. des Sohnes und des Heiligen Geistes, über den Tod, alles Tote und Böse der Dunkelheit, in die Auferstehung der erlösten Christenheit und Schöpfung, in das Licht des ewigen Lebens in den Wohnungen Gottes. Bitten wir unsere und Jesu Mutter, alle Heiligen und Seligen, den Papst, die Bischöfe, Kardinäle. die Gläubigen der Kirche, die Brüder und Schwestern und alle Geschöpfe inständig, um den uns von Jesus Christus im Vater zugesagten Heiligen Geist. Um Einheit, Gerechtigkeit, Frieden und innige Liebe, zu unserem Vater und Schöpfer, dem Sohn unserem Erlöser, der Kirche und allen Brüdern und Schwestern im Himmel und auf Erden, im Heiligen Geist, dem Tröster und Beistand, als lebendige Bausteine im Gottesreich.