In letzter Zeit überfällt mich gelegentlich die Lust, als Autor meiner Beiträge verschiedene Wege zu erkunden, um den Reiz des Neuen und Unverhofften zu genießen. Genau das ist jetzt der Fall. Und schon fällt mir eine Geschichte ein, die ich neulich erlebte. Es ist allerdings eine kleine Kostprobe in heimatlicher Mundart:
De Erich begegnet dem Ernscht. Sie hän sich scho lang nümme g´seh. De Erich isch fascht veschrocke. als er ihm de Ernscht so über dä Weg gl´aufe isch. Fascht het er en nümmi kennt. Di wenige Hoor uf em Kopf sin grau g´si. Si G´sicht het er in vieli Falte glegt, de Azug het e wenig dürftig usg´seh. Mer het de Idruck ka, es schtoht e Mänsch vor eim, dä scho a paar Johr uff em Buckel het, sit er ihn s´letschti Mol bi de Arbet g´seh het. E isch e klei wenig bucklig deher cho, mit sim Schtock i de Händ, uf dä er sich schwer g´schtützt het. De Erich het sich d´Auge griebe un non emol anegluegt, um sich z´vergwissere, ob die G´schtalt wirklich öbbis mit em Ernscht vo frier z´tue het. Er het no emol d´Auge griebe, um feschtz´schtelle, ob de alti Ma dört wirklich de Ernscht isch. Aber kai Zwiefel, es isch de Ernscht mit Hut und Hoor.
De Erich isch in´s Siniere cho un het sich e Momentli g´frogt, ob er am End au e so ä chomischi Figur abgeh würd. Chum usz´halte so e schämmige Vorschtellig. E mues sich eifach schnell mit ihm verglieche un schtellt z´rscht fescht, dass er immer no e weng schlanker isch, un kai e so dicke Ranze vor sich her schiebt. D´Rente het au so viel übrig gloh, dass er nit so abgrisse ussieht wie si Fründ. Er isch zwar hüt nümme so versesse druf, wie frieher us em Schächteli deher z´cho mit Maßazüg, g´schärkti wisse Hämde un Krawatte. Hüt duets au e weniger, aber im Veglich mit em Ernscht, do cha er´s immer no ufneh. Er mues zwar zuegeh, s´Laufe isch mittlerwieli au scho beschwerlicher, aber e Schtecke bruech i no nit, denkt er. So im Grosse un Ganze mit sich z´friede, luegt er no emol über d´Schtroß: Aber kai Irrtum sísch wirklich de Ernscht. So blibt er denn schtoh, bis de Ernscht nöcher kunnt, un ruft dann emol über d´Schtross: „He, hallo Ernscht!“ Dä hört au nümme guet, denkt er, un rueft nonemol lutter: „He Ernscht!“ Dä blibt schtoh – un luegt wer ihn denn do kennt. Er waiß jo, viel Lütt sinn´s nümmi, di ihn kenne, di maischte liege scho lang uf em Friedhof. E draiht sich um, luegt über d´Schtroß, sieht de Erich, un rueft: „I trau miene Auge nit, bisch Du de Erich? „Jessis, des git´s doch nit!“, was mach´sch Du denn do. Wenn Du nit g´rufe hätsch, hätt i die nit kennt.
Wart e wengeli, i chum zue Dir dure. E lacht über`s ganzi G´sicht, un cha vor Freud plötzli au ohne Schtock humple. E fuchtlet mit dem Schtecke i de Luft umme, dass sich die Autofahrer nümmi z´fahre traue, un bahnt sich de Wäg mitte durch d´ Schlange dure. Du, sait er als Erschtes:, „Wenn Du nit gruefe hätsch, ich wär nie uf de Gedanke cho, dass Du de alti Herr bisch uf de andre Stroßesite. Di Azug isch wie früeher recht propper, aber was drinn schteckt, het sich schtark veränderet. De Erich schluckt zwei dreimol drocke, dann meint er: De Zahn de Zit isch a mir au nit spurlos vobigange, aber me mues halt z´friede si. Frieher het mer d´ Mueter d´Hämder g´schärkt, hüt paßt mi Frau uf, dass i no aschtändig de her chum. Mini isch scho e paar Johr g´schtorbe sait de Ernscht. Des sieht mer Dir au a, – rutscht´s im Erich use. Si chöme aber Beidi schnell übereins, dass si a däm heiße Summertag nit lang uf de Schtroß schtoh möchte, un gönn mitenand in´s Café Paul; dört treffe sich ab un zue d´Renter uf e Schoppe.