Ich lade Euch ein, mit mir zusammen einem schönen Ostertag einzulegen; und einmal für wenige Augenblicke, mitten im kalten Wnter, alle Sorgen los zu lassen, und das innere Lächeln der Erlösten nicht zu verscheuchen, wenn Osterfreude sich in uns ausbreiten will: Wir öffnen wie im Frühling, die Türe zur Terrasse vor meinem Arbeitszimmer, und genießen die freie Sicht über den von meiner Frau liebevoll gepflegten Garten, die angrenzenden Büsche, und über die nahe gelegenen, in den Bäumen versteckten Häuser unserer Nachbarn hinweg, bis zum ansteigenden Wald am Horizont, über den sich ein lichter blauer Himmel, mit einzelnen Kumuluswolken ausbreitet. Ich staune immer wieder, in welch vielfältigen Grüntönen die vom Wind leicht bewegten Blätter, sich im Spiel von Licht und Schatten den Blicken darbieten. Es ist lohnnd manchmal, genau hinzusehen. Auf den ausladenden Blättern eines Busches, hatten sich heute winzige Tautropfen so im Licht der Sonne gruppiert, dass sie wie Diamanten glitzerten. Es grenzt an ein Wunder, was die uns umgebende Natur vor unseren Augen ausbreitet. Ich zeige unseren Gästen meine Liege, die ich vor Blicken geschützt, gern zu einem Sonnenbad nutze, um unter dem Gesang der Vögel und Kinderstimmen, beim entspannten Atmen, auf die eigenen Gedanken und Empfindungen zu lauschen. Wir hatten es an diesem Tag ruhig angehen lassen. Ich las ein Buch, das sich mit der Bedeutung der Sprache befasste, meine Frau beschäftigte sich mit einem Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.
Zu meiner Überraschung rief ein ehemaliger „Pirminer“ an. Wir hatten uns viel zu erzählen über die Zeit im Spätberufenen-Seminar, und die unterschiedlichen Lebensverläufe nach dem Abitur. Wir bedauerten sehr, dass unser St.Pirmin nicht mehr existiert und überlegten, auf welche Weise an die Zeit des Seminars erinnert werden könnte. Danach bekamen wir Besuch. Ich bot unseren Gästen mit einer Handbewegung die bereitstehenden, bequemen Stühle an, und erklärte ihnen die Sicht bis zum dunklen Grün des Waldes am Horizont, der zu unseren Ziel beir Spaziergängen zum Eschelhof hinaufführt. Wir nahmen Platz. Nach wenigen Minuten unterbrach ich die Stille und sagte:..
Heute dachte ich an Christi Himmelfahrt. In Sasbach sangen wir an diesem Tag einst den Hymnus „viri gallilaei…“, den ich in Erinnerung an unsere Zeit im Sedminar in Sasbach heute schon mehrfach anstimmte. Ich begleite die Gäste zur Terrasse vor meinem Arbeitszimmer: Dort stehen für uns bequeme Stühle bereit. Wir lassen den Reichtum der uns bergenden und von der Sonne erwärmten Natur geschehen. Die Vögel ringsum singen und zwitschern die Melodie ihrtes Lebens. Unsere Sinne vermögen die uns umgebende Pracht nicht zu fassen. Da mahnt uns eine innere Stimme, alles einfach so wirken zu lassen wie es ist, und unsere Augen schließen sich wie von selbst. Wir können es nun genug sein lassen, nur ein- und auszuatmen, um uns in ruhiger Erwartung dessen, was geschehen will, dem freien Spiel der Gedanken und Empfindungen zu überlasen. Ich weiß nicht wohin Euch in dieser Situation die Gedanken führen würden, aber ich kann Euch erzählen, wie es mir dabei gehtgieng:
Es kommt das Oster-Alleluja in mir hoch, und ich singe die Melodien der Liturgie und Osterlieder mit. Wie von selbst steigen Erinnerungen an die nachösterliche Zeit in mir auf. Ich sehe die Jünger vor mir, die in Trauer gefesselt, sich nicht von der Todeserfahrung des Karfreitages, und ihrer Trennung vom geliebten Herrn lösen können. Begriffsstutzig wie wir, sind ihre Augen gehalten, als sich der Auferstandene den Emmaus-Jüngern anschloss. Muss der Herr nicht auch uns, beistehen, mit uns wandern und reden, damit auch wir, befreit von allen Todesfesseln, durch IHN auferstehen, um mit IHM im Geist und in Wahrheit, als Söhne und Töchter Gottes, durchs Leben wandern zu können? In der Schrift ist ja belegt, wie der Herr mit den Emmaus-Jünger geht, mit ihnen redet und sie spüren lässt, dass ER ihre Not begreift und Ihnen nahe ist. Dann hält ER Mahl mit ihnen und nun gehen ihnen die Augen auf. Brennt nicht auch unser Herz, wie den Jüngern, wenn wir SEINE Stimme vernehmen, und ER mit uns Mahl hält? Wie oft habe ich mit anderen Christen zusammen in der Heiligen Messe die Wandlung von Brot und Wein, in des Herren Leib und Blut erlebt, und die Worte des Priesters, zum Gedächtnis des Herrn mitgebetet. Und auch wir brauchen unsere Zeit, um erst nach und nach zu begreifen, dass wir durch IHN wahrhaft auferstanden, der Macht des Todes entrissen, zu ewigem Leben auferweckt sind und der Herr in uns und unter uns wohnt. Doch dann bricht der anhaltende Osterjubel aus „Tod wo ist DEIN Stachel, Hölle wo ist DEIN Sieg!“
Und nun fallen mir die Schriftworte ein, dass die wahren Beter, Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Das heißt doch dass auch wir mit Gottes Eingreifen in unsere Lebensgeschichte jederzeit rechnen, und unter SEINER Führung und Weisung lernen können, unser „fiat“ DEIN Wille geschehe zu sprechen , auch wenn wir nicht alles sofort verstehen. Ist das nicht ein schöner Gedanke, der Gott als Ursprung aller Gnaden erscheinen lässt: Der Vater schenkt uns SEINEN Sohn, um alles Trennende, die Fesseln des Todes, die Not der Gottferne, unsere Schuld und Sünde zu sühnen, und der Allerheiligste uns in SEINEM Sohnes begegnen kann, damit auch wir Gott, unserem Vater und einander im Geist und in der Wahrheit begegnen können. Keinemn Gott der Lichtstraßen weit von uns entfernt, sondern als ständiger Begleiter in uns wohnen und wirken will. Hierzu sollen und dürfen wir, wie die Gottesmutter bitten: Der Heilige Geist möge in uns Gestalt annehmen, damit wir als „Auferweckte“, der Todesfesseln ledige Gottes- und Menschenkinder, miteinander frohgemut wandern können. Der Allmächtige möge uns durch SEINEN Sohn im Heiligen Geist zu allem Guten anregen und bewegen, und darauf achten lassen, dass wir SEINE Stimme in uns nie überhören.